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16.03.2022 | 11:44 | Düngemitteleinsatz 

Belastung durch landwirtschaftlichen Dünger in Niedersachsen gesunken

Hannover - Eine sinkende Zahl an Tieren in den Ställen der niedersächsischen Landwirtinnen und Landwirte sowie ein geringerer Einsatz von Mineraldünger schlagen sich in einer verbesserten Düngebilanz nieder.

Düngemitteleinsatz
Die intensive Tierhaltung beschert Niedersachsen seit Jahrzehnten auch eine intensive Düngung der Äcker - mit negativen Folgen für Gewässer und das Grundwasser. Aber die Lage beginnt sich zu bessern - langsam. (c) proplanta
Erstmals habe Niedersachsen auf Landesebene eine Stickstoffdüngebilanz unterhalb der gesetzlichen Grenze erreicht, teilte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) am Mittwoch in Hannover mit. Allein in den Landkreisen Cloppenburg und Grafschaft Bentheim wurden die Obergrenzen für organischen und organisch-mineralischen Stickstoff überschritten.

Nach Berechnungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurden im Wirtschaftsjahr 2020/21 37,8 Millionen Tonnen Wirtschaftsdünger - also Gülle und Mist - sowie Gärreste auf den Feldern ausgebracht. Im Vorjahreszeitraum waren es 37,9 Millionen Tonnen.

Die Zahl der Tiere auf den Bauernhöfen in Niedersachsen nahm in dem Vergleichszeitraum ab: Die Bestände der Rinder schrumpften um 71.773 Tiere (minus 3 Prozent), die der Schweine um 97.498 Tiere (minus 1 Prozent) und der Geflügelbestand um rund 647.000 Tiere (minus 0,6 Prozent).

Statt eines Überschusses an Stickstoffdünger auf den landwirtschaftlichen Flächen gibt es nun ein Minus von 3.655 Tonnen zum Bedarf der Pflanzen. Im Vorjahr wurde die Grenze noch um 692 Tonnen überschritten. Dazu habe auch der geringere Einsatz von Mineraldünger beigetragen, hieß es. Wegen der vergangenen Dürrejahre wurden die Pflanzen weniger gedüngt, zudem haben die stark gestiegenen Energiepreise zu einer deutlichen Verteuerung von Kunstdünger geführt.

Beim Phosphat sieht das Bild nicht so günstig aus: Hier müssen die Landwirte noch rund 22.630 Tonnen einsparen. Der Handlungsbedarf sei groß. «Das Ziel, einen günstigen des Grund- und Oberflächenwassers flächendeckend zu erreichen, bedarf in Niedersachsen weiterhin großer Anstrengungen», stellte die Landwirtschaftskammer fest.

In Niedersachsen gelten vor allem in vielen Regionen mit intensiver Tierhaltung Einschränkungen bei der Düngung - in den roten Gebieten dürfen Landwirte nur noch 20 Prozent unterhalb des Pflanzenbedarfs düngen. Grund: Der in den vergangenen Jahrzehnten angereicherte Überschuss an Stickstoff und Phosphat im Dünger beeinträchtigt die Qualität des Grundwassers beziehungsweise der Gewässer. Gleichwohl lobte Ministerin Otte-Kinast: «Ohne das entschlossene und engagierte Handeln unserer Landwirtinnen und Landwirte wäre diese positive Entwicklung auf Landesebene nicht möglich gewesen.»

Die Umweltverbände Nabu und BUND erkannten die Fortschritte an. Der Rückgang der Nährstoffbelastung sei aber noch nicht stark genug, sagte Nabu-Landesvorsitzender Holger Buschmann. Der BUND erklärte, dass durch eine Verringerung der Nutztierzahlen ein wesentlicher Beitrag zum Abbau von Umweltbelastungen durch die Landwirtschaft geleistet werden könne. Dass aber aufgrund der wirtschaftlichen Situation viele Höfe in die Aufgabe getrieben wurden, sehe der Verband kritisch. Die Belastung mit Phosphor sei vor allem für Oberflächengewässer in Niedersachsen ein großes Problem.

Für die Grünen sagte deren Agrar-Expertin im Landtag Miriam Staudte, die niedersächsischen Grundwasserwerte seien immer noch so schlecht, dass EU-Strafzahlungen drohen: «Aktuellen Forderungen nach einer verstärkten Düngung, um wegen des Ukraine-Kriegs mehr zu produzieren, erteilen wir Grünen deshalb eine klare Absage.» 

Der Bauernverband Landvolk verwies hingegen auf die negativen Folgen einer zu geringen Düngung. Das wirke sich auf die Qualität der Pflanzen aus. «Brotweizen können wir in Deutschland immer weniger produzieren», sagte Landvolk-Präsident Holger Hennies. Wichtig sei bei der Düngerfrage der Blick auf die einzelnen Betriebe. Es dürfe nicht sein, dass die gesamte Landwirtschaft in Niedersachsen unter Generalverdacht gestellt werde.
dpa/lni
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