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09.11.2018 | 06:30 | Ernte 2018 
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Getreideernte in Baden-Württemberg zufriedenstellend, Abstriche beim Körnermais

Stuttgart - Zum Erntedankfest gibt das Statistische Landesamt einen ersten umfassenden Überblick über die Erntemengen in Baden-Württemberg 2018.

Getreideernte 2018
Zum Erntedankfest: Ernte in Baden-Württemberg 2018 - Gute Obst- und Weinernte, Getreideernte insgesamt zufriedenstellend – Körnermais mit deutlichen Abstrichen. (c) proplanta
Nach einem langen, kühlen Frühjahr war das Jahr vor allem durch die Sommertrockenheit geprägt, deren Auswirkungen auf Getreide, Obst, Wein und Gemüse unterschiedlich waren.

Die Getreideernte fiel in Baden-Württemberg mit insgesamt 2,87 Millionen (Mill.) Tonnen (t) Getreide (ohne Körnermais) im Jahr 2018 weitgehend zufriedenstellend aus. Trotz der langen Trockenperiode, die zu außergewöhnlich großen Unterschieden in den Erträgen führte, lag die Erntemenge zwar um 2 % unter dem Vorjahr, aber um 3 % über dem langjährigen Mittel von 2012 bis 2017.

Bei der anbaustärksten Getreideart Winterweizen wurden im Schnitt 7,7 Tonnen/Hektar (t/ha; 1 Tonne=1.000 kg) gedroschen, und damit insgesamt 1,6 Mill. t Winterweizen eingefahren. Der Vorjahresertrag (7,8 t/ha) wurde damit verfehlt, aber der Durchschnittsertrag der Jahre 2012/17 (7,4 t/ha) übertroffen.

Bei der zweitwichtigsten Getreideart Wintergerste fällt der Flächenertrag mit 6,9 t/ha deutlich geringer aus als 2017, bleibt aber im Bereich des langjährigen Mittels. Winterroggen erreichte mit 5,4 t/ha ungefähr das Niveau des Vorjahres. Die vergleichsweise besten Druschergebnisse lieferten die Sommergetreidearten Hafer und Sommergerste.

Insbesondere Sommergerste konnte mit 5,8 t/ha eines der besten Ergebnisse der letzten Jahre vorweisen. In Verbindung mit der im Vergleich zum Vorjahr deutlich ausgeweiteten Anbaufläche wird 2018 spürbar mehr Sommergerste (319.600 t; +9 %) aus heimischem Anbau zur Verfügung stehen.

Auch bei Hafer befindet sich der Flächenertrag mit 5,6 t/ha weit über dem mehrjährigen Durchschnitt von 4,9 t/ha und könnte damit die reduzierte Anbaufläche ausgleichen (96.900 t; +8 %).

Winterraps, als bedeutendste Ölfrucht bleibt mit rund 3,8 t/ha etwas hinter den Erträgen der Vorjahre zurück (2012/2017: 3,9 t/ha). Da die Anbaufläche zur Ernte 2018 leicht ausgeweitet wurde, befindet sich die Gesamterntemenge (194.000 t) über dem Vorjahresniveau.

Bei den Kartoffeln wurde das Knollenwachstum durch die Trockenheit gebremst und führte zu deutlichen Mindererträgen. Selbst auf bewässerten Flächen konnte die starke Sonneneinstrahlung nicht komplett kompensiert werden. Der Durchschnittsertrag von 36,8 t/ha liegt um 17 % unter dem Vorjahr und verfehlte das langjährige Mittel um 10 %.

Noch nicht absehbar sind die Erntemengen bei Körnermais. Erste Prognosen weisen auf einen Durchschnittsertrag von 7,6 t/ha hin, das entspricht Ertragseinbußen von ungefähr einem Drittel gegenüber dem Vorjahr.

Die ersten, ausgesprochen erfreulichen Prognosen für die Apfelernte im Jahr 2018 müssen durch die anhaltende Trockenheit im Sommer voraussichtlich nach unten korrigiert werden. In Obstanlagen ohne Beregnungsmöglichkeit blieben die Früchte zu klein oder die Bäume reagierten mit verstärktem Fruchtfall.

Nichtsdestotrotz können die Apfelanbauer im Land mit einer Erntemenge von 371.000 t Äpfel nach dem frostbedingten schlechten Erntejahr 2017 (112.945 t) zufrieden sein. Gut ein Drittel der geernteten Äpfel sind durch die drei Hauptsorten Elstar (51.400 t), Jonagold (44.800 t) und Gala (36.300 t) abgedeckt.

Die Flächenerträge liegen bei den wichtigsten Apfelsorten deutlich über dem langjährigen Mittel aus den Jahren 2012 bis 2017. Die höchsten Erträge liefert voraussichtlich Jonagored (40,2 t/ha), gefolgt von Pinova (37,6 t/ha). Bei den kleinfrüchtigeren Sorten könnten Gala 30,9 t/ha und Elstar 26,0 t/ha erreichen.

Auch die Süßkirschen übertrafen mit einem Durchschnittsertrag von 8,3 t/ha deutlich das langjährige Mittel (+ 44 %) und erreichten eine Erntemenge von 22 760 t. Sauerkirschen erreichten mit 8,2 t/ha ein vergleichbares Ergebnis, werden jedoch nur noch auf 277 ha angebaut.

Die Reben zeigten einmal mehr ihre Fähigkeit unter Trockenstress zu bestehen. Symptome für Wassermangel waren vor allem in Junganlagen und flachgründigen Standorten zu beobachten. Begünstigt durch die Witterung konnten die Anlagen auch weitgehend befallsfrei von Pilzerkrankungen und der Kirschessigfliege gehalten werden.

Nach den vorläufigen Schätzungen der Ernteberichterstattung können mit voraussichtlich 2,5 Mill. Hektoliter (hl) Weinmost nach dem kleinen Jahrgang 2017 (1,8 Mill. hl) die Keller wieder gefüllt werden. Davon entfallen 46 % auf Weißmost und 54 % auf Rotmost. Über die Hälfte der Weinmostmenge (56 %) wird aus dem Weinanbaugebiet Baden stammen. Nicht nur die mengenmäßigen auch die qualitativen Ernteaussichten sind sehr gut.

Bereits früher im Jahr endete die kurze Spargelsaison 2018 durch die sommerlichen Temperaturen im April und Mai. Insgesamt wurden 10.600 t Spargel auf einer Fläche von gut 2.200 ha ertragsfähiger Anlagen gestochen. Der ermittelte Durchschnittsertrag lag mit 4,8 t/ha unter dem des Vorjahres (−7 %). Die Ausweitung der gesamten Spargelfläche um 5 % auf rund 2.900 ha ist insbesondere auf eine Aufstockung der Junganlagen auf ca. 700 ha (+ 23%) zurückzuführen.

Bei den Erdbeeren wurden im Freilandanbau auf knapp 2.200 ha ertragsfähiger Fläche 21.500 t der roten Früchte geerntet sowie im geschützten Anbau weitere 3.600 t auf rund 230 ha. Jeder Baden-Württemberger hätte somit in den Genuss von gut 2 Kilogramm (kg) heimischer Erdbeeren kommen können.

Insgesamt wurden 2018 auf knapp 6 % weniger Fläche mehr Erdbeeren geerntet als im Vorjahr: Der Durchschnittsertrag liegt im Freilandanbau bei 10 t/ha (2017: 7,6 t/ha) und im Folientunnel bei 15,7 t/ha (2017: 14,7 t/ha).
statistik-bw
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 09.11.2018 10:10 Uhrzustimmen(86) widersprechen(1)
Vielleicht kapieren nun auch die letzten Bauern, wie peinlich lächerlich der panische Aufschrei unserer berufsständischen Vertretung -in persona von unserem deutschen Bauernpräsidenten/ dem europäischen COPA-Präsidenten, ungeachtet seiner mannigfaltigen anderweitigen Ehrenengagements in Ämterhäufung, Herrn Joachim Rukwied - nach einer KURZFRISTIGEN DÜRREHILFE in Höhe von 1 Mrd. Euro bereits im Ernteverlauf für die Allgemeinheit anmuten musste. - Er hat damit den deutschen Bauern wahrlich einen BÄRENDIENST erwiesen mit einer solchen vollkommen verfehlten Öffentlichkeitsarbeit!!!

Wer obige Durchschnittswerte in augenscheinlicher Milchmädchenrechnung im Nachgang publizieren kann, braucht sich einer verbindlichen Obergrenze bei den aktuellen GAP-Verhandlungen nicht zu verweigern.

Wenn ein deutscher Bauer unter katastrophalen Bedingungen noch immer im Schnitt 1.600,00 €/ha vereinnahmen darf, muss sich dieser wahrlich dem Würgegriff eines solchen Prämienmolochs nicht unterwerfen, und das wegen „läppischen“ 270,00 €/ha bei gigantischem zeitlichem Aufwand und damit verbundenen Risiken (durchlaufende Posten in jeder Bauernbilanz).
agricola pro agricolas schrieb am 09.11.2018 10:09 Uhrzustimmen(15) widersprechen(2)
Die Statistiker Baden-Württembergs vermelden phänomenale Ergebnisse in einem „bauerngefühlt“ doch katastrophalen Dürrejahr 2018.

Die Bauern im Ländle Baden-Württembergs, die in der Vergangenheit über Jahre hinweg wenig heroenhaft die rote Laterne im Einkommensranking tragen mussten, verspüren nun DEN Befreiungsschlag, betriebswirtschaftlichen Aufwind, Unsummen an Euronen durchfluten jetzt erheblich entlastend die dortigen Bilanzen. Eben dieser Aufwind wird auch in den Auftragsbüchern der Technikbranche ankommen, der Investitionsstau der letzten Jahre löst sich absolut in Wohlgefallen auf, eine Investitionswelle schwappt durch‘s Ländle, das dortige Umfeld wird vorausschauend wohl mit gut gefüllten Auftragsbüchern boomen.

Entlastung auch für unsere Baden-Württembergischen Hauptgenossenschaften: Die dortigen Manageretagen werden Vorzeigebilanzen medial präsentieren können, dass den Mitbewerbern im Umfeld neidvoll förmlichst die Augen überlaufen dürften.

Die BayWa jedenfalls hat am gestrigen Tage Gewinneinbrüche von mehr als zwei Drittel, Stand III. Quartal 2018, vermeldet und das auch mit dürrebedingten Ertragsdepressionen begründet und entsprechenden Einbrüchen im Getreidesektor. Mithin sind also gigantische Mengen in den Lägern der Konkurrenz aufgelaufen. Nun, weit weniger geschmeidig ginge damit allerdings der Umstand einher, dass an nicht wenigen Gossen im doch sehr kurzen Erntezeitfenster von allenfalls 10 Tagen schon am Abend um 9.00 Uhr das Licht erloschen ist, in nicht wenigen Fällen sogar noch weitaus früher. - Aber wie gesagt, harren wir den dortigen Bilanzveröffentlichungen mit sicherlich äußerst positiven Ergebnissprüngen nach den doch eher ernüchternden Zahlen und Fakten der vergangenen Jahre.

Unsere Brauer wagten sich bereits in der reichweitenstarken Bürger-BILD mit der medialen Ankündigung nassforsch hinter ihren Braukesseln hervor, dass infolge Versorgungsengpässe und damit einhergehenden Preissteigerungen bei den unverzichtbaren Rohstoff-Ingredienzen eine Verdoppelung des Bierpreises in Erwartung stehe. Der Bierabsatz in den vergangenen 9 Monaten boomte. Versorgungsengpässe, siehe oben! - Des deutschen liebstes Getränk muss ergo also BILLIGER(!) werden; ein dreifach Prosit schon einmal darauf!!!

Nun Positives darf man der obigen Statistik schlussendlich in jedem Falle abgewinnen:

- Der KLIMAWANDEL existiert nicht!
- Die neu DüVO hat keine negativen Auswirkungen, was also soll das ganze Gejammere!
- Erheblich verkürzte, recht wasserfreie Vegetationsverläufe, zeitlich kurze Erntezeitfenster -> trotzdem reiche Erträge vom Acker!

Die Eindrücke der ackernden Bauern, dass immerhin 3 Wochen im heurigen Vegetationsverlauf fehlten, über Wochen, ja Monate Niederschläge in entscheidenden Phasen großflächig ausblieben -Zustände, die wir in den letzten 4-5 Bauerngenerationen weiträumig nicht durchleben mussten- alles nur eine Fata Morgana der sowieso „spinnert kleingeistigen Bauern“...!?

Fazit: Ja, liebe Verbraucher, so funktioniert Statistik. - Vertraue demnach keiner solchen, die du nicht selbst wissentlich verfälscht hast.

Die Tatsache, dass dem Markt um Wochen verfrüht Ware angedient wurde in die leeren Getreideläger sorgte natürlich zunächst einmal für den üblich gefühlten Erntedruck. Was aber, wenn nun die Ernte 2019 normal bzw. sogar verspätet beginnt; es fehlen sodann sehr schnell 6-8 Wochen Versorgungssicherheit im Getreidenachschub. Dann fallen Ihnen, werte Statistiker, obige Zahlen sehr schmerzhaft auf die Füsse. Sie dürfen aber zufrieden entspannt auf das Kurzzeitgedächtnis sehr vieler hoffen u. Erklärungen werden sich sowieso zuhauf finden lassen.

Wie viele „Testbetriebe“ sind in diese Daten- und Fakten-Gemengelage überhaupt eingeflossen!? - Die hessischen Statistiker z.B. vermeldeten dieser Tage handverlesene 300 an der Zahl.

Die amtlichen Schätzungen gehen auch von einem „üppigen“ Verkaufserlös der Bauern für die Dezitonne Weizen von 20,00 € aus. Vorkontrakte waren um die 15,00 €/dt angesiedelt, im Frühjahr waren das sogar noch Traumpreise, die Saison letzten Herbst startete mit einem Weizenpreis von 14,00 EURONEN für die Dezitonne. Bis zum Preisniveau von allenfalls 16,00 €/dt war mehr als die Hälfte der zu erwartenden(!) Erntemengen bereits vermarktet. - Bei nun weitaus magereren Erträgen angesiedelt, stellen solche Szenarien aber allenfalls noch inexistente Bauern-Albträume dar...!?
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