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29.07.2011 | 14:57 | Getreidewirtschaftsjahr 2011/12 

Getreidemarkt aktuell

Schwäbisch Gmünd - Die Getreidebilanz für das kommende Getreidewirtschaftsjahr 2011/12 weist laut Juli-Schätzungen des USDA , einen nochmaligen Bestandsrückgang von rund 16 Mio. t auf. Mit 13 Mio. t Rückgang fällt die Schätzung des IGC zwar etwas geringer aus, die Tendenz ist jedoch dieselbe.

Weizen
Auch die EU-Getreidebilanz für 2011/12 bleibt nach Einschätzung der EU-Kommission knapp. Einer Produktion von 276 Mio. t steht ein geschätzter Verbrauch von 274,4 Mio. t gegenüber. Weil die EU-Getreidebestände in der auslaufenden Saison 2010/11 um 14 Mio. t auf 40,3 Mio. t geschrumpft sind, ist in den kommenden Monaten mit einem spannenden Marktverlauf zu rechnen. Hinzu kommt, dass die EU erstmals seit 2007/08 wieder zum Nettoimporteur bei Getreide werden könnte, sollte die Ernte doch schwächer ausfallen als derzeit erwartet.

Etwas Entspannung am Weltgetreidemarkt versprechen Berichte über eine gute Ernte in den östlichen Staaten, allen voran Russland. Sollte die Weltgetreidebilanz 2011/12 tatsächlich einen weiteren Abbau der Bestände mit sich bringen, könnten die Preise für Getreide auch in der kommenden Saison auf hohem Niveau notieren.


Futtergerste

Die Wintergerstenernte ist in den Frühdruschgebieten abgeschlossen , in späten Gebieten stehen noch Restmengen auf dem Halm. Insgesamt wird von mengenmäßig sehr heterogenen Druschergebnissen berichtet. Auf ungünstigen Standorten und bei fehlenden Niederschlägen lagen die Ergebnisse oftmals 50 % unter einem Normaljahr.

Andernorts gibt es auch Berichte über Spitzenernten mit hervorragenden Qualitäten, insbesondere sehr hohen TKGs.

Für Deutschland schätzt der DRV die Wintergerstenernte knapp 20 % unter Vorjahresniveau. Neben einer geringen Einschränkung der Anbaufläche ist die Ursache eine deutlich niedrigere Ertragserwartung von 58,2 dt/ha (-13 %).

Der Erfassungshandel berichtet, dass der sonst übliche Erntedruck in diesem Jahr deutlich schwächer ausfällt. Entsprechend behaupten sich die Erzeugerpreise um 18 €/dt. Die Handelsabgabepreise franko Mannheim liegen in der laufenden Woche bei rund 19,50 €/dt.


Braugerste

Die aktuelle Ernteprognose der Braugersten-Gemeinschaft e.V. in München geht in Deutschland von 0,95 - 1 Mio. t Braugerste aus. Insgesamt ist die Ernte durch eine rund 10 % größere Anbaufläche und eine nach derzeitigem Stand knapp 10 % unter Vorjahr liegende Ertragserwartung (45,5 dt/ha) gekennzeichnet.

Der Vollgerstenanteil liegt mit geschätzt 88 % bislang deutlich überdurchschnittlich, bei den Eiweißgehalten werden höhere Werte befürchtet als im Vorjahr.

Europaweit wurde die Gerstenfläche leicht auf 12,4 Mio. ha (+1 %) ausgedehnt. Aufgrund des leichten Ertragsrückgangs rechnet man in der EU-27 mit 52,8 Mio. t (-1 %). Gerste, insbesondere Braugerste könnte daher auch in 2011/12 eher knapp verfügbar bleiben. In Paris notiert Novemberbraugerste 2011 Ende Juli bei rund 280 €/t. Der Kurs konnte damit in den letzten 4 Wochen rund 30 €/dt zulegen, liegt aber immer noch weit von seinem bisherigen Höchststand von knapp 340 €/t Ende Mai entfernt.

Der Kontraktbestand mit rund 3.100 offenen Kontrakten für alle Laufzeiten ist allerdings eher als bescheiden zu bewerten. Letzte Erzeugerpreismeldungen vor Erntebeginn beziffern Preise zwischen 25 - 26 €/dt.


Brotweizen

Die Weizenernte in Deutschland hat begonnen, wurde jedoch durch den Regen der letzten Tage abrupt unterbrochen. Inzwischen hoffen die Landwirte auf besseres Wetter, da bei weiter nassem Wetter erste Befürchtungen um die Qualität der Ernte bestehen. Die bislang eingebrachte Ernte zeigte sich in Bezug auf die Erträge sehr heterogen. An schwachen Standorten wurden 50 % unter Durchschnitt gedroschen, es gibt aber auch Berichte über mengenmäßig und qualitativ sehr gute Ernteergebnisse. Insgesamt präsentiert sich die Weizenernte, zumindest im Süden Deutschlands, etwas besser als bei Wintergerste.

Deutschlandweit rechnet der DRV mit einer um 7 % geringeren Erntemenge (22,0 Mio. t) als im Vorjahr. Dies wird v.a. durch geringere Erträge (69,1 dt/ha) verursacht. Für Europa schätzte die EU-Kommission Ende Juni eine Weizenernte von 124,4 Mio. t (-2 Mio. t).

Weltweit geht der IGC von einer 16 Mio. t höheren Weizenernte (666 Mio. t) als im Vorjahr aus, dennoch sollen auch bei Weizen im kommenden Getreidewirtschaftsjahr die Bestände nochmals leicht um 4 Mio. t zurückgehen.

Brotweizen erzielte zum Erntestart Anfang Juli Erzeugerpreise knapp unter 22 €/dt. Futterweizen liegt mit rund 19,5 €/dt knapp unter der 20-Euro-Schwelle. Für A-Weizen werden zu Erntebeginn Prämien von rund 1,5 €/dt genannt, für EWeizen liegen keine Daten vor. Insgesamt stehen bei den vorliegenden Informationen die Zeichen für die Weizenpreise weiter auf stabilen Kurs.


Terminmarkt Weizen

Novemberweizen 2011 tendiert an der MATIF nun schon seit rund 5 Wochen bei 190 bis 200 €/t seitwärts. Diesen Trend vollziehen auch spätere Liefertermine der Ernte 2011. Selbst Novemberweizen der Ernte 2012 bewegt sich mit etwas stärkeren Ausschlägen innerhalb dieses Bandes. Wagt man einen Blick auf die kommenden Monate, könnten die Preise für Weizen nochmals steigen, sollten sich die aktuellen Schätzungen von USDA, IGC und EU-Kommission bewahrheiten.

Alle derzeitigen Schätzungen gehen zwar von keiner deutlichen Verschärfung der Situation am Getreidemarkt aus, sie machen aber gleichzeitig auch keine Hoffnung auf Entlastung der Markte durch eine Spitzenernte 2011 auf der Nordhalbkugel. Insofern sollten Landwirte beim Getreideverkauf der Ernte 2011 darüber nachdenken, ob sie den Verkauf nicht über Vertragsmodelle mit der Möglichkeit einer späteren Preisfixierung bei gleichzeitiger Mindestpreisgarantie abwickeln sollten. Solche Modelle werden inzwischen im Markt von einigen Partnern angeboten.


Quelle: LEL Schwäbisch Gmünd
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