Gute Aussaatbedingungen im Herbst des Vorjahres, eine weitgehend ausreichende Schneedecke im frostreichen Spätwinter und die gerade noch rechtzeitig einsetzenden Niederschläge Ende Mai stimmen die meisten Landwirte zufrieden.
Östlich der Elbe, am Nordrand des Harzes und in den Westteilen von Börde und Altmark wird dementgegen mit größeren Ertragseinbußen aufgrund von Kahlfrösten und ausgeprägter Frühjahrstrockenheit gerechnet. In den südlichen Landkreisen verursacht die stark angestiegene Mäusepopulation großflächig Schäden auf den Feldern.
Entscheidend für die Erlöse der Landwirte wird die Qualität der Ernte sein, die nicht zuletzt vom Wetter abhängig ist. Mit dem angekündigten Regen zur Erntezeit werden zusätzlich zu den hohen Kosten für Diesel, Phosphor und andere Betriebsmittel wieder Trocknungskosten entscheidend auf das Ergebnis drücken.
Wie sich die Preise entwickeln werden, versuchten die Marktexperten des Landhandels einzuschätzen. Aufgrund einer guten Versorgungslage auf dem Weltmarkt werden eher keine Rekordpreise für Druschfrüchte prognostiziert. Die Landhändler blieben in ihren Einschätzungen zurückhaltend, da sich Weltmarktpreise für Getreide und Raps oft in Abhängigkeit zu Währungskursen, politischen Entwicklungen und Wetterereignissen verändern.
In Sachsen-Anhalt wird laut Statistischem Landesamt auf rund 554.000 Hektar Getreide angebaut, darunter die Hauptanbaukultur Winterweizen auf 330.100 Hektar,
Wintergerste auf 92.700 Hektar und Roggen auf 85.300 Hektar. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anbaufläche für Getreide um 16.000 Hektar.
Winterraps ist mit einer Anbaufläche von 169.000 Hektar auf einem stabilen Niveau die zweitwichtigste Druschfrucht in Sachsen-Anhalt. Entgegen der öffentlichen Meinung hat sich der Anbau von Mais um 15.000 Hektar reduziert auf eine Anbaufläche von landesweit 120.000 Hektar.
Für die Einschätzung der Ertragserwartungen hatte der Landesbauernverband in allen Agrarregionen Landwirte nach ihren Ertragsprognosen bei Getreide und Raps befragt und aus den Ergebnissen eine Vorernteanalyse vorgenommen. Bei Winterweizen und Wintergerste werden Erträge im Schnitt von 70 Dezitonnen je Hektar erwartet, bei Roggen 45 Dezitonnen je Hektar. Für Winterraps wird ein Durchschnittsertrag von 30 bis 35 Dezitonnen je Hektar prognostiziert.
Im Mittel der vergangenen fünf Jahre liegen die Hektarerträge von Winterweizen bei 75,22 Dezitonnen, von Wintergerste bei 66,4 Dezitonnen, von Roggen bei 45,68 Dezitonnen und von Winterraps bei 37,62 Dezitonnen. (LBV/Pp)