Die Förderunion bezifferte die betreffende Aussaatfläche in ihrer ersten Schätzung vom Dienstag (15.11.) auf 1,10 Mio. ha bis 1,13 Mio. ha. Damit würde das Anbauareal ein weiteres Mal die vorherige Erntefläche übertreffen, und zwar um rund 50.000 ha. Die Rapsfeldbestände präsentieren sich laut
UFOP derzeit überwiegend in einem guten und der Jahreszeit angemessen entwickelten Zustand.
Nach Einschätzung der Fachleute in Berlin dürfte der scharfe Anstieg der Rapserzeugerpreise im Frühjahr und Sommer nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine viele Landwirte dazu bewogen haben, den Anbau der schwarzen Ölfrucht auszuweiten. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass die bis Ende August in vielen Regionen herrschende
Dürre in Deutschland dazu geführt habe, dass nicht alle Aussaatplanungen realisiert worden seien.
Raps konkurriert mit StoppelweizenPositiv auf die Motivation der deutschen Landwirte zur Anbauausdehnung von Raps dürften sich der UFOP zufolge auch die Rapserträge 2022 ausgewirkt haben. Diese seien angesichts von Trockenheit und Hitzewellen ab Juni im Bundesmittel mit 39,6 dt/ha in Kombination mit hohen bis sehr hohen Ölgehalten deutlich besser ausgefallen als erwartet.
Der scharfe Anstieg der Preise für Rapssaat ab Frühjahr sei von ebenfalls kräftig steigenden Weizenpreisen begleitet worden. Im Zuge der Freigabe des Stoppelweizenanbaus zur Ernte 2023 habe jedoch eine weitere ökonomisch interessante
Winterung ohne Einschränkungen zur Verfügung gestanden, so die UFOP. In der Folge sei ab August keine deutlich größere Zugwirkung auf die Rapsfläche mehr zustande gekommen.
Rapsanbau in Frankreich und Polen stabilDerweil dürfte global betrachtet der Anbau von Raps in der Vermarktungssaison 2023/24 im Vorjahresvergleich eingeschränkt werden. Der Internationale Getreiderat (IGC) veranschlagt das betreffende Ernteareal in einer ersten Projektion auf 38,8 Mio. ha und damit um 1,1 Mio. ha oder 2,8 % kleiner als die Rekordfläche von 2022/23. Allerdings wäre dies immer noch das zweitgrößte Areal aller Zeiten.
Als Auslöser für die erwartete Anbaueinschränkung werden die aktuell verbesserte Verfügbarkeit der schwarzen Ölfrucht und die in der Folge gesunkenen Preise angeführt. Im Einzelnen schätzt der Getreiderat das Rapsareal in der EU-27 für die kommende Ernte auf dem hohen Vorjahresniveau von 6 Mio. ha. Obwohl die maßgeblichen Futureskurse unter den Höchstständen von Anfang 2022 lägen, dürften die Landwirte unter anderem in Frankreich, Polen und auch in Deutschland angesichts der in den vergangenen Jahren ermutigenden Ernten und der Aussichten auf eine solide lokale Nachfrage nach Rapsprodukten in etwa so viel Raps gesät haben wie im vergangenen Herbst. Unterdessen hätten sich die Wachstumsbedingungen für die Kulturen in vielen Teilen der Gemeinschaft im Zuge heftiger Niederschläge nach der anhaltenden Trockenheit im Sommer deutlich verbessert.
Mehr Raps in Kanada erwartetDie Rapsfläche in der Ukraine schätzt der Getreiderat auf etwa 1 Mio. ha; das wären nur 2,4 % weniger als in der laufenden Vermarktungssaison. Dort wurde die Aussaat laut
IGC bereits in der zweiten Oktoberhälfte abgeschlossen. Indes sind seine Flächenprognosen für die führenden Rapsexporteure nach Angaben des Getreiderates noch mit großer Unsicherheit behaftet, weil dort die Witterung im Frühjahr sowie die dann maßgeblichen Kosten und die Verfügbarkeit von Betriebsmitteln für die Anbauentscheidung der Landwirte eine wichtige Rolle spielen.
Für Kanada taxieren die Londoner Fachleute die Rapsfläche zur Ernte 2023 auf voraussichtlich 8,7 Mio. ha; das wäre im Vorjahresvergleich ein Plus von 1,4 %. Als Argument für die Ausweitung werden die Aussichten auf eine feste internationale Nachfrage nach Raps und seinen Nachprodukten angeführt. Dagegen sagt der IGC für Australien mit Blick auf die Saison 2023/24 eine deutliche Einschränkung der
Rapsaussaat voraus. Dort dürften die Landwirte die
Ölsaat auf rund 3,3 Mio. ha aussäen; dies entspräche dem langjährigen Durchschnitt, gegenüber 2022/23 aber einer Verkleinerung um 7,1 %.