Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

13.02.2009 | 22:50 | Saatgutbeizen 

Bioland zum Bienensterben

Mainz - Bioland begrüßt die Entscheidung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), den Einsatz von Pflanzenschutzmittelbeizen der Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide (Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid) weiterhin zu verbieten.

Bienensterben durch Saatgutbeize
(c) proplanta
Damit bleibt auch das Bayer-Pflanzenschutzmittel Poncho Pro mit dem Wirkstoff Clothianidin verboten, durch das 2008 am Oberrhein 11.500 Bienenvölker vergiftet worden sind. Bisher habe laut BVL nicht ausreichend geklärt werden können, in welchem Maß und auf welchen Wegen die Bienen mit den Wirkstoffen in Berührung kommen können.

Hintergrund sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus Italien und Beobachtungen in Deutschland, denen zufolge im Guttationswasser von Maispflanzen sehr hohe und für Bienen tödliche Konzentrationen dieser Pestizide vorkommen. Dabei entsteht Guttation nicht nur bei Mais, sondern auch anderen Nutzpflanzen zum Beispiel Getreide. „Dieser bisher nicht berücksichtigte Belastungspfad wirft viele neue Fragen auf, die nicht nur den Schutz der Bienen, sondern der gesamten Insektenwelt betreffen. Die neuen Erkenntnisse zur Belastung über das Guttationswasser stellen grundsätzlich die Zulassung von Beizverfahren mit bienentoxischen Pestiziden in Frage. Bis zur endgültige Klarheit zu allen Belastungspfaden muss das Vorsorgeprinzip strikt angewandt werden,“ so Thomas Dosch, Präsident von Bioland.

Gleichzeitig warnt Bioland davor, neben dem bereits wieder freigegebenen Pflanzenschutzmittel „Mesurol flüssig“ einen weiteren Pestizidwirkstoff auf Grundlage einer „Gefahr im Verzuge“-Verfügung nach § 11(2) Pflanzenschutzgesetz zu genehmigen. „Das BVL kann nicht öffentlichkeitswirksam bienentoxische Neonicotinoide verbieten und gleichzeitig einen Wirkstoff zur Anwendung freigeben, der auch extrem bienengefährlich ist und für den die Gefahrenquelle durch belastetes Guttationswasser bisher nicht untersucht wurde,“ so Thomas Dosch.

Untersuchungen von Prof. Vincenzo Girolami von der Universität von Padua belegen die Abgabe der Neonicotinoiden aus dem Beizmittel durch das Guttationswasser. In den Tropfen, die junge Maispflanze auf diese Art absondert, werden Insektizid-Konzentrationen bis zu über 100 ppm gemessen. Bereits viel geringere Konzentrationen führen zum Tod von Bienen, die dieses Wasser aufnehmen.

Guttation ist ein Vorgang der Abgabe von Wasser bei Pflanzen. Dabei wird bei reichlicher Wasserversorgung und höherer Luftfeuchte, die eine vollständige Transpiration behindert, Wasser über Öffnungen an den Blattspitzen in Tropfenform abgegeben. Dies stellt jedoch nicht nur eine Gefahr für die einzelne Biene dar. Es ist davon auszugehen, das über die Wasserholbienen, welche das Volk mit Wasser versorgen, ganze Bienenvölker letal oder subletal von diesen Wirkstoffen geschädigt werden. (bioland)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Der richtige Zeitpunkt für Wachstumsregler in Wintergetreide

 Gräserbekämpfung in Sommergetreide mit dem Striegel?

 Regional empfohlene Feldarbeiten

 Schneckenbefall in Zuckerrüben jetzt kontrollieren!

 Ökowinzer drängen auf Zulassung von Kaliumphosphonat

  Kommentierte Artikel

 Ukrainisches Getreide macht EU-Märkte nicht kaputt

 Jedes vierte Ei in Deutschland aus Rheinland-Pfalz

 Hundesteuer steigt - Rekordeinnahmen bei Kommunen

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Milliardenschweres Wachstumspaket kommt, aber ohne Agrardiesel-Subventionen

 Wieder Bauernproteste in Berlin

 Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

 Deutsche Wasserspeicher noch immer unterhalb des Mittels

 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an

 Bamberger Schlachthof vor dem Aus