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16.11.2010 | 13:30 | Megaübernahme geplatzt 

BHP gibt bei Potash auf

Sydney/ Saskatoon - Und wieder ist der australische Bergbaugigant BHP Billiton mit einem Übernahmeversuch gescheitert: Nach monatelangem Kampf musste der Konzern seinen Kampf um den kanadischen Kali-Förderer Potash aufgeben.

Düngemittel für Pflanzenproduktion
Eine der größten Übernahmen der Wirtschaftsgeschichte ist endgültig vom Tisch: Der australische Bergbaukonzern BHP Billiton hat nach scharfem Widerstand aus der Politik den Versuch aufgegeben, den weltgrößten Kali-Förderer Potash aus Kanada zu schlucken. Das 39-Milliarden-Dollar-Angebot sei hinfällig, teilte BHP am Montag in Melbourne mit.

Die kanadische Regierung hatte die Übernahme Anfang November blockiert, da man nicht sicher sei, "dass Kanada von dem vorgeschlagenen Geschäft unter dem Strich profitiert", wie Industrieminister Tony Clement damals sagte. BHP hätte allerdings noch die Möglichkeit gehabt, die Politik umzustimmen - diese Chance ließen die Australier aber ungenutzt.

Potash selbst hatte stets von einem zu niedrigen Angebot gesprochen und die Übernahme deshalb abgelehnt. Jetzt untermauere der Rückzug von BHP diese Auffassung, triumphierte das Potash-Management noch in der Nacht am Firmensitz in Saskatoon und erklärte, das Unternehmen stehe alleine blendend da. "Wir glauben, unsere Möglichkeiten für Wachstum in der Branche sind unerreicht."

BHP hatte Potash seit August bedrängt und gleichzeitig mit Zugeständnissen versucht, die kanadische Regierung auf die eigene Seite zu ziehen. Kalisalze sind unentbehrlich für die Düngemittel- Herstellung und entsprechend begehrt. Potash sitzt auf den weltgrößten Vorkommen und ist ein scharfer Konkurrent von K+S aus Kassel.

Damit ist BHP-Chef Marius Kloppers zum dritten Mal mit einem Übernahmeversuch gescheitert: 2008 platzte die Übernahme des Konkurrenten Rio Tinto - sein fast 150 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot musste Kloppers wegen der Wirtschaftskrise zurückziehen. Eine Fusion der bedeutenden westaustralischen Eisenerzgeschäfte von BHP und Rio Tinto scheiterte Mitte Oktober am Widerstand von Kartellbehörden. Zuvor war die Stahlbranche gegen den Plan Sturm gelaufen.

Auch der Fall BHP/Potash hatte die gesamte Branche in Aufruhr versetzt. Potash hatte über Monate händeringend versucht, einen genehmen Gegenbieter aufzutreiben. Immer wieder fiel dabei der Name des chinesischen Chemiekonzerns Sinochem.

Nach Potash könnte jetzt die Kasseler K+S oder deren norwegischer Konkurrent Yara auf die Liste möglicher Übernahmeziele rutschen, sagte Analyst Christoph Schmidt von der N.M.F. AG. Es stelle sich allerdings die Frage, weshalb BHP nicht gleich "kleine Fische" wie K+S und Yara in den Blick genommen habe. Einen Widerstand der deutschen Regierung gegen eine K+S-Übernahme hält der Experte jedenfalls für unwahrscheinlich und verweist auf den Fall Hochtief.

Dagegen sagte Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe: "Ich glaube nicht, dass BHP nun auf K+S schaut. BHP wollte einen großen Wurf landen, und da werden sie sich wohl nicht mit der zweitbesten Wahl zufriedengeben."  

Der Düngemittelsektor dürfte aber spannend bleiben: Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Dünger in den kommenden Jahren steigen wird. Die Weltbevölkerung nimmt zu, entsprechend auch der Bedarf an Lebensmitteln. Potash hatte im dritten Quartal gute Geschäfte gemacht und seinen Gewinn um 62 Prozent auf 403 Millionen Dollar hochgeschraubt. Die Kanadier beteuerten nun erneut gegenüber ihren Aktionären, dass es weiter aufwärtsgehe.

Australische Anleger reagierten positiv auf die Nachrichten vom BHP-Rückzug, zumal der Konzern gleichzeitig ankündigte, seine ausgesetzten Aktienrückkaufe wieder aufzunehmen, was den Kurs treiben dürfte. An der Börse in Sydney legte das BHP-Papier leicht zu. (dpa)
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