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20.05.2018 | 11:00 | Getreidemarkt 

Börsenakteure verkaufen Weizenfutures

Washington - Die Europäische Union könnte im kommenden Wirtschaftsjahr ihren zweiten Platz auf der Rangliste der weltgrößten Weizenexporteure behaupten. Davon geht zumindest das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) aus.

Weizenfutures
Deutlich höhere Weizenexporte der EU für 2018/19 vorausgesagt. (c) proplanta
Nach seinen ersten Prognosen für 2018/19 wird die EU-28 in der nächsten Saison 29,0 Mio. t Weizen einschließlich Weizenerzeugnisse wie Mehl ausführen. Für die aktuelle Kampagne rechnet das USDA jetzt mit EU-Weizenexporten von 24,0 Mio. t.

Im Wirtschaftsjahr 2016/17 waren 27,3 Mio. t exportiert worden. Die Weizenexporte Russlands sollen dagegen von schätzungsweise 39,5 Mio. t in der aktuellen Kampagne auf 36,5 Mio. t im nächsten Vermarktungsjahr zurückgehen, womit das Land aber immer noch mit Abstand größter Weizenanbieter auf dem Weltmarkt wäre. Die USA selbst werden laut der Vorhersage der Washingtoner Fachleute in der kommenden Saison rund 25,0 Mio. t Weizen einschließlich Weizenprodukte ins Ausland verkaufen und damit trotz eines Zuwachses von 1 Mio. t auf den dritten Rang abrutschen.

Gleichzeitig sollen sich die Ausfuhren Kanadas von 22,8 Mio. t auf 23,5 Mio. t erhöhen. Mit Blick auf Australien wird von einem Anstieg um 1 Mio. t auf 17,0 Mio. t ausgegangen. Auf demselben Niveau sieht das USDA die ukrainischen Weizenexporte, was aber einem Rückgang von 0,2Mio t entsprechen würde. Weltweit rechnet das US-Landwirtschaftsministerium im kommenden Wirtschaftsjahr mit einem Ausfuhrrekord von 187,6 Mio. t Weizen einschließlich Weizenerzeugnissen; gegenüber der für 2017/18 geschätzten Menge wäre das eine Zunahme um 3,9 Mio. t oder 2,1 %.

Aber noch große Unsicherheit

Im Hinblick auf die anstehende Weltweizenernte 2018/19 erwartet das USDA im Vergleich zum noch laufenden Rekordjahr einen moderaten Produktionsrückgang um 10,6 Mio. t oder 1,4 % auf 747,8 Mio. t. Das wäre allerdings noch die dritthöchste Erntemenge aller Zeiten. Dabei sind die Marktfachleute vor allem für Russland pessimistisch eingestellt; dort rechnen sie für 2018 mit einem Weizenaufkommen von „nur“ 72,0 Mio. t; das wären 13,0 Mio. t oder 15,3 % weniger als die russischen Landwirte 2017 von den Feldern geholt hatten.

Als Begründung für diese erwartete Entwicklung wird die Einschränkung des Anbauareals genannt. Darüber hinaus wird mit niedrigeren Erträgen gerechnet. Dennoch wäre es die dritthöchste Weizenernte der Russischen Föderation. Derweil erwartet das USDA für die EU gegenüber 2017 nur einen geringfügigen Rückgang der Weizenproduktion, und zwar um 1,2 Mio. t oder 0,8 % auf 150,4 Mio. t. Dabei dürfte eine voraussichtlich steigende Flächenproduktivität die Einschränkung der Anbaufläche nicht ausgleichen.

Für das eigene Land prognostiziert das Washingtoner Agrarressort ein diesjähriges Weizenaufkommen von 49,6 Mio. t; das wäre ein Zuwachs von 2,2 Mio. t oder 4,6 %. Dabei soll die größere Sommerweizenernte das voraussichtlich kleinere Winterweizenaufkommen überkompensieren. Allerdings sind sämtliche Vorhersagen der USDA noch mit sehr großer Unsicherheit behaftet. Die Experten beziffern die mittlere Abweichung ihrer Mai-Prognosen der vergangenen 37 Jahre von der jeweils letzten Ernteschätzung für das Ausland auf 15,3 Mio. t. Dabei gab es allerdings eine große Bandbreite, die zwischen 1,6 Mio. t und 32,9 Mio. t lag. Für die USA weist der Bericht hier einen Vergleichswert von durchschnittlich 3,1 Mio. t Weizen aus.

Erneut mehr Weizen in China auf Lager

Wie die Washingtoner Beamten zum globalen Weizenverbrauch ausführen, soll sich dieser 2018/19 im Vergleich zum Vorjahr um 10,1 Mio. t oder 1,4 % auf die Rekordmenge von 753,9 Mio. t erhöhen; damit würde die Nachfrage die Erzeugung zum ersten Mal seit 2012/13 übertroffen. Deshalb rechnet das Ministerium mit einer Abstockung der weltweiten Weizenbestände, und zwar um 6,1 Mio. t oder 2,3 % auf 264,3 Mio. t. Am größten soll die Lagermenge in Russland zurückgehen, für das die Experten wegen der dort vermutlich deutlich kleineren Ernte mit einem Minus von 6,0 Mio. t oder gut die Hälfte auf 5,7 Mio. t rechnen.

Für die USA wird ein Rückgang der Weizenbestände um 3,1 Mio. t oder 10,8 % auf 26 Mio. t erwartet. Auch in der EU soll es unter dem Strich zu einem Abbau der eingelagerten Weizenmengen kommen, und zwar um 2,6 Mio. t oder ein Fünftel auf 10,5 Mio. t. Von der globalen Beständen zum Ende der kommenden Saison sollen voraussichtlich 138,6 Mio. t oder 52,4 % allein auf China entfallen, was bedeuten würde, dass in der Volksrepublik dann 11,2 Mio. t oder 9,3 % mehr Weizen lagern würde als zu Saisonbeginn. Es wäre dort der sechste Anstieg der betreffenden Bestände in Folge.

Versorgungslage in der EU unterdurchschnittlich

Die globale Versorgungslage bei Weizen dürfte sich in der Kampagne 2018/19 nach den Prognosen der Washingtoner Experten etwas weniger reichlich als in der laufenden Saison darstellen; der erwartete Verbrauch könnte mit der prognostizierten Lagermenge 128 Tage lang gedeckt werden. Damit würde der Vergleichswert für 2017/18 um fünf Tage verfehlt und der entsprechende Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre um 18 Tage.

Überdurchschnittlich versorgt mit Weizen dürften die USA bleiben. Dort könnten die vorausgesagten Endbestände den erwarteten Weizenverbrauch einschließlich der voraussichtlichen Exporte 2018/19 rund 169 Tage lang decken; das wären zwar 29 Tage weniger als im laufenden Wirtschaftsjahr, aber noch neun Tage mehr als der Fünfjahresdurchschnitt. Dagegen zeichnet sich für die EU bei gleicher Rechnung ein Rückgang gegenüber dem langjährigen Mittelwert um etwa fünf Tage auf 24 Tage ab; der Vergleichswert des Vorjahres würde hier um etwa sieben Tage verfehlt.

Börsenakteure verkaufen Weizenfutures

Im Einklang mit der leicht „bullischen“ Prognose für die Versorgungsbilanz im eigenen Land und weltweit insgesamt sagt das USDA einen mittleren Weizenerzeugerpreis für das in den USA im Juni beginnende Vermarktungsjahr 2018/19 von 5,00 $/bu (153 Euro/t) voraus; die betreffende Schätzung für 2017/18 beläuft sich auf 4,70 $/bu (144 Euro/t).

Die Marktakteure an den Warenterminbörsen in Chicago und Paris quittierten die neuen Daten allerdings unter dem Strich mit dem Verkauf von Weizenfutures. So kostete der betreffende Dezemberkontrakt an der Chicagoer Börse am Dienstag vergangener Woche (15.5.) gegen 9.15 Uhr Ortszeit 5,27 $/bu (162 Euro/t); das bedeutete gegenüber dem Eröffnungskurs vom 10. Mai, also am Morgen vor der Veröffentlichung des USDA-Berichts, ein Minus von 4,2 %.

Börsenanalysten begründeten die schwache Tendenz unter anderem auch mit der höher als erwarteten Prognose für die landeseigene Weizenernte sowie mit der zuletzt schwachen Weltmarktnachfrage nach US-Weizen. Gleichzeitig gab der Dezemberkontrakt auf Weizen an der Pariser Matif um 2 Euro/t oder 1,1 % auf 174,50 Euro/t nach.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8342 Euro
 

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Welt-Versorgungsbilanz für Weizen 2013-2019
AgE
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