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18.07.2012 | 19:20 | Ernte 2012 

Regen behindert Ernte in zahlreichen Bundesländern

Hannover/Jürgenshagen/Teltow - Wegen des durchwachsenen Sommerwetters mit immer neuen starken Regenfällen muss die Getreideernte in weiten Teilen Deutschlands unterbrochen werden.

Ernte
(c) proplanta
Durchnässte Felder können vielerorts nicht mehr befahren werden, wie der Deutsche Bauernverband am Mittwoch in Berlin mitteilte.

In Niedersachsen erfreute das kühl-feuchte Wetter zumindest die Landwirte - bisher. Wegen des anhaltenden Regenwetters seien zwar die Getreidekörner dick und rund, doch blickten die Bauern wegen der bevorstehenden Ernte mit Sorge in den wolkenverhangenen Himmel, teilte das Landvolk am Mittwoch in Hannover mit.

«Für die Ernte braucht es trockenes Wetter», erklärte Sprecherin Gabi von der Brelie. Die Gerste sei reif, ganz vereinzelt habe die Ernte bereits begonnen. Insgesamt werde die Getreideernte aber kaum mehr als die 5,1 Millionen Tonnen des Vorjahres bringen. Ursache seien Frostschäden zu Jahresbeginn, danach habe sich die Frühjahrstrockenheit negativ bemerkbar gemacht, sagte die Sprecherin.

Wegen des regnerischen Wetters verzögert sich auch in Mecklenburg-Vorpommern die Getreideernte. «Es sind erst 40 bis 45 Prozent der Wintergerste eingebracht», sagte der Präsident des Landesbauernverbandes, Rainer Tietböhl, am Mittwoch in Jürgenshagen im Landkreis Rostock. Normalerweise wären die Gerstenschläge bereits abgeerntet. Die Erträge liegen laut Tietböhl 10 bis 15 Prozent unter dem Durchschnitt. Die Getreidepreise seien jedoch erheblich gestiegen. Für eine Dezitonne Gerste würden etwa 23 Euro gezahlt, so viel wie noch nie. Allerdings seien etwa 80 Prozent der Landwirte im Frühjahr Verträge eingegangen, wonach sie nur 17 bis 18 Euro erhalten.

Wegen immer neuer Regenfälle befürchten Brandenburgs Bauern Einbußen bei der Getreideernte. «Für die Wintergerste wird es dramatisch», sagte Werner Franke vom Landesbauernverband am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Die Gerste sei seit einigen Tagen reif. Vielerorts müsse die Ernte aber unterbrochen werden, weil durchnässte Felder nicht mehr befahren werden könnten.

Zudem setzt die Feuchtigkeit den Ähren zu: Nach Angaben der Landwirte seien bis zu 50 Prozent der Bestände abgeknickt. Rund 26.000 Hektar sind nach Angaben des Referenten für Acker- und Pflanzenbau noch abzuernten. «Da zählt jetzt jeder Tag», sagte Franke.

Nach erheblichen Frostschäden durch eisige Wintertage rechnet die Branche in diesem Jahr ohnehin nur mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Dauert der Regen an, sieht der Landesbauernverbandes auch für die Rapsernte schwarz. Diese steht in den kommenden Tagen an.

In Thüringen bringt der seit Wochen anhaltende Regen ebenfalls die Getreideernte in Verzug. «Ich schätze, dass noch nicht einmal die Hälfte der Wintergerste rein ist», sagte am Mittwoch der Ackerbauexperte des Thüringer Bauernverbandes Reinhard Kopp der Nachrichtenagentur dpa. Die Gefahr bestehe, dass durch Wind und Regen die Ähren abknicken. Zudem können reife Körner auskeimen. «Wir brauchen dringend trockenes, beständiges Wetter über einen längeren Zeitraum», sagte Kopp. «Die Erträge werden wohl in diesem Jahr nicht all zu üppig.» In Thüringen wird auf rund 365.000 Hektar Getreide angebaut; Körnermais ist darin nicht mit enthalten.

Die Bauern in Sachsen-Anhalt starten unter schwierigen Wetterbedingungen in die Haupterntezeit. Sollte nicht ab spätestens Montag der Sommer kommen, sehe es schlecht aus um die Erträge, sagte der Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbands, Fritz Schumann, der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch. Den Landwirten stehe nun die Ernte der wichtigsten Getreideart, des Winterweizen, bevor. Außerdem müsse der Raps gedrillt werden. «Wenn es in den kommenden Tagen nicht trocken wird, müssen wir erhebliche Qualitätsverluste hinnehmen.» Trotz der täglichen Regenfälle sei die Ernte bislang immer noch besser verlaufen als im vergangenen Jahr.

Wegen des anhaltenden Regenwetters können auch die Bauern in Nordrhein-Westfalen ihr Getreide nicht von den Feldern holen. «Die Ernte hat schon eine Woche später als im langjährigen Durchschnitt begonnen», sagte ein Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW am Mittwoch dpa. «Seither hat es fast jeden Tag geregnet, dadurch ist die Ernte unterbrochen.»

In Süd- und Ostwestfalen konnte bis auf einzelne Flächen noch keine Wintergerste geerntet werden, wie Verena Telaar, Pflanzenbaureferentin beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband, sagte. Im Münsterland seien bislang nur etwa zwei Prozent der erntereifen Gerste abgemäht worden. Im letzten Jahr sei die Ernte dieses Getreides um diese Zeit fast abgeschlossen gewesen. (dpa/Pp)
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