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29.10.2017 | 13:15 | Getreidehandel 

Exportgeschäft mit Getreide läuft gebremst

Berlin - Die deutschen Getreideausfuhren sind in der laufenden Vermarktungssaison deutlich kleiner als in den Vorjahren.

Getreidehandel
(c) proplanta
Darauf hat der Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft (BVA) in Berlin hingewiesen. Der Vorsitzende des BVA-Getreideausschusses, Jens Hottendorf , begründete diese negative Entwicklung mit Preisdruck durch russischen Weizen. Erschwerend komme hinzu, dass der seit dem Jahresbeginn 2017 wiedererstarkte Euro deutschen Weizen verteuere, der auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt werde.

Vor allem die traditionellen Handelspartner Deutschlands in Nordafrika und im Mittleren Osten versorgten sich zurzeit mit russischem Weizen. Die deutschen Exporteure gingen aber davon aus, dass sich ab dem Beginn des Jahres 2018 bessere Chancen ergeben dürften, weil im Winter die Lieferungen Russlands aufgrund der schwierigen Witterungsbedingungen erfahrungsgemäß deutlich zurückgehen würden.

Wie der BVA mit Blick auf die Getreidequalität aus der neuen Ernte ausführte, sorgen bei Weizen und Roggen niedrige Naturalgewichte für Probleme. Vielfach würden die von den Brotmühlen und Exporteuren geforderten Werte nicht erreicht. Zum Ende der Ernte seien auch die Fallzahlen eingebrochen. Unter diesen Bedingungen seien die Dienstleistungen des Erfassungshandels wie Trocknung, Aufbereitung und Qualitätsanalyse von besonderer Bedeutung.

„Für diese schwierigen Jahre hält der Handel die notwendigen Kapazitäten vor“, betonte Hottendorf. Die separate Lagerung der verschiedenen Qualitäten sichere die optimale Vermarktung und trage dazu bei, dass den Brotmühlen und Exporteuren die notwendigen Mengen zur Verfügung stünden.

Rapsanbau unwirtschaftlicher

Laut Hottendorf halten sich die Landwirte zurzeit mit der Vermarktung zurück und verkaufen vorwiegend Futtergetreide. Er erklärte diese Entwicklung mit dem weltweit reichlichen Angebot, wodurch die Weizennotierungen an der Matif seit Mitte Juli um etwa 20 Euro/t auf rund 160 Euro/t gesunken seien.

„Die guten Qualitäten liegen noch auf den Höfen“, erklärte der Getreidefachmann. Dies gelte insbesondere für Roggen. Wegen des knappen Angebotes an Brotroggen seien die Preise gegenüber dem Vorjahr stark gestiegen und lägen derzeit deutlich über denen von Brotweizen. Die Verbraucher würden das jedoch kaum zu spüren bekommen, denn der Anteil der Erzeugerpreise am Brotpreis sei mit wenigen Cent sehr gering, betonte der Experte.

Mit Blick auf den Raps stellte Hottendorf fest, dass die aus dem Neonikotinoiden resultierenden Ertragsverluste den Anbau unwirtschaftlicher machten. „Viele Landwirte sind anbaumüde und reduzieren den Rapsanbau. Diese Entwicklung ist für eine gesunde Fruchtfolge ungünstig“, erklärte Hottendorf. Trotz der schwachen Ernte in Deutschland zögen die Rapspreise nicht an. Preisdämpfend wirkten die komfortable weltweite Sojaversorgung und die große französische Rapsernte.

Beizung mit Mikronährstoffen praxisgerecht regeln

Für die Aussaat zur Ernte 2018 erwartet der BVA in Deutschland keine großen Verschiebungen zwischen den Kulturen. Beim Weizen wird ein zunehmender Anbau von A- und E-Sorten gesehen. Damit dürften die Landwirte auf die Einschränkungen bei der Stickstoffgabe reagieren, die durch die neue Düngeverordnung notwendig würden. Bei der Umsetzung der neuen Düngeverordnung fordert der BVA praxisgerechte Lösungen.

„Eine eindeutige Regelung ist für die Zulassung von Mikronährstoffbeizungen in der Herbstaussaat notwendig“, forderte BVA-Vorstandsmitglied Jörg Hartmann. Auch bei der Berechnung des Saatgutes in der Stoffstrombilanz pocht der BVA auf Regelungen, die mit einem vertretbaren Aufwand angewendet werden können. Wegen der geringen Nährstoffmengen ist es aus der Sicht des Verbandes völlig ausreichend, mit kulturartspezifischen Standardwerten zu arbeiten. „Eine Deklarationspflicht für die Proteingehalte auf jedem Lieferschein für Saatgut ist überflüssig und würde enorme Kosten verursachen.

Die Politik entfernt sich mit solchen Überlegungen immer weiter von der Praxis und dem ursprünglichen Ziel, den Düngemitteleinsatz effizienter zu gestalten“, so der BVA-Saatgutexperte. Dem Saatgut bescheinigte er allerdings eine gute Qualität, obwohl auch hier geringe Naturalgewichte auffielen, die sich in niedrigeren 1.000-Korn-Gewichten niederschlügen.

Unterdessen hätten die Anerkennungsquoten bei der Saatgutprüfung ein durchschnittliches Niveau erreicht. Deshalb würden für alle Kulturen insgesamt ausreichende Saatgutmengen angeboten; nur bei einzelnen Sorten könne es zu Engpässen kommen.

Geringerer Absatz von Pflanzenschutz- und Düngemittel erwartet

Mit Blick auf den deutschen Pflanzenschutzmarkt geht der BVA davon aus, dass auch in diesem Jahr weniger Mittel eingesetzt werden dürften. Ein Grund dafür seien die deutlich niedrigeren Verkaufszahlen bei Sonderkulturen, weil Frostschäden im Frühjahr im Obstbau regional zu großen Ausfällen geführt hätten. Auch bei den Düngemitteln rechnet der Verband für Deutschland mit einem rückläufigen Absatz, und zwar wegen der Umsetzung der neuen Düngeverordnung.

Unterdessen sei die Einlagerung von Stickstoffdüngern im Großhandel im Sommer von günstigen KAS-Angeboten osteuropäischer Hersteller geprägt gewesen. Harnstoff werde zurzeit zu höheren Preisen gehandelt, so dass der Markt entsprechend ruhig sei. Der BVA-Ausschussvorsitzende Pflanzenschutz & Düngemittel, Dr. Hans-Bernhard Overberg, erklärte, dass der Großhandel in diesem Jahr insgesamt zurückhaltender eingelagert habe. Die Phosphatpreise seien stabil. Die Einlagerung von Diammoniumphosphat (DAP) für die Frühjahrsaussaat habe begonnen und werde sich über den Winter fortsetzen.
AgE
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