Seit 1951 werden an jedem dritten Donnerstag im November ab Mitternacht die ersten Flaschen des kühl servierten Jungweins weltweit entkorkt. Ausgerechnet zum 70. Jubiläum des weinseligen Gesellschaftsereignisses war das Weinbaugebiet nördlich von Lyon von einer historisch schlechten Ernte betroffen, wie auch die meisten anderen französischen Weinregionen.
Zwar sei die Ernte mager ausgefallen, die Qualität der Trauben aber habe nicht gelitten, berichtete der Verband Inter-Beaujolais. «Man findet zarte, fruchtige und sehr süffige Beaujolais», sagte Beaujolais-Experte Bertrand Chatelet zum neuen Jahrgang. Die
Erntemenge im Beaujolais lag nach der letzten Statistik des Agrarministeriums um 50 Prozent unter dem Vorjahresniveau und dem Durchschnittsertrag. Frost im Frühjahr und
Schädlingsbefall waren die Ursachen.
Seit 1951 genießen die
Winzer der Gegend bei Beaujeu und Lyon das Ausnahme-Recht, frisch gekelterten Rebsaft vorzeitig im November zu entkorken. Gerade mal ein paar Wochen alt war er zunächst nur für den Hausgebrauch der Winzer zum Anstoßen auf die erfolgreich beendete Traubenlese gedacht.
Als findige Händler den aus der Gamay-Traube gewonnenen Beaujolais in Paris anboten und sich ein Wettrennen um die zuerst eintreffenden Tropfen lieferten, war die Idee zur Vermarktung geboren. Trotz des Naserümpfens vieler Experten ob des «unfertigen» Weins wurde aus dem Ereignis schnell ein Verkaufsschlager.
Liebhaber guten Weins warnen aber davor, «nouveau» oder «primeur» mit klassischem Beaujolais zu verwechseln. Und wie der Verband Inter-Beaujolais mitteilte, ist die Menge des «nouveau» in den vergangenen Jahren auch zurückgegangen und macht nur noch ein Fünftel des gesamten in der Region erzeugten Weines aus.
Im vergangenen Jahr wurden alleine in Frankreich knapp zehn Millionen Flaschen des «Beaujolais nouveau» verkauft. Hauptabnehmer im Ausland waren Japan mit 3,8 Millionen Flaschen, gefolgt von den USA und Kanada und Deutschland auf Rang vier mit 220.000 Flaschen, wie Inter-Beaujolais mitteilte.