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22.08.2015 | 15:35 | Schrebergärten für alle 

Gemeinschaftsgärten gewinnen an Bedeutung

Potsdam - Das Gärtnern in größeren Gruppen ist nicht nur ein Trend in Deutschlands Metropolen - auch in Brandenburg erfreuen sich Gemeinschaftsgärten wachsender Beliebtheit.

Freude am Gärtnern
Samen aussähen, Hecken schneiden und Kartoffeln ernten macht vielen Brandenburgern in der Gemeinschaft mehr Spaß als auf der eigenen Scholle. Gemeinschaftsgärten bieten eine echte Alternative zu den bekannten Schrebergärten. (c) proplanta
Besonders im berlinnahen Raum, wo heiß begehrte Gartenparzellen knapp sind, wird das Konzept zur willkommenen Alternative.

Einer Liste der interkulturellen Stiftungsgemeinschaft «anstiftung und ertomis» zufolge gibt es in der Mark aktuell acht Gemeinschaftsgärten. Allein vier davon befinden sich in der Landeshauptstadt Potsdam. Die Liste erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Nicht aufgeführt ist zum Beispiel das Gemeinschaftsgartenprojekt «Gumno» in Cottbus, was auf Sorbisch «Garten» heißt. Im Juni 2014 haben Studenten des Studienganges Umwelt- und Ressourcenmanagement der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) auf dem Hochschulcampus einen Platz geschaffen, in dem gemeinsam gegärtnert und gelernt wird.

«In unserem Garten gibt es keinen Besitz, höchstens Verantwortung für bestimmte Beete», erläutert Gumno-Mitglied Damian Hennet. Planung, «Entwicklung und Pflege hängen von dem Engagement der Beteiligten ab und die Ernte wird geteilt.» Die Universität greife jedoch regulierend ein und lege die maximale Grabungstiefe oder die Pflanzenarten fest. Hauptsächlich Studierende und ältere Cottbuser sind im Gumno aktiv. «Das soziale Umfeld, die Idee, gemeinsam etwas zu schaffen sowie das Fehlen von Gebühren führt Menschen zu uns», sagt Hennet.

Die Heilpädagogin Susanne Hackel ist seit einem Jahr Mitglied im Potsdamer Gemeinschaftsgarten des «Treffpunkts Freizeit» am Neuen Garten. «Auf meiner Terrasse war zu wenig Platz für meine Kräuter», erklärt sie ihre Motivation, bei dem Projekt mitzumachen. Besonders jüngere Familien schnupperten hier erste Gartenluft. Gemeinschaftlich anzupacken und zu ernten, immer vor dem Hintergrund, nicht an seine Scholle wie im Kleingartenverein gebunden zu sein, mache den Reiz daran aus.

In Fürstenwalde (Landkreis Oder-Spree) gibt es bereits seit acht Jahren einen Gemeinschaftsgarten. Damals wurde er auf dem Gelände einer ehemaligen sowjetischen Kaserne gegründet. «Wir mussten das Projekt aufgrund starken Vandalismus abbrechen», erinnert sich Projektleiterin Cornelia Petermann. Später hatte die Stadt den Gärtnern eine ehemalige Brache zur Verfügung gestellt.

Dort gärtnern seitdem bis zu 400 Leute pro Jahr in den Beeten, darunter Schulklassen, Rentner aus einem Pflegeheim und junge Familien. «Wir verstehen uns als Alternative zu herkömmlichen Gartenvereinen», erklärt Petermann. Letztere hätten sich in Sachen Gemeinschaftsprojekten in ihren Sparten bislang nicht aufgeschlossen gezeigt.

Der Vorsitzende des Landesverbands der Gartenfreunde, Bernd Engelhardt, begrüßt grundsätzlich die Ideen des Gemeinschaftsgärtnerns. «Es ist eine gute Sache, junge Leute so an die Gartenarbeit heranzuführen», sagt er. Gerade vor dem Hintergrund, dass in den ländlichen Regionen Brandenburgs immer mehr Gartenparzellen ungenutzt blieben. Doch rein rechtlich sei es in den Schrebergärten oft nicht möglich, Parzellen für solche Projekte zur Verfügung zu stellen. Maximal zwei Pächter dürften pro Garten eingetragen werden.

Cornelia Petermann verweist in dem Zusammenhang hingegen auf Niedersachsen, wo Gemeinschaftsgärten in Sparten schon möglich wären. In Brandenburg, speziell in der Region Fürstenwalde, verhinderten starre Satzungen und die Ablehnung alteingesessener Gartenvereinsmitglieder solche Alternativnutzung. Allerdings unterstützten viele Kleingärtner das Projekt mit Saatgut-Spenden.

Seit April 2012 gibt es auch in Eberswalde einen Gemeinschaftsgarten. Dieser befindet sich im ehemaligen Schulgarten einer geschlossenen Gesamtschule. «Der Garten ist eine Bürgerinitiative ohne Vereinscharakter», informiert Projektmitglied Aileen Schlemonat. Die Gründung eines Vereins hätten die Gärtner abgelehnt, da sie das starke Reglement fürchteten. (dpa)
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