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19.02.2021 | 08:58 | Aktueller Rat Pflanzenbau 

Erste Ramularia-Infektionen bei Wintergerste

Karlsruhe - Die Bedeutung von Ramularia in Wintergerste hat in den zurückliegenden Jahren deutlich zugenommen. Die Witterung der letzten - und auch die der kommenden - Tage sorgte oder sorgt erst noch für die ersten günstigen Infektionen im beginnenden Frühjahr.

Wintergerste
Bedeutung von Ramularia in Wintergerste hat zugenommen. (c) proplanta
Die Prognose bestätigt: Regional wurden bereits erste Infektionen gesetzt.

Die Krankheit

Wichtig ist das Wissen, dass Ramularia primär durch infiziertes Saatgut übertragen wird, denn die Krankheit ist samenbürtig und lässt sich kaum über die Beizung eindämmen. Auch Sporen, die auf Ernterückständen sitzen können Ausgangspunkt früher – leider meist unerkannten - Infektionen an jungen Pflanzen sein.

Die Blattkrankheit führt besonders in stark befallenen Beständen zu empfindlichen Ertragsverlusten. Da das visuelle Erkennen des Schaderregers im Feld nicht unbedingt einfach ist und die Symptome meist erst mit zunehmendem Absterben visuell klar zugeordnet werden können fällt auch die effektive Bekämpfung sehr schwer. Gerade dann ist es wichtig die Voraussetzungen für mögliche Infektionen wie die Infektionswahrscheinlichkeiten im Verlauf der gesamten Vegetation genau zu kennen.

Optimale Infektionsbedingungen

Der Pilz Ramularia collo-cygni ist eigentlich sehr anspruchslos. Seine Entwicklung beginnt schon bei Temperaturen um 0°C. Sein optimaler Entwicklungsbereich liegt zwischen 6 und 21°C und erst ab 35°C ist keine weitere Sporulierung mehr möglich. Schon 1 Stunde Blattnässe genügen, damit der Pilz das notwendige Kleinklima erhält um sich weiterentwickeln und sporulieren zu können – ein Blattnässeoptimum gibt es nicht.

Die moderne Forschung geht heute davon aus, dass Befallssymptome vor allem an besonders gestressten Pflanzen zu sehen sind. In Ergänzung dazu spielt die sommerliche Intensität der Sonneneinstrahlung beim Voranschreiten der Symptomatik eine ganz wichtige Rolle. Auch alles was den Pflanzen nicht gut tut - wie bspw. Staunässe in den Schlägen, Niederschläge direkt nach der Blüte - setzt die Pflanzen weiter unter Stress und erhöht den Infektionsdruck zusätzlich.

Vorbeugung ist das „A“ und „O“

Fruchtfolge anpassen und ggf. erweitern

Kein Saatgut aus dem Nachbau von Schlägen verwenden auf denen Vorjahr ein starker Ramulariabefall vorhanden war

Vorwiegend resistente Sorte anbauen

Infektionsgeschehen ab der herbstlichen Aussaat und im zeitigen Frühjahr genauestens beobachten

Tipp – Wann ist der richtige Behandlungszeitpunkt?

Hier scheiden sich die fachlichen Geister – eine allgemeingültige Strategie gibt es nicht. Liegen einem Erkenntnisse vor, dass bereits im Herbst erste Infektionen stattgefunden haben und werden die Bestände auch im zeitigen Frühjahr infiziert hat eine frühe Behandlung (BBCH 31-32) erfahrungsgemäß einen besseren Effekt als die mittlere (BBCH 37-39) oder gar die späte Behandlung (BBCH 49-51). Wird der frühe Behandlungstermin gewählt sollte das gesamte Infektionsgeschehen in jedem Fall regelmäßig kontrolliert werden um ggf. in Ergänzung zur ersten Maßnahme durch eine Spätbehandlung die Wirkung des ersten Termins abzusichern.

Leider muss einem dabei bewusst sein, dass durch Fungizidbehandlungen Ramularia momentan leider nicht ausreichend genug bekämpft werden kann. Ein wirklich zuverlässig und auch ausreichend wirksames Produkt gibt es momentan nicht. Erschwerend kommt ein zunehmender Fungizidresistenzdruck dazu womit Strobilurine wie Azole und Carboxamide für den Bekämpfungseinsatz nahezu ausscheiden und, dass Chlorthalonil-haltige nicht mehr zur Verfügung stehen. Gute Erfolge brachte in den vergangenen Jahren die früh/späte und damit die zweifache Behandlung der Bestände.

(Informationen des LTZ Augustenberg vom 18.02.2021)
LTZ Augustenberg
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