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16.08.2011 | 14:55 | Getreideernte 2011 

Ernteerträge im Südwesten durch starke Streuung geprägt

Filderstadt/Bernhausen - Die Getreideernte in Baden-Württemberg ist im Augenblick stark im Rückstand.

Joachim Rukwied
Joachim Rukwied (c) proplanta
Im Moment stünden noch rund 30 Prozent auf Halm, berichtet der Präsident des Landesbauernverbandes Joachim Rukwied anlässlich des Ernte-Pressegespräches mit Proplanta auf dem Bärenhof der Familie Raff in Filderstadt-Bernhausen. Insgesamt rechnet Rukwied mit durchschnittlichen Ertragseinbußen von über 15 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel.

Doch kennzeichnend für dieses Jahr sei vor allem die starke Schwankungsbreite der Ernteerträge: "Der Norden war extrem von der Frühjahrstrockenheit betroffen. Die Ertragssituation stellt sich entsprechend differenziert dar: In der Main-Tauber-Region ist bei Raps zum Teil mit Totalausfall zu rechnen", schildert Rukwied. Erheblich positiver stelle sich die Situation im Süden dar: "Je weiter nach Süden, desto besser die Erträge", fasst Rukwied die Lage zusammen. In einigen südlichen Landkreisen sei die Ernte sogar überdurchschnittlich.

Die Winterweizen-Erträge liegen im Schnitt bei rund 65 dt/ha, schwanken jedoch stark zwischen 30 bis 90 dt/ha. Wintergerste soll mit 60 dt/ha etwa 15-20 Prozent unter dem Durchschnitt liegen. Starke Unterschiede weist auch die Sommergerste mit Erträgen zwischen 20 und 75 dt/ha (Durchschnitt 45 dt/ha) auf. Roggen spielt im Südwesten nur eine untergeordnete Rolle, auch hier ist mit ca. 15-20 Prozent Ertragseinbußen und geringen Fallzahlen zu rechnen.

Die eigentliche Problemkultur, betont Rukwied, sei jedoch der Raps. In den nördlichen Regionen sei die Ölfrucht zum Teil gar nicht gedroschen worden. Die Aussaat sei letztes Jahr bereits unter erschwerten Bedingungen erfolgt, die Saat sei schlecht aufgelaufen, es hätten sich keine Pfahlwurzeln gebildet. In Kombination mit den extremen Wetterbedingungen in diesem Jahr hätte dies zu Erträgen von durchschnittlich nur 30 dt/ha geführt. Im Norden würden jedoch Einbußen von 50 Prozent, im Süden von 10 Prozent erwartet.

Ende Mai war die Witterung von extrem trocken auf sehr regenreich umgeschlagen. Die Ernte wurde dadurch insgesamt erheblich erschwert. Die feuchten Böden erhöhen die Erntekosten beim Drusch, doch vor allem muss das Getreide oft mit 19-21 % statt 14-15 % Feuchte gedroschen werden. Hohe Trocknungskosten sind die Folge. Auch Qualitätsprobleme machen den Landwirten in den kritischen Regionen dieses Jahr zu schaffen. Die Fallzahlen bei Backweizen sinken, teilweise ist er nur noch als Futterweizen zu vermarkten. Auch Braugerste weist häufig überhöhte Eiweißgehalte auf, so dass sie von den Mälzereien nicht mehr angenommen wird.

Ebenso heterogen wie die Erträge ist derzeit die Stimmung unter den Landwirten. "In Regionen mit Trockenschäden werden die Umsätze signifikant zurückgehen. Dort ist keine Kostendeckung erreichbar", warnt Rukwied. Er weist darauf hin, dass in diesem Jahr zudem auch die Produktionskosten, vor allem im Düngemittelbereich, stark angestiegen seien.

Die Unsicherheit über Erntemengen und -qualitäten führt dazu, dass  Landwirte und Mühlen einfach abwarten: "Die Marktaktivitäten sind derzeit sehr verhalten", stellt Rukwied fest. Die Terminbörsen würden jedoch weiterhin eine hohe Volatilität aufweisen. Um das daraus resultierende Einkommensrisiko der landwirtschaftlichen Unternehmen abzufedern, fordert der Landesbauernverband eine steuerliche Risikoausgleichsrücklage.

Rukwied sieht jedoch auch Licht am Horizont: "Chancen auf stabile, möglicherweise auch steigende Preise sind durchaus gegeben", schätzt er, auch wenn die Lage derzeit noch abgewartet werden müsse. (proplanta)


Video zum Erntegespräch
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