Der Doldenblütler sei häufig das erste Arzneimittel, mit dem der Mensch in seinem Leben in Berührung komme, begründete das Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Würzburg am Montag seine Wahl. So erhielten viele Säuglinge während der Nahrungsumstellung Fencheltee, der Blähungen lindern soll. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (
BfR) mahnte in diesem Zusammenhang allerdings zu Augenmaß.
Der Tee enthalte wie die Gewürze Estragon, Basilikum, Anis, Sternanis, Piment, Muskatnuss und Lemongrass die Stoffe Estragol und Methyleugenol, die in mehreren Versuchsreihen krebsauslösendes und erbgutschädigendes Potenzial gezeigt hätten. Fencheltee könne zwar bei Beschwerden gezielt eingesetzt werden, sagte eine BfR-Sprecherin.
«Wir raten aber zur Vorsicht, wenn es zum Dauerkonsum kommt.» Schon im Jahr 840 hätten Mönche die Heilwirkung des Fenchels (
Foeniculum vulgare) entdeckt, betonten die Wissenschaftler des Würzburger Studienkreises Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde. Noch heute werde er gegen Darmbeschwerden und Halsschmerzen eingesetzt. «Fenchel gehört sicherlich zu den bekanntesten Heilpflanzen», schätzen die Wissenschaftler.
Schon die ältesten Hochkulturen wie Ägypten oder China hätten Fenchel als Gemüse und Heilpflanze geschätzt. In Deutschland habe erstmals der Abt des Klosters Reichenau, Walahfrid Strabo, der Pflanze Heilwirkungen zugeschrieben. Mit Wein und Ziegenmilch getrunken, sollte der Fenchel Blähungen des Magens lösen, die träge Verdauung verbessern und bei Husten hilfreich sein.
Medizinisch werden nach Angaben der Wissenschaftler ausschließlich die Fenchelfrüchte verwendet. Ihre wirksamen Inhaltsstoffe seien im Wesentlichen das ätherische Öl Anethol und der eher bittere Stoff Fenchon. Die Wirkstoffe leisteten Abhilfe bei Darmträgheit und seien in höherer Konzentration krampflösend. Zudem wirkten die Stoffe schleimlösend. (dpa)