„Wir gehen davon aus, dass wir in Deutschland mit einem leicht überdurchschnittlichen Ergebnis in die neue Vermarktungssaison starten werden,“ erklärt Guido Seedler, Getreidemarktexperte des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV). In seiner aktuellen Prognose geht der Verband von einer
Getreideernte in Höhe von 48,0 Millionen Tonnen aus. Dies entspricht einem Plus im Vergleich zum Vorjahr von knapp 27 Prozent.
Der Weizen als wichtigste Getreideart wird mit zirka 24,7 Millionen Tonnen gut die Hälfte der Gesamternte stellen. Ob diese Menge auch tatsächlich gedroschen werden kann, wird sich in den kommenden drei Wochen zeigen. Die Bestände befinden sich in der Kornfüllungsphase und sind daher auf ausreichend Wasser angewiesen. „Sollten die sommerlichen Temperaturen anhalten und kein ausreichender Niederschlag fallen, sind insbesondere im Norden und Nordosten Deutschlands Ertragseinbußen zu befürchten“, ergänzt Seedler. Dort sind die Niederschläge der vergangenen Wochen weiterhin knapp ausgefallen.
Gerste beginnt mit der Abreife, Roggen teilweise gehäckseltDie
Gerstenernte wird auf 12,1 Millionen Tonnen prognostiziert. In einigen Regionen hat die Abreife begonnen, so dass in den Frühdruschgebieten zum Ende des Monats mit dem Erntebeginn zu rechnen ist. Die
Roggenernte wird derzeit aufgrund einer deutlich angestiegenen Anbaufläche (+ 22 %) und höherer Durchschnittserträge als im Vorjahr (+ 34 %) auf 3,6 Millionen Tonnen prognostiziert. Die tatsächliche
Erntemenge dürfte aber geringer ausfallen, da bereits Flächen zur Gewinnung von Viehfutter oder
Gärsubstrat für Biogasanlagen abgeerntet worden sind. „Wir halten einen Flächenverlust von bis zu 70.000 Hektar für möglich. Dann betrüge die Erntemenge nur 3,2 Millionen Tonnen“, so Seedler weiter.
Schwache Rapsernte erwartetWeiterhin keine gute Prognose hat der
Raiffeisenverband für die Rapsernte und erwartet eine enttäuschende Menge von knapp 3,1 Millionen Tonnen. Das wäre das schlechteste Ergebnis seit 1998. Ob diese Menge tatsächlich gedroschen werden kann, wird wie beim Getreide vom weiteren
Witterungsverlauf abhängen. Heißes und trockenes Wetter würde die Kornbildung behindern.
Herausforderungen in der Getreidevermarktung Auch wenn aufgrund der prognostizierten Erntemengen und der
Lagerbestände derzeit von einer insgesamt guten bis zufriedenstellenden globalen
Marktversorgung auszugehen ist, bestehen besondere Unsicherheiten. Auf der Nachfrageseite ist zum Beispiel offen, wie sich die
Schweinepest in China auf den Futtermittelmarkt auswirken wird. Darüber hinaus muss weiterhin mit Störungen des Marktes durch politische Weichenstellungen gerechnet werden. Die handelspolitischen Entscheidungen der USA sind nur ein Beispiel dafür. Die Raiffeisen-Genossenschaften stehen aber auch in diesem Marktumfeld den Landwirten als verlässlicher Vermarktungspartner weiterhin zur Seite.
Der
DRV legt seine nächste
Ernteschätzung Mitte Juli vor.