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15.06.2022 | 10:23 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Erster Nachweis 2022: Marmorierte Baumwanze durch die Samuraiwespe parasitiert

Karlsruhe - Sowohl die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys als auch die Samuraiwespe Trissolcus japonicus sind 2022 in Baden-Württemberg deutlich früher aktiv. Beide wurden dieses Jahr Ende Mai nachgewiesen.

Samuraiwespe
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Erster Nachweis 2022: Erneute Parasitierung der Marmorierten Baumwanze durch die Samuraiwespe. (c) Dr. O. Zimmermann LTZ Augustenberg
Während 2021 am 14. Juni in der Kiwianlage des LTZ Augustenberg eine erste Eiablage gefunden wurde, gelang dies dem KOB Bavendorf 2022 bereits am 25. Mai an einem Trompetenbaum in Ravensburg. Nach dem frischen Parasitierungsnachweis vom 18. Juni 2021 im Stadtgebiet Karlsruhe-Durlach auf einem Trompetenbaum (Catalpa sp.) wurde an gleicher Stelle nun die ebenfalls frische Parasitierung durch Trissoclus japonicus bereits am 31. Mai 2022 nachgewiesen.

Im Labor zeigte sich erst nach einigen Tagen die für die Parasitierung typische graue Umfärbung und am 12. Juni sind die Parasitoide geschlüpft. Zwei Eier haben sich nicht entwickelt. Aus dem parasitierten Eigelege schlüpfte insgesamt keine einzige Marmorierte Baumwanze. Parallel dazu wurden im Rheingau, Hessen durch die Hochschule Geisenheim University am 7. Juni erste Wanzennymphen an einem Blauglockenbaum und einem Trompetenbaum nachgewiesen sowie weitere Eiablagen und ein grau verfärbtes, parasitiertes Eigelege gefunden. Hier schlüpften am 13. Juni ebenfalls Trissolcus japonicus als erster Nachweis für Hessen im Jahr 2022.

Damit ist die Samuraiwespe Trissolcus japonicus als natürlicher Gegenspieler der Marmorierten Baumwanze fast zeitgleich mit den ersten Eiablagen der Wanzen aufgetreten. Nachweise der heimischen Schlupfwespe Trissoclus cultratus, die sich an der nicht-heimischen Wanze nicht voll entwickeln kann, erfolgten früher. Sie wird an Eiern heimischer Baumwanzen wie der Grünen Stinkwanze, der Grauen Gartenwanze und später im Jahr an der Rotbeinigen Baumwanze gefunden.

Entgegen der Erwartung in der ISIP-Meldung vom 4.6. war ein einzelnes dunkel verfärbtes Wanzenei nicht erfolgreich parasitiert und starb ab. Dass das unbemerkt parasitierte Eigelege beim Einsammeln am 31. Mai noch türkis-weiß war bedeutet, dass die Parasitierung erst vor wenigen Stunden stattgefunden haben muss, auch wenn das normalerweise bewachende Weibchen nicht mehr auf dem Gelege saß.

Durch den aktuellen Schlupf der Samuraiwespen erhöht sich der natürliche Parasitierungsdruck auf die Marmorierte Baumwanze und es sind weitere Nachweise zu erwarten. Es lohnt sich jetzt verstärkt in den Obst- und Gemüse-Produktionen und in städtischen Bereichen die Indikatorbäume wie Trompetenbaum (Catalpa), aber auch Blauglockenbaum (Paulownia) und Stechpalme (Ilex) auf parasitierte Wanzen-Eiablagen zu kontrollieren.

Das „Wanzen-Team“ des LTZ Augustenberg war auch im dritten Jahr ohne größeren Aufwand in der Lage die Parasitierung nachzuweisen. Wie schon 2021 gelang der entscheidende Fund B. Lutsch, der am LTZ in Projekten mit Neozoen beschäftigt ist. Ein weiterer Parasitierungsnachweis ist S. Wenz, HGU in Geisenheim gelungen, die während ihrer Masterarbeit am LTZ Augustenberg 2020 am ersten Nachweis für Deutschland beteiligt war.

Die unbestreitbare Etablierung der Samuraiwespe Trissolcus japonicus nördlich der Alpen seit 2019 in Basel-Stadt und in der Schweiz unter anderem in Zürich mit starker Ausbreitung und seit 2020 in Deutschland manifestiert sich mit diesen Funden.

Es gibt nun für 2022 erste Belege für die Eiablage der Marmorierten Baumwanze und das erneute Auftreten der Samuraiwespe Trissolcus japonicus im Südwesten Deutschlands. Untersuchungen zu invasiven Baumwanzen erfolgen am LTZ Augustenberg durch das BMEL-Projekt „BC-InStink“ und am KOB Bavendorf im Rahmen des grenzüberschreitenden Interreg-Projektes „Schädigende Wanzen im Obstbau“ mit Partnern aus der Schweiz, Österreich und Deutschland.

An der Hochschule Geisenheim University erfolgen unter anderem Untersuchungen zur Rolle von Blüh- oder Fangstreifen bei der Regulierung von Schaderregern wie den invasiven Baumwanzen und ihrer natürlichen Gegenspieler im ökologischen Beerenobstanbau. Das Forschungsvorhaben ResBerry wird von der EU und dem BMEL gefördert.

Interessierte Praktiker sind aufgerufen Verdachtsfotos von Eigelegen, ggf. mit aufsitzenden, schwarzen Schlupfwespen oder Wanzenlaven, den sogenannten Nymphen, zur digitalen Bestimmung einzusenden an: pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de

(Informationen des LTZ Augustenberg vom 13.06.2022)
LTZ Augustenberg
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