Wie schon im Vorjahr liegt deren Anteil an der landesweiten Erzeugung bei Mais, Sojabohnen, Baumwolle und Zuckerrüben auch 2012 zwischen 88 und 94 Prozent. Insgesamt wurde im Frühjahr auf einer Fläche von etwa 67 Millionen Hektar gentechnisch verändertes Saatgut ausgebracht. Anzeichen für eine Trendwende zurück zu konventionellen Sorten sind nicht zu erkennen - obwohl auch in den USA der öffentliche Streit um Genfood heftiger wird.
Die Zahlen für die 2012 zu erwartenden Anbauflächen gehen aus der aktuellen Auswertung der Saatgutverkäufe hervor, die jährliche Ende Juni von der US-Landwirtschaftsbehörde
USDA veröffentlicht wird.
Bei Sojabohnen hat sich die Gesamtanbaufläche gegenüber 2011 kaum verändert und beträgt nun 30,5 Millionen Hektar. Der Anteil an gentechnisch veränderten Sojabohnen ist dagegen leicht von 94 auf 93 Prozent gesunken. Nach wie vor werden ausschließlich herbizidresistente gv-Sojabohnen angebaut.
Bei Mais ist der Anteil an gv-Pflanzen mit 88 Prozent gegenüber dem Vorjahr unverändert. Da jedoch der
Maisanbau in den USA um drei Prozent zugelegt hat, sind auch die mit gv-Sorten bewirtschafteten Flächen um etwa eine Million Hektar gestiegen.
Mehr als die Hälfte der im Frühjahr 2011 ausgebrachten gv-Maissorten verfügt über mehrere Insekten- und Herbizidresistenzen (stacked genes). Im Handel sind verschiedene Sorten, die zwei oder mehr Varianten des Bt‑Proteins bilden, die gegen
Schädlinge wie den
Maiszünsler (European Corn borer) oder den
Maiswurzelbohrer (Corn root worm) gerichtet sind. Zusätzlich sind diese Maispflanzen resistent gegen verschiedene Herbizide.
Bei Baumwolle stieg zwar der Anteil gv-Sorten von 90 auf 94 Prozent. Da jedoch die Gesamtfläche nach einigen Zuwachsjahren nun wieder deutlich zurückgegangen ist, nahmen 2012 auch die Flächen mit gv-Baumwolle ab. Nach wie vor weisen knapp zwei Drittel des Saatguts kombinierte Insekten- und Herbizidresistenzen auf.
Nicht in der offiziellen Agrarstatistik der US-Landwirtschaftsbehörde ausgewiesen sind Anbauflächen für gv-Sorten bei anderen Kulturarten.
In den Zuckerrübenregionen der USA haben die Farmer 2011 gv-Sorten auf einer Fläche von etwa 475.000 Hektar (Anteil 95 Prozent) ausgesät. Ein ähnliche Anteil ist auch 2012 zu erwarten, zumal die US-Landwirtschaftsbehörde die von Gerichten geforderte Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen hat.
Nach jahrelangen Auseinandersetzungen ist seit 2011 der Anbau von herbizidresistenter gv-Alfalfa (Luzerne) wieder ohne Einschränkungen erlaubt. Nach 200.000 Hektar im Vorjahr soll nach einer
Umfrage unter Landwirten in dieser Saison etwa die Hälfte des ausgebrachten Saatguts - das entspricht 4,5 von 9 Millionen Hektar - gentechnisch verändert sein.
400.000 Hektar - oder 80 Prozent der nationalen Erzeugung - werden in den USA mit gv-Raps bewirtschaftet. Auf kleineren Flächen, aber regional mit hohen Anteilen, werden gv-Squash (gelbe Zucchini, 2.000 Hektar) und auf Hawaii gv-Papaya (500 Hektar) angebaut, beide mit Resistenzen gegen durch Viren ausgelöste Pflanzenkrankheiten.
Die aktuelle Befragung nach ihren Saatgutkäufen zeigt, dass die US-Farmer nach wie vor von den Vorteilen gentechnisch veränderter Sorten mit Herbizid- und Insektenresistenzen überzeugt sind. Weder die zunehmende öffentliche Auseinandersetzungen über gentechnisch veränderte Lebensmittel, noch die breite Kampagne für eine Kennzeichnung und die bevorstehende Volksabstimmung in Kalifornien haben sich bisher in größeren Marktanteilen für konventionelle Sorten niedergeschlagen.
Auch die zunehmenden Probleme mit resistenten Unkräutern und Schädlingen sind bisher offenbar ohne Einfluss auf die Saatgut-Nachfrage. So haben sich in einigen Regionen inzwischen verschiedene Unkräuter verbreitet, die gegen den überwiegend ausgebrachten Herbizidwirkstoff Glyphosat (Roundup) resistent geworden sind. Allerdings sind die Landwirte deswegen kaum zu herkömmlicher Unkrautbekämpfung zurückgekehrt. Inzwischen sind neue gv-Sorten auf dem Markt, die über Toleranzen gegen weitere Herbizid-Wirkstoffe verfügen, mit denen auch die roundup-resistenten Unkräuter bekämpft werden können. Außerdem können die Landwirte nun im Wechsel verschiedene
Herbizide ausbringen und so eine Resistenzbildung bei den Unkräutern hinauszögern.
Vor allem im Mittleren Westen der USA sind Maiswurzelbohrer gefunden worden, die offenbar Resistenzen gegen die in gv-Maissorten gebildete Variante des Bt-Proteins (Cry3Bb1) entwickelt hatten. Im Frühjahr 2012 haben sich mehrere Wissenschaftler an die amerikanische Umweltbehörde gewandt und auf das "unzureichende Resistenzmanagement" hingewiesen. Sie empfahlen häufigeren Fruchtwechsel, größere Refugienflächen mit konventionellen Pflanzen und ein stärkere Orientierung an den Grundsätzen der integrierten Schädlingsbekämpfung, jedoch keinen grundsätzlichen Verzicht auf Bt-Mais.
Dagegen ist bei Mais und Baumwolle, bei denen sich das Bt-Protein gegen schädliche Schmetterlinge wie den Maiszünsler richtet, das Konzept weiterhin wirksam. Zum Erstauen vieler Experten und Praktiker sind bis auf einzelne Baumwollkapselbohrer keine resistenten Schädlinge aufgetreten. Anders als beim Maiswurzelbohrer werden hier die Auflagen des Resistenzmanagements - ausreichende Refugienflächen und eine hohe Dosierung des Bt-Ptoteins in den Pflanzen - eingehalten. (transGen)