Die Londoner Experten erwarten in ihrem jüngsten Bericht, dass die weltweite Erzeugung von Weizen und Grobgetreide die betreffende Nachfrage im kommenden Wirtschaftsjahr insgesamt um rund 6 Mio. t übertreffen wird. Für 2015/16 geht der
IGC noch von einem Produktionsüberschuss von schätzungsweise 17 Mio. t aus, nach 36 Mio. t im Vorjahr. Das Wirtschaftsjahr 2016/17 wäre die vierte Kampagne in Folge, in der die Produktionsmenge den Verbrauch übersteigen würde. Obgleich der Produktionsüberschuss kleiner ausfallen dürfte, zeichnet sich aufgrund der voraussichtlich höheren Anfangsbestände auch für die kommende Saison nach derzeitigem Stand eine komfortable Versorgungslagemit Getreide ab.
Die
Ernteaussichten haben sich indes nach Einschätzung des Getreiderates im Verlauf des vergangenen Monats verbessert. Die Londoner Fachleute hoben ihre Projektion für das globale Getreideaufkommen 2016/17 um 9 Mio. t auf 2,006 Mrd. t an; das wäre 1 Mio. t mehr als nach aktueller Vorhersage in diesem Wirtschaftsjahr geerntet werden dürfte. Der weltweite Getreideverbrauch soll verglichen mit der noch bis Ende Juni dauernden Vermarktungskampagne 2015/16 um 12 Mio. t auf 2,000 Mrd. t steigen. Höher war die Nachfrage bisher nur in der Saison 2014/15, als bei einer
Rekordernte von 2,045 Mrd. t Getreide davon 2,009 Mrd. t verbraucht worden waren.
MARS erhöht Ertragsschätzung für EU-WeizenIm Einzelnen rechnet der IGC aktuell mit einer globalen Weizenproduktion 2016/17 von 717 Mio. t; das wären 17 Mio. t weniger als in der laufenden Kampagne gedroschen worden sind. Anfang April war der Getreiderat allerdings noch von einem Rückgang um 21 Mio. t ausgegangen. Verbessert haben sich zuletzt die Ernteaussichten insbesondere in China, aber auch in Russland und der Europäischen Union. Die Aufwuchsbedingungen für den Weizen waren im April nach Darstellung der Londoner Fachleute EU-weit gut, in Frankreich, Deutschland und Großbritannien sogar besonders gut.
Für die Gemeinschaft wird jetzt eine Weizenerzeugung von 152,1 Mio. t vorausgesagt; das sind gut 1 Mio. t mehr als vor einem Monat prognostiziert wurden, jedoch noch rund 7 Mio. t weniger als im Vorjahr eingebracht worden sind. Auch das Monitoring Agricultural Resources (MARS) der Europäischen Kommission hat seine Prognose für die EU-Weizenernte erhöht; es erwartet jetzt einen mittleren Weizenertrag von 5,85 t/ha, verglichen mit 5,70 dt/ha Ende März.
Mehr Weizen als 2015 nur in KanadaSehr viel optimistischer gibt sich derweil der Internationale Getreiderat mit Blick auf China: Die Prognose für die diesjährige Weizenproduktion in der Volksrepublik wurde aufgrund einer korrigierten Flächenschätzung gleich um 5 Mio. t angehoben, und zwar auf 127,4 Mio. t. Die Rekordproduktion von 2015/16 würde demnach nur um knapp 3 Mio. t verfehlt; allerdings wäre es das erste Mal seit vielen Jahren, dass die Druschmenge zurückgeht. In Russland haben sich die Ertragsaussichten aufgrund eines milden Aprils verbessert; dort geht der IGC jetzt von 59,0 Mio. Weizen aus, gegenüber 58 Mio. t
Anfang April und einem Vorjahresergebnis von 61,0 Mio. t. Dagegen wurde die Prognose für die US-Weizenernte um gut 1 Mio. t auf 52,8 Mio. t gesenkt, denn es dürfte dort insgesamt weniger Weizen angebaut werden als bisher erwartet; 2015 waren von den US-Farmern 55,8 Mio. t des wichtigen Nahrungsgetreides gedroschen worden. Für Kanada wird weiterhin mit einem Weizenaufkommen von 29,5 Mio. t gerechnet; das wären fast 2 Mio t mehr als im Vorjahr. Das Nachbarland der USA ist nach aktuellem Stand das Einzige der führenden Weizenexporteure, wo in diesem Jahr eine höhere Erntemenge als 2015 erwartet wird.
Leichter Überschuss auch an WeizenMit Blick auf den Verbrauch rechnet der IGC jetzt bei einer erwartet schwächeren Nachfrage nach Futterweizen mit einem Rückgang des Gesamtbedarfs um 4 Mio. t auf 715 Mio. t Weizen im Wirtschaftsjahr 2016/17. Anfang April waren die Londoner Marktexperten noch von einer Abnahme des weltweiten Weizenverbrauchs um 3 Mio t ausgegangen, wobei sie den Bedarf für 2015/16 auf 719 Mio. t veranschlagen. Im Einzelnen soll die
Weizennachfrage zu Nahrungszwecken um rund 5 Mio. t auf 488 Mio. t steigen, der Einsatz von Weizen als Futtermittel jedoch um etwa 10 Mio. t auf 135 Mio. t zurückgehen. Der industrielle Bedarf wird stabil bei 22 Mio. t gesehen. Während sich aus den IGC-Zahlen von Anfang April für den globalen
Weizenmarkt in der kommenden Saison noch ein Produktionsdefizit von 3 Mio. t ableitete, errechnet sich nun ein Überschuss von 2,0 Mio. t.
Rekordverbrauch an Mais prognostiziertIm Unterschied zum Weizen sind die Prognosen zum Mais noch mit sehr großer Unsicherheit behaftet, zumal selbst in Ländern der nördlichen Hemisphäre mit der Maisausaat zur Ernte 2016/17 vielfach noch gar nicht begonnen wurde. Unverändert belassen hat der IGC seine Vorhersage der diesjährigen US-Maisernte. Es wird weiterhin von 350,2 Mio. t ausgegangen, womit das Ergebnis von 2015 um knapp 5 Mio. t übertroffen würde. Die Maisaussaat war in den Vereinigten Staaten Anfang Mai indes schon recht weit vorangeschritten; die Bestellung der geplanten Maisflächen war zu schätzungsweise 45 % abgeschlossen, verglichen mit 30 % im mehrjährigen Durchschnitt. Verbessert haben sich dem Getreiderat zufolge im April die Produktionsaussichten insbesondere in Afrika und in Südasien.
Die Londoner Fachleute hoben ihre Prognose für die globale Maiserzeugung deshalb um gut 5 Mio. t auf 998,2 Mio. t an; das wäre die dritthöchste Erntemenge, die jemals erzielt wurde und kaum weniger als 2013/14 von den Feldern geholt worden war. Das geschätzte Vorjahresergebnis würde demnach um fast 25 Mio. t übertroffen. Angesichts der besseren Produktionsaussichten hat der IGC auch die Vorhersage für den weltweiten Maisverbrauch im Wirtschaftsjahr 2016/17 um 5 Mio. t erhöht, nämlich von 991 Mio. t auf das Rekordniveau von 996 Mio. t. Diesen Vorhersagen zufolge würde lediglich ein Überschuss von 2 Mio. t verbleiben.