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18.08.2016 | 11:45 | Ernte 2016 

Getreideernte in Baden-Württemberg enttäuscht

Stuttgart - Das Anbau-Jahr 2016 war geprägt von längeren Regenperioden und hohen Niederschlagsmengen, regionalen Unwettern und wenig Sonnenstunden.

Ernte Baden-Württemberg 2016
Baden-Württembergs Bauern haben ein schlechtes Erntejahr hinter sich. (c) proplanta
Bei optisch vielversprechenden Getreide- und Rapsbeständen haben die Landwirte mit Spannung die Ernte erwartet. Die Ernüchterung folgte auf dem Mähdrescher: „Die Getreide- und Rapserträge sind enttäuschend“, erklärt Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), beim Ernte-Pressegespräch am 18. August 2016 auf dem Falkenhof von Hans-Georg Schwarz in Leonberg-Gebersheim (Kreis Böblingen). „Bei niedrigen Erzeugerpreisen treffen die schlechten Ernteergebnisse die Betriebe besonders hart.“ Für die Ackerbauern sei dies ein schlechtes Jahr.

Zu Wochenbeginn war nach Erhebungen des Landesbauernverbandes die Getreide- und Rapsernte landesweit noch nicht überall abgeschlossen. Die Ernte geriet durch Regenfälle immer wieder ins Stocken. „Die Ernte ist dieses Jahr erneut eine Zitterpartie. Wir Landwirte müssen jede Gelegenheit nutzen, um das Getreide zu dreschen und die Qualität der Ware zu sichern. Dieses Ernte-Jahr macht wiederholt deutlich, wie wichtig schlagkräftige, moderne Erntemaschinen für die Landwirtschaft sind“, erklärt Rukwied.

Ein besonderes Jahr mit enttäuschendem Ernteergebnis

Aufgrund schwieriger Vegetationsbedingungen sind die Ernteergebnisse aller Getreidearten enttäuschend. Landesweit werden die Bauern circa 15 Prozent weniger Getreide ernten als im Vorjahr und damit auch im Vergleich zum langjährigen Mittel eine unterdurchschnittliche Ernte einfahren. Besonders bei Brotweizen, aber auch bei Futtergetreide und bei Braugerste, wird weniger je Hektar geerntet, stellt Rukwied fest. Die Weizenerträge liegen rund 15 Prozent unter dem Vorjahr. Braugerste schneidet mit bis zu zehn Prozent Minderertrag ab. Besonders betroffene Betriebe verlieren 25 Prozent, in Einzelfällen bis zu 50 Prozent des Getreideertrags.

Dabei hatte das Anbaujahr 2016 gut angefangen. Die Getreide- und Rapsbestände kamen sehr gut aus dem Winter und entwickelten sich im Frühjahr gut. Und obwohl viele Getreide- und Rapsfelder das Jahr über optisch einen guten Eindruck machten, blieben die Pflanzen unter ihren Möglichkeiten. „Wir hatten im Mai und Juni zu viel Regen. Teilweise standen die Pflanzen buchstäblich im Wasser, die Wurzelausbildung war unzureichend und die Kornfüllung schlecht“, erklärte Rukwied. Hinzu kam ein hoher Krankheitsdruck infolge der ständig feuchten Bestände.

Die Ackerbauern konnten bei dauernd nassen Böden nicht immer rechtzeitig die Krankheiten durch Pflanzenschutzmaßnahmen bekämpfen. „Dies hat viele Betriebe nochmal Ertrag gekostet. Wer behandeln konnte, war in der Lage, Erträge und Qualitäten besser abzusichern. Dieses Jahr wurde besonders deutlich, wie wichtig der Pflanzenschutz für den modernen Ackerbau ist“, blickt Rukwied zurück. Der große Nutzen des chemischen Pflanzenschutzes bei der Qualitäts- und Ertragssicherung von Lebensmittelrohstoffen werde in der häufig sehr kritischen Betrachtung des modernen Ackerbaus oftmals zu wenig gesehen.

Ertragseinbußen auch bei Raps

Die Rapsbestände sind ebenfalls gut ins Jahr gestartet. „Jedoch sind die Rapserträge im Gegensatz zu den Vorjahren ebenfalls enttäuschend“, erklärt der LBV-Präsident. „Diese liegen rund sieben Prozent gegenüber der Ernte 2015 zurück.“

Sehr schwierige Situation für die Landwirtschaft

„In wirtschaftlich extrem schwierigen Zeiten müssen die Landwirte dieses Jahr auch eine schlechte Getreide- und Rapsernte verkraften. Bei niedrigen Erzeugerpreisen für das Getreide ist das besonders bitter“, betont Rukwied. Viele Ackerbauern sind mit Erlöseinbußen von 40 bis 50 Prozent konfrontiert. Dabei sind die Erlöse im Ackerbau seit einigen Jahren schon nicht kostendeckend und von Gewinnen weit entfernt, führt Rukwied weiter aus. Hinzu kommt, dass auch die Tierhaltung wirtschaftlich unter Druck steht. Entsprechend schlecht ist die Stimmung bei den Bauern im Land. Viele Bauernfamilien fürchten um ihre wirtschaftliche Existenz. „Nun sind die Genossenschaften und der Landhandel gefordert, die Ernte bestmöglich zu vermarkten. Im Export könnten sich Möglichkeiten auftun. Auch wenn es schwer wird, wir müssen jede Chance nutzen“, blickt Rukwied nach vorne.

Bisherige Ergebnisse: Große Unterschiede zwischen Regionen – Gebiete mit früherer Ernte stärker von Ertragsrückgang betroffen

Winterweizen: Landesweit ca. -11 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel, -15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, je nach Gebiet auch -20 bis -25 Prozent (in Einzelfällen bis zu -50 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr möglich.

Sommergerste: Landesweit ca. -11 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel, -8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, je nach Gebiet auch -20 bis -25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr möglich. Qualität: Häufig niedrige Vollgerstenanteile: 80 bis 95 Prozent. Proteingehalt von neun bis elf Prozent.

Wintergerste: Landesweit ca. -4 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel. Landesweit ca. -5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, je nach Gebiet auch -20 bis -25 im Vergleich zum Vorjahr möglich. Qualität: Niedrige Hektolitergewichte 55 bis 65 kg/hl.

Raps: Landesweit im Bereich des langjährigen Mittel, -7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Qualität: Ölgehalte zwischen 40 und 45 Prozent, Mittlerer Ölgehalt im Vorjahr bei 44,7 Prozent.

Ökologischer Getreideanbau: Die Ernteergebnisse im ökologischen Landbau sind vergleichbar mit denen im konventionellen Getreidebau. Die Erträge sind überwiegend enttäuschend. Die Preisentwicklung am Ökogetreidemarkt ist grundsätzlich stabiler als am konventionellen Markt. Aufgrund der direkteren Vermarktungswege wie z. B. Bäcker sind die Preisschwankungen nicht so ausgeprägt.

Weizen: Erträge im langjährigen Vergleich unter dem Durchschnitt: -10 Prozent

Roggen: Erträge je nach Standort -5 bis -10 Prozent

Dinkel: Erträge häufig durchschnittlich bis -15 Prozent

Hafer: Erwartet wird eine leicht überdurchschnittliche Ernte

Hintergrund:
Der Landesbauernverband in Baden-Württemberg e. V. (LBV) vertritt rund 40.000 Landwirte aus Baden-Württemberg. 24 selbstständige Kreisbauernverbände nehmen auf regionaler Ebene die Interessen des bäuerlichen Berufsstandes wahr. Insgesamt ist jeder zehnte Arbeitnehmer in Baden-Württemberg direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig.
LBV-BW
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