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26.08.2019 | 01:31 | Aktueller Rat zum Pflanzenschutz 

Empfehlungen zur Unkrautbekämpfung in Winterraps

Karlsruhe - Die amtliche Pflanzenschutzexpertin H. Saddedine vom LRA Schwarzwald-Baar-Kreis teilt heute mit, dass sich die Rapsaussaat auf der Baar auf Grund der ergiebigen Niederschläge der vergangenen Tage zeitlich etwas verzögert.

Rapsaussaat
(c) proplanta
In Ergänzung dazu gibt die Beraterin wertvolle Tipps für eine erfolgreiche Unkrautbekämpfung nach der Saat im Vorauflauf und im frühen Nachauflauf (Keimblattstadium).

Ihrer Meinung nach richtet sich die Auswahl der Herbizide primär am Unkrautvorkommen und an der Witterung. Aber auch Standortbedingungen und Auflagen spielen nicht nur auf der Baar eine zunehmende Rolle bei der sach- und fachgerechten Auswahl der Mittel.

So zählt beispielsweise das Wissen, dass Präparate mit dem Wirkstoff „Clomazone“ v.a. Einsatzeinschränkungen im Hinblick auf den Abstand zu Nachbarflächen und bei den Tagestemperaturen haben. Im Vergleich dazu müssen beim Einsatz von Präparaten mit dem Wirkstoff „Metazachlor“ Einsatzeinschränkungen in Bezug auf das Grundwasser zwingend beachtet werden. Hier muss der Anwender wissen, dass Metazachlor-haltige Mittel aus Sicherheitsgründen in wassersensiblen Gebieten nur mit maximal 500 g/ha Wirkstoff eingesetzt werden sollten. Und, dass auf den Einsatz Metazachlor-haltiger Präparate in Wasserschutzgebieten sogar gänzlich verzichtet werden sollte.

Behandlungen für wassersensible Standorte ohne Clomazone: Einfache Verunkrautung einschließlich Kamille und Klette: Tankmischung mit Fuego Top + Tanaris (1,2 + 0,6 Liter/ha). Ist zusätzlich Storchschnabel vorhanden: Butisan Gold (2,5 Liter/ha) oder Butisan Kombi (2,5 Liter/ha, wenig Klette). Die genannten Mittel/Tankmischungen sowie Quantum + Tanaris (1,5 + 1,5 Liter/ha) wirken gegen Hirtentäschel und nur mäßig gegen Ackerhellerkraut, wenn sie im Vorauflauf eingesetzt werden.

Behandlungen für wassersensible Standorte mit Clomazone: Problemflächen mit Ackerhellerkraut können mit Clomazone-Mittel im Vorauflauf bis spätestens 3 Tage nach der Saat behandelt werden. Achtung: Spätere Anwendungen können Schäden an den Rapspflanzen verursachen. Mittelempfehlung: Colzor Trio (4,0 Liter/ha) oder Nimbus Komplett (2,5 Liter/ha). Reduzierte Abstände zu Siedlungen (20m) sind mit Centium 36 CS (0,33), Clomazone 360 CS oder Gamit 36 AMT (0,33) in Soloanwendung möglich.

Nachauflaufbehandlungen: Als neue Produkte für den Einsatz im Nachauflauf stehen Belkar bzw. Belkar Power Pack zur Verfügung. Damit werden Mischverunkrautungen einschließlich Klette, Storchschnabel, Hirtentäschel und Ackerhellerkraut sicher erfasst. Es wird mit 0,5 Liter/ha im 6-Blattstadium oder besser im Splittingverfahren mit mindestens 14 Tagen Abstand zum 2 bis 4 und zum 6 bis 8-Blattstadium mit jeweils 0,25 Liter/ha eingesetzt.

Ab dem 2 bis 6-Blattstadium können Klette, Stiefmütterchen oder Kamille außerdem mit Effigo, Runway, Tanaris oder Fox (Splittingverfahren in BBCH 14 und BBCH 16) bekämpft werden.

Bitte beachten: Trockene Rapspflanzen (Fox); 7 Tage Abstand zu anderen Behandlungen (Fox, Belkar); Im Herbst keine Anwendung von Mitteln mit dem Wirkstoff Metconazol wie z.B. Carax oder Caramba (Belkar).

Mittel gegen Ausfallgetreide und Ungräser sollten erst im 3-4 Blatt-Stadium der Gräser ausgebracht werden. Auf Standorten mit schwer bekämpfbarem Ackerfuchsschwanz können zur Vegetationsruhe bei feuchtkühler Witterung Kerb Flo bzw. Cohort (1,25 bis 1,8 Liter/ha), Milestone (1,5 Liter/ha) u.a. angewandt werden. Gute Wirkungsgrade werden vor allem bei noch kleinen Ackerfuchsschwanzpflanzen erzielt.

Beim Einsatz von Produkten mit Clomazone gelten umfangreiche Anwendungsbestimmungen, die unbedingt beachtet werden müssen. Hier ein Überblick der Ausbringungsauflagen für Clomazone-haltige Mittel:

- Tagestemperaturen: Bis 20° C ist die ganztägige Anwendung möglich; ab 20° C ist die Anwendung nur zwischen 18:00 und 9:00 Uhr; ab 25°C keine Anwendung!

- Abstände: 50m zu Siedlungsflächen und Ökoanbau bzw. 20m bei Soloanwendung der Mittel Centium 36 CS, Clomazone 360 CS oder Gamit 36 AMT; 0m zu Flächen mit Winterraps, Getreide, Mais oder Stoppel und 5m zu allen übrigen Flächen.

- Dokumentation: Anwendungsplan mitführen; Spätere Aufhellungen im Umkreis von 100m an das Landwirtschaftsamt melden

- Technik: Düsen mit 90% Abdriftminderung; Wasseraufwand mindestens 300 Liter/ha

- Information an abdriftgefährdete Nachbarn (falls gefordert): 1 Tag vor Anwendung!

Tipp: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) informiert über die zu erwartenden Tageshöchsttemperaturen der kommenden vier Tage unter folgender Adresse: https://www.dwd.de/DE/leistungen/clomazone/clomazone.html

Allgemein gilt es zu beachten:

- Auflagen zu Oberflächengewässer und dränierten Flächen (z.B. Quantum)
- Abdriftvorgaben mit 90%-Düse
- mindestens 300 Liter Wasser
- Ausbringung nur bis maximal 3 m/sec Wind (z.B. Stomp Aqua).

(Informationen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis vom 22.08.2019)
ltz augustenberg
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