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22.10.2022 | 14:11 | Der Garten Berlins 

Brandenburger Gemüsebauern wollen schwierigen Markt beackern

Berlin/Uckermark - Die Bio-Möhren von Gemüsebauer Daniel Riesener aus der Uckermark kommen noch bis Weihnachten in den Handel - ausschließlich nach Berlin.

Gemüseanbaufläche
Möhren, Pastinaken und Rote Beete kommen aus Brandenburg. Regionale Gemüsebauern wollen damit den Tisch der Berliner decken - und so der Energiekrise und Problemen im Markt trotzen. (c) proplanta
Rund 170 Tonnen holt er aus dem Boden, und er könnte noch mehr anbauen. «Wir sind der Garten Berlins», sagte der 35 Jahre alte Leiter des kleinen Gartenbaubetriebs Bio-Alpakaland am Freitag. Er und weitere Bio-Betriebe aus Brandenburg haben sich zusammengeschlossen, um über einen gemeinsamen Verarbeitungsbetrieb in Berlin ihre Absatzchancen zu verbessern.

Derzeit leiden auch die Landwirte unter hohen Produktions- und Energiekosten. Zudem macht ihnen der Preisdruck durch günstigere Importware zu schaffen. Das Agrarministerium in Brandenburg will nun die Regionalität von Lebensmitteln mit einem Förderprogramm von knapp zwei Millionen Euro stärken, 2023 soll es mit den Hilfen weitergehen. Auch Qualitätssiegel gibt es.

«Am Ende entscheidet der Preis», sagte Sabine Kabath, Vizepräsidentin von Bioland und Geschäftsführerin der Biogärtnerei Watzkendorf, über den angespannten Markt. Und regionales Gemüse sei eben etwas teurer.

Angesichts der hohen Inflation werden Bio-Lebensmittel laut dem Marktforschungsunternehmen GfK häufiger im «normalen» Supermarkt oder beim Discounter gekauft anstatt im Naturkostfachhandel. Die Bio Company merke, dass es eine Verschiebung auch weg von regionalen Produkten gebe, sagte Gründer Georg Kaiser. «Diese Entwicklung wollen wir wieder umkehren.»

Auch der Verband Pro Agro in Brandenburg berichtete, Hersteller regionaler Lebensmittel sowie Hofläden hätten mit sinkender Nachfrage zu kämpfen. Der Geschäftsführer des Verbandes zur Förderung des ländlichen Raumes in Brandenburg-Berlin, Kai Rückewold, sagte: «Sie schauen, wie lange sie die Situation noch durchhalten.»

Er appellierte, trotz der gestiegenen Belastungen bewusster einzukaufen und im Monat etwa zehn Euro mehr für etwas teurere, regional erzeugte Lebensmittel aus der Nachbarschaft auszugeben. Verbraucher könnten sich doch auch fragen: «Muss ich wirklich ein neues Handy kaufen oder die neuen Schuhe?» Auch der brandenburgische Agrarminister Axel Vogel (Grüne) will die sogenannte regionale Wertschöpfung stärken. Das bedeutet, Erzeugung Verarbeitung und Vertrieb bleiben in der Region Berlin-Brandenburg.

Am Freitag besuchte der Politiker neben den Gemüsebauern in der Uckermark auch den konventionellen Verarbeitungsbetrieb Havita in Berlin. Er verarbeitet auch Bio-Gemüse und Salat von fünf Erzeugern aus Brandenburg zu Produkten für das Supermarkt-Regal oder für Schulcaterer. Alle sind in einem gemeinsamen Unternehmen zusammengeschlossen, um damit den Absatz im Handel zu verbessern.

Angesichts der Belastung durch die hohen Energiepreise sagte der Geschäftsführer des Berliner Verarbeitungsbetriebs Havita, Klaus Bauer: «Es wird auch uns treffen. Der Preisdruck ist hoch.» Er rechne mit einer halben Million Euro mehr pro Jahr für Energiekosten - unter anderem wegen der nötigen Kühlanlagen. Im Jahr 2020 arbeiteten Bauer zufolge noch rund 200 Beschäftigte bei Havita, derzeit seien es 60.

Das Ökodorf Brodowin, in dem ökologische Milchprodukte, Gemüse und Getreide erzeugt werden, musste laut Geschäftsführer Ludolf von Maltzan die Preise anheben, um die hohen Energiekosten stemmen zu können. Der Absatz etwa bei Molkereiprodukten sei zurückgegangen. Auch Personal baute er ab. «Die Menschen versuchen weniger Geld auszugeben für Lebensmittel, um genügend zu haben, um am Jahresende die Energierechnung bezahlen zu können.»

Von Maltzan ist aber überzeugt, dass viele Verbraucher nach wie vor den Wert umweltschonend produzierter Lebensmittel schätzten. «Wir müssen versuchen, die Region zu entwickeln», sagte Gemüsebauer Riesener, der gern neue Verfahren ausprobiert. Er sei trotz schwieriger Ackerböden, viel Bürokratie und hoher Investitionen mit Leidenschaft dabei.
dpa/bb
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