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13.02.2017 | 09:03 | Die lange Reise der Blumen 
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Eingeflogene Rosen zum Valentinstag

Frankfurt/Main - Der lange Nachtflug hat an den tiefroten Schönheiten keine Spuren hinterlassen.

Valentinstag
Zum Valentinstag sind Rosen gefragt. Angesichts der kalten Februartemperaturen in Europa haben die Blumen einen langen Weg hinter sich. In Frankfurt ist für Schnittblumen aus Afrika und Südamerika Zwischenstation. (c) proplanta
Dicht an dicht und sorgfältig gestapelt liegen die Rosen aus Ecuador im Karton, als ein Mitarbeiter des Perishable Center Frankfurt (PCF) die Blumen prüft.

Die Halle ist auf vier Grad gekühlt, damit die empfindliche Ladung vor dem Verladen optimale Bedingungen hat. In wenigen Tagen haben die Rosen am Valentinstag ihren Auftritt als duftige Liebesbekundung.

«Im Jahresdurchschnitt haben Blumen einen Anteil von 20 Prozent an den Waren, die im PCF ankommen», sagt Rainer Wittenfeld, Geschäftsführer des Zentrums, das unter anderem Fisch und Fleisch, Obst und Gemüse, aber auch Impfstoffe und pharmazeutische Produkte auf dem Frankfurter Flughafen umschlägt.

Vor dem Valentinstag allerdings steigt der Anteil der Blumenfracht deutlich. «Das sind dann ungefähr 60 Prozent», erläutert Wittenfeld. «Es kommen etwa 1.500 bis 1.700 Tonnen an.» Das entspreche etwa zwölf Frachtflugzeugen. Wahrscheinlich wenig überraschend zum Tag der Verliebten: Der Rosen-Anteil beträgt rund 95 Prozent.

Die Rosen aus Ecuador, Kenia und Südafrika, die in den Mittagstunden noch in der Halle gelagert sind, sind gewissermaßen Nachzügler. Die meisten Blumen sind bereits weiter unterwegs, per Lastwagen oder an Bord eines weiteren Flugzeugs. «Im Durchschnitt dauert es vier bis sechs Stunden, bis die Ware entladen, geprüft und zum Weitertransport bereitgestellt ist.»

Knapp die Hälfte der auf Flugzeugblechen und in Kartons gelieferten Blumen geht an Abnehmer in Deutschland, rund 55 Prozent reisen weiter - etwa nach England, Frankreich, Italien und in die Schweiz.

In den Herkunftsländern spielt der Blumenexport eine wichtige wirtschaftliche Rolle. In Kenia etwa sind Blumen neben Tee eines der bedeutendsten Exportgüter. Nach Angaben des ostafrikanischen Landes wurden allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 knapp 97.000 Tonnen Schnittblumen exportiert - nach Europa, aber auch in die Golfstaaten. Die Einnahmen aus dem Blumenexport stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf 766 Millionen Dollar.

Eines der wichtigsten Anbaugebiete liegt rund um den Naivasha See. Zwar gibt es auch in anderen Regionen klimatisch günstig gelegene Gebiete, wo Blumenfarmen gute Bedingungen haben. Doch mit knapp drei Stunden Fahrzeit von Naivasha bis Nairobi mit seinem internationalen Flughafen können frisch gepflückte Blumen noch am gleichen Tag die Reise etwa nach Frankfurt antreten. Zwei Tage später können sie ein duftender Gruß sein, etwa nun zum Valentinstag.

Die Blumenindustrie in Kenia ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern auch wichtigerer Arbeitgeber. Der hohe Wasserverbrauch beim Blumenanbau zog allerdings jahrelang Kritik von Umweltschützern auf sich. Sie warnten vor einer Übersäuerung des Sees durch Düngemittel und einem absinkenden Grundwasserspiegel, der Kleinbauern, Massai, Viehzüchter und die Nilpferde im Naivasha-See gleichermaßen traf.

Mittlerweile sei allerdings einiges getan worden, sagt Roland Gramling, Sprecher der Umweltorganisation WWF. «Im Jahr 2009 haben wir gemeinsam mit der Schnittblumenindustrie, den Massai, den örtlichen Wasserbehörden und anderen wichtigen Entscheidern das Problem angegangen.»

Damals seien Maßnahmen beschlossen worden, die unter anderem den Wasserverbrauch der Betriebe regelten. «Wenn eine Dürre herrscht und der Wasserstand im See fällt, werden die Wasserentnahmen zurückgeschraubt», nennt er ein Beispiel. Die kenianischen Gesetze seien entsprechend geändert worden. Allerdings: Nicht alle hielten sich an die Regeln. Mittlerweile gibt es auch Export-Schnittblumen mit Fairtrade-Zertifikat für fairen Handel.

Gramling sieht den globalen Handel mit gemischten Gefühlen: Immerhin entstehen Arbeitsplätze. Andererseits: «Es stellt sich durchaus die Frage, ob ich im Winter Rosen aus Afrika brauche», meint er. Beim Rosenstrauß zum Valentinstag ist in Europa allerdings mit saisonalen Rosen nichts zu machen. Und ein Bukett aus Kohl und Wintergemüse dürfte eher geringe Chancen haben, romantische Gefühle auszulösen.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 13.02.2017 09:15 Uhrzustimmen(41) widersprechen(27)
so ein quatsch, diese überangebot an schnittblumen/rosen zu jeder jahreszeit macht sie zu "langweilern"--hört auf den entwicklungsländern vorzuschreiben, was sie anbauen sollen um profit damit zu machen, gebt ihnen die freiheit zurück sich selbst mit allen notwendigen lebensmittel zu versorgen
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