30.12.2006 | 19:12 | Heilpflanzenanbau
Fünftel der deutschen Arzneipflanzen stammt aus ThüringenLohma - Rund ein Fünftel der deutschen Arzneipflanzen werden nach Angaben des Thüringer Interessenverbandes für Heil-, Duft-, und Gewürzpflanzen im Freistaat angebaut. |
Beinwell (c) proplanta «Im direkten Anbau von Arzneipflanzen hat Thüringen von der Fläche her eine führende Stellung in Deutschland», sagte der Verbandsvorsitzende Frank Quaas am Freitag in Lohma (Saale-Orla-Kreis) in einem dpa-Gespräch. Auf rund 1.200 Hektar pflanzten Bauern die Heilkräuter. In Deutschland gebe es etwa 6.000 bis 7.000 Hektar. «Im Bereich der Küchenkräuter ist Bayern traditionell stark.» Diese Kräuter pflanzten die Thüringer kaum. «Die Sachsen-Anhaltiner sind die Gewürzpflanzen-Spezialisten.»
Kamille sei als pflanzliches Arzneimittel derzeit am gefragtesten, sagte Quaas. «Der Trend geht hin zur Kamille und weg von der Pfefferminze.» Die Thüringer bauten Kamille auf mehr als 500 Hektar an. «Die medizinische Kamille hat eine positive Wirkung auf den Heilungsprozess der Haut.» Sie sei etwa in Cremes oder Bädern vorhanden. Kamillentee helfe dem Mund- und Rachenraum. Pfefferminze ist eigentlich nur ein Tee, der Verdauungs-probleme regeln kann», sagte der Verbandschef. «Davon können Sie keine Wunder erwarten.» In den vergangenen Jahren seien Johanniskraut, die Artischocke und Weidenprodukte angesagt gewesen.
«Der Markt für Johanniskraut ist aber vor sieben bis acht Jahren eingebrochen», sagte Quaas. Die Lobbyisten der Pharmaindustrie hätten in einigen EU-Ländern durchgesetzt, dass ein Hinweis auf Nebenwirkungen auf die Packungen gedruckt werde. «Es gibt einen Kampf zwischen der chemisch-pharmazeutischen Industrie und den Phytopharmaka-Produzenten», sagte der Verbandschef. «Phyto ist die Pflanze.» Auch die Gesundheitsreformen der vergangenen Jahre hätten es für Verbraucher komplizierter gemacht, Naturmedizin zu bekommen, die sie nicht selbst bezahlen müssten.
«Die Phytopharmaka wirken nicht sofort und sind in der Regel über Langzeit-einnahmen erfolgreich», sagte Quaas. An der Wirkung der Pflanzen auch im Zusammenspiel mit anderen Verbindungen werde stetig geforscht. «Wir haben in Thüringen das Glück, dass der Markt sehr stabil ist», sagte der Verbandschef. «Wir haben wenig Zuwachs, aber kaum einen Rückgang.» (dpa)
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