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10.11.2015 | 14:59 | NaWaRo 

Energiepflanzen: Durchwachsene Silphie besser als Silomais?

Jena - Das Jahr 2015 war durch eine ausgesprochene Frühsommertrockenheit geprägt. Insbesondere in weiten Teilen Süd-, -Mittel und Ostdeutschlands fiel während der Hauptwachstumsmonate weniger als die Hälfte des ortsüblichen Regens.

Durchwachsene Silphie
Durchwachsene Silphie (c) Uli Eidenschink (TFZ)
So waren es im ersten Halbjahr in der Versuchsstation Dornburg nur 150 mm, was etwa einem Viertel der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge ent-spricht. Nicht nur die geringe Menge, gekoppelt mit niedrigen Temperaturen, sondern auch die schlechte Niederschlagsverteilung bereiteten insbesondere den Sommerungen große Probleme bei Aussaat, Feldaufgang und Jugendentwicklung. Hingegen kamen etablierte Bestände der Durchwachsenen Silphie, einer Energie- und Futterpflanze aus Nordamerika, mit der diesjährigen Trockenheit auf manchen Standorten besser zurecht als beispielsweise der Mais.

Versuche zeigen, dass sie mit ihrem weitverzweigten Büschelwurzelsystem Wasser bis in eine Tiefe von 2 m erschließen und so Trockenperioden besser überstehen kann. Trotzdem lagen die Dornburger Erträge bei der Silphie in diesem Jahr mit durchschnittlich 162 dt TM/ha auch nur im mittleren Bereich, aber immerhin 20 % über dem Durchschnittsertrag von Silomais (135 dt TM/ha) am selben Standort. Ähnliches ist auch aus bayerischen Praxisbetrieben zu hören.

Neben den guten, mit Mais vergleichbaren Erträgen, liefert die Silphie eine Vielzahl an ökologischen Vorteilen gegenüber annuellen Kulturen, welche monetär schlecht zu bewerten sind, künftig aber eine größere Rolle spielen werden. Im Internationalen Jahr des Bodens sei dabei insbesondere auf den Mehrwert der Silphie bezüglich des Bodenschutzes hinzuweisen: Als mehrjährige Staude trägt sie durch den Verzicht auf Bodenbearbeitung aktiv zur Humusakkumulation bei und verhindert durch ihre ganzjährige Bedeckung und Durchwurzelung die Bodenerosion.

Gleichzeitig regeneriert sich die Bodenfauna. Durch die Erhöhung der Regenwurmaktivität entstehen mehr Grobporen und somit kann mehr Wasser bei Starkregenereignissen in kürzerer Zeit vom Boden aufgenommen werden. Die Silphie kann ihre Vorteile auf stark erosionsgefährdeten Flächen sowie auf schlecht arrondierten, weit abgelegenen Schlägen oder Splitterflächen, von denen es auch in Thüringen zahlreiche gibt, besonders ausspielen.

Als extensiv zu führende Dauerkultur ist Silphie zudem prädestiniert für den Anbau in Wasserschutzgebieten, da ihr hohes N-Aneignungsvermögen ganzjährig Stickstoff im Boden reduziert und somit das Grundwasser schützt.

Im Rahmen des aktuellen Forschungsprojekts „Durchwachsene Silphie – Anbauoptimierung, Sätechnik und Züchtung" soll eine Erweiterung des Anbaus in der landwirtschaftlichen Praxis erfolgen. Dazu werden für das kommende Jahr innovative Landwirtschaftsbetriebe gesucht, die gemeinsam mit der TLL neueste Erkenntnisse aus Forschung und Praxis beim Anbau von Durchwachsener Silphie auf geeigneten Schlägen erproben, eventuell vorhandene Flächen erweitern oder neu in den Silphieanbau einsteigen möchten.

Geplant sind neben Aussaatversuchen mit optimierter Einzelkornsätechnik, auch Versuche zur Aussaat von Silphie unter Deckfrucht Mais mit herkömmlicher Sätechnik, einem Verfahren, dass im Energiepark Hahnennest (BW) entwickelt und dort im Jahr 2015 auf über 70 ha erfolgreich praktiziert wurde.
Johannes Köhler / TLL
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