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29.05.2022 | 10:15 | Spargelanbau 

Deutsche Spargel nicht mehr gefragt

Mainz - Die Spargelanbauer in Deutschland haben mit massiven Absatzproblemen zu kämpfen. Wie der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd (BWV) berichtet, trifft beim Spargel derzeit ein großes Angebot auf eine gedämpfte Nachfrage.

Deutscher Spargel
Großes Spargelangebot trifft auf eine gedämpfte Nachfrage - Inflation sorgt bei Verbrauchern für Kaufzurückhaltung (c) proplanta
Auf der Absatzseite sei eine Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren, unter anderem wegen der Inflation. Deutliche Kritik übte der BWV an der ungewöhnlich starken Konkurrenz durch Importware. Spargel beispielsweise aus Spanien oder Griechenland sei billiger als regionale Ware, weil die Produktionskosten dort deutlich niedriger seien, hauptsächlich wegen eines wesentlich geringeren Mindestlohns.

„Die importierten Stangen liegen dann im Geschäft neben dem vergleichsweise teureren Spargel aus Deutschland, wo bei der Produktion viel bessere Standards - etwa bei der Beschäftigung von Saisonarbeitskräften und bei der Düngung und dem Pflanzenschutz - herrschen“, so ein Sprecher des Verbandes.

Flächen aus der Ernte genommen

Unzufriedenheit und Enttäuschung wegen der Absatzschwierigkeiten und der Kaufzurückhaltung beim Spargel sind auch unter den Anbauern im Osten Deutschlands zu spüren. Obwohl die Erntemengen und die Qualitäten gut seien, nehme der Handel weniger Ware ab und biete den Kunden vielmehr billigeren Spargel aus dem Ausland, etwa aus Griechenland und Marokko, beklagte der Verband Ostdeutscher Spargelbauern gegenüber dpa. Diese Entwicklung sei fast bundesweit zu beobachten und treffe auch die Betriebe in Sachsen. Die Landwirte hätten bereits Flächen aus der Ernte genommen und Saisonarbeiter nach Hause geschickt.

Nach Einschätzung des Anbauverbandes versuchen offenbar viele Verbraucher, wegen der allgemeinen Preissteigerungen an anderer Stelle zu sparen. Das treffe auch den heimischen Spargel, obwohl dessen Preise auf dem Vorjahresniveau und teilweise sogar darunter lägen.

Mais statt Erdbeeren

Im Münsterland sind es die Erdbeerproduzenten, die aktuell unter zu niedrigen Preisen im Lebensmittelhandel leiden. Weil es sich nicht mehr lohne, ernteten einige Landwirte ihre Felder nicht länger ab, berichtete der Westdeutsche Rundfunk (WDR) am Freitag (27.5). Vereinzelt seien Erdbeerfelder mit reifen Früchten gemulcht worden, um Platz für Mais zu machen, der in diesem Jahr noch Geld einbringen solle.

Der Lebensmittelhandel kaufe aktuell lieber Billig-Erdbeeren in Spanien und den Niederlanden ein und biete oft minderwertige Ware zu günstigen Preisen im Supermarkt oder Discounter an, so die Kritik aus den Reihen der Landwirte. Dann seien die Margen deutlich höher. Für eine 500-g -Schale Erdbeeren erhalte der Landwirt vom Einzelhandel derzeit rund 1 Euro; das sei nicht kostendeckend. In der Direktvermarktung lasse sich dieselbe Menge Erdbeeren hingegen für 4,50 Euro verkaufen.

Preisanhebungen kaum durchsetzbar

In großer Sorge sind inzwischen auch die Obst- und Gemüsebaubetriebe im Rheinland. Auf der Tagung des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauer in Kempen wiesen die Delegierten am Dienstag (24.5.) darauf hin, dass dringend erforderliche Preisanhebungen für Obst und Gemüse nicht oder nur in unzureichendem Maße am Markt durchsetzbar seien.

Zudem sorge die zunehmende Inflation für eine Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern. Um eine Belastung der Betriebe durch die massiv gestiegenen Energiepreise und die CO2-Abgaben zu mindern, sprachen sich die Delegierten in einer Resolution unter anderem für eine deutliche finanzielle Unterstützung der Landwirtschaft und des Gartenbaus aus.

Wie ihren Berufskollegen in anderen Teilen Deutschlands sind auch den rheinischen Bauern die Billigimporte von Obst und Gemüse aus Staaten mit deutlich niedrigeren Löhnen und Umweltstandards ein Dorn im Auge. Beanstandet wurde auch eine irreführende Werbung, bei der für regional erzeugte Produkte geworben werde, die tatsächlich angebotenen Artikel aber häufig nicht aus regionaler Erzeugung stammten. An die Politik richteten die Delegierten deshalb den Appell, die bestehenden Regelungen des Gesetzes zum Schutz gegen unlautere Handelspraktiken anzupassen.
AgE
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