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03.05.2023 | 10:42 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Getreide: Bestände gezielt kontrollieren

Karlsruhe - Das renommierte Bruchsaler Pflanzenschutz-Beratungstandem C. Erbe und L. Merkle wissen, dass im Landkreis Karlsruhe frühe Sorten bzw. früh gesäter Winterweizen das letzte Blatt schiebt (noch zusammengerollt und nicht voll entfaltet), wohingegen spät gesäter Weizen (nach Körnermais oder Zuckerrüben) das vorletzte Blatt schiebt.

Wintergetreide
(c) proplanta
Beide raten: „Mit Erscheinen des letzten Blattes gilt es gezielt die Bestände auf Pilzkrankheiten zu kontrollieren.“

Winterweizen:

Die Gesunderhaltung der obersten 2 Blätter bildet einen wichtigen Baustein für einen guten Ertrag. Da diese jetzt teilweise vorhanden sind, schützt eine Fungizid-behandlung den gesamten Blattapparat. Septoria ist nach wie vor auf den unteren Blattetagen vorzufinden und spielt, solange die oberen 2 Blätter nicht befallen sind derzeit eher eine untergeordnete Rolle. Der Befall mit Mehltau ist derzeit eher abnehmend. Gelbrost hingegen nimmt zu.

Neben den Sorten LG Character, Complice und KWS Donovan zeigt nun auch Polarkap und RGT Reform Gelbrostbefall auf dem Versuchsfeld Münzesheim auf. Auch aus der Praxis erhalten wir vermehrt Meldungen über Gelbrostbefall. Die Fungizidstrategie hängt nun davon ab, in welchem Entwicklungsstadium sich Ihr Weizen befindet, ob eine Fusariumbehandlung bei „Fusariumrisikoschlägen“ (anfällige Vorfrucht wie Mais oder Zuckerrüben, nicht wendende Bodenbearbeitung, fusariumanfällige Sorte mit BSA Einstufung >4) angedacht ist und ob Gelbrost auf Ihren Schlägen auftritt.

Szenario 1: Fahnenblatt vorhanden, Gelbrost vorhanden, „Fusariumrisikoschlag“

Behandlung mit 80% der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid-(Strobilurin)- Präparates (z,B. Ascra Xpro, Elatus Era, Revytrex + Comet).

Folgebehandlung:
  • Feuchtwarme Bedingungen zur Blüte: Folgebehandlung zur Blüte mit Osiris MP oder Prosaro.
  • Trockene Bedingungen zur Blüte: Folgebehandlung mit Schwerpunkt auf Braunrost mit einem Tebuconazolhaltigen Mittel.
Szenario 2: Fahnenblatt noch nicht vorhanden, Gelbrost vorhanden

Behandlung mit 100% der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid-(Strobilurin)-Präparates

Folgebehandlung zur Blüte auf „Fusariumrisikoschlägen“ bei entsprechender Witterung: Osiris MP oder Prosaro. Auf nicht „Fusariumrisikoschlägen“ ist je nach Krankheitsverlauf und Wettergeschehen keine Folgebehandlung erforderlich. Bestände beobachten und zu gegebener Zeit Beratung anfordern.

Szenario 3: Kein Gelbrost (oder andere Blattkrankheiten) vorhanden unabhängig ob Fahnenblatt vorhanden oder nicht

Fungizidbehandlung schieben. Behandlung mit 70% bis 100% der Aufwandmenge eines Azol-Carboxamid (Strobilurin) zum Ährenschieben sofern Blattkrankheiten auf oberen 3 Blättern vorhanden. Die Aufwandmenge richtet sich nach dem weiteren Befallsgeschehen sowie den gefallenen Niederschlägen und kann derzeit noch nicht klar festgelegt werden.

Wintergerste:

Die Wintergerste schiebt überwiegend das letzte Blatt. Zur Abschlussbehandlung empfehlen wir in bislang unbehandelten Beständen ein breit wirkendes Fungizid mit voller Aufwandmenge plus den Zusatz von 1,5 Liter/ha Folpan 500 SC. Wurde eine Blattbehandlung durchgeführt, kann und sollte mit der Abschlussbehandlung bis zum Ährenschieben gewartet werden. Wachstumsregler haben je nach Produkt eine Zulassung bis BBCH 39 bis 49. Gegen das Ährenknicken sind Ethephonhaltige Produkte zu bevorzugen.

Achtung Auflagen Folpan 500 SC: 15 Meter Abstande zu Gewässern bei 90% Abdriftminderung. Bei einer Hangneigung zum Gewässer stärker 2% sind es 20 Meter.

Sommergerste:

Die Sommergerte befindet sich im überwiegenden Teil des Beratungsgebietes Mitte der Bestockung. Inzwischen sind alle Unkräuter aufgelaufen und die Unkrautbehandlung kann erfolgen. Bei Ackerfuchsschwanzproblematik ist der letzte Warndienst zu beachten. Aus Gründen des Resistenzmanagments sollten überwiegend wuchsstoffhaltige Präparate (z.B. Pixxaro, Ariane C, usw.) zum Einsatz kommen, da der Einsatz von Herbiziden aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe (SHS) meist in allen Getreidearten und auch im Mais Standard ist.

Mittlerweile finden sich bei Vogelmiere und Kamille in Norddeutschland die ersten Resistenzen gegenüber den Sulfonylen. Um diese nicht noch weiter zu fördern, bietet sich v.a. in Sommergerste der Einsatz von sulfonylfreien Herbiziden an, um einmal in der Fruchtfolge andere Wirkstoffgruppen zu nutzen. Daher empfehle wir in Sommergerste vorrangig die Mischung aus 0,75 Liter Ariane C + 0,25 Liter Pixxaro. Diese Mischung ist auch noch relativ spät einsetzbar und hat dann eine gute Wirkung auch auf die Distel. Zudem werden die wichtigsten Unkräuter wie Klettenlabkraut, Gänsefuß-, Storchschnabel- und Knötericharten zuverlässig erfasst.

Die geringe Ehrenpreiswirkung ist zu vernachlässigen, da der Ehrenpreis in Sommergetreide eine eher untergeordnete Rolle spielt. Etwas preiswerter ist die Mischung aus Ariane C + U46 M, dann aber mit schwächerer Wirkung gegen Taubnessel und v.a. Storchschnabel. Die preiswerteste Mischung, bei der alle ertragsreduzierenden Sommerunkräuter wie Knöterich und Gänsefußarten erfasst werden und zudem eine gute Wirkung auf Disteln und Klettenlabkraut hat, ist eine Mischung aus Fluoxypyr (z.B. Tomigan) und U46M. Gerne beraten wir Sie zu dieser Mischung bezüglich der Aufwandmengen.

Sofern Sie Ihre Unkrautbehandlung mit Wuchsstoffen durchführen sollte zum Zeitpunkt der Applikation „Waschküchenwetter“ vorherrschen, d.h. hohe Luftfeuchte mit warmen (nicht heißen!) Tag und vor allem Nachttemperaturen. Diese Bedingungen könnten sich laut derzeitigem Wetterbericht ab kommender Woche einstellen. Bei kühlen Witterungsbedingungen sollte auf Sulfonylharnstoffe ausgewichen werden. Hier können Produkte wie z.B. Omnera LQM. Pointer Plus oder Biathlon 4D zum Einsatz kommen.

Praxistipp: Bei Distelvorkommen ist in der Mischung Ariane C + Pixxaro die Aufwandmenge von Ariane C auf 1,25 Liter/ha zu erhöhen. Ohne Disteln reichen 0,75 Liter/ha Ariane C + 0,25 Liter/ha Pixxaro aus. Die Disteln sollten bei Wuchsstoffen generell zum Zeitpunkt der Behandlung eine Wuchshöhe von 20 cm haben.

(Informationen des Landkreis Karlsruhe vom 28.04.2023)
LTZ Augustenberg
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