Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

26.06.2022 | 06:35 | Apfel- und Birnenanbau 

Globale Apfel- und Birnenproduktion auf Rekordniveau

Washington - Am globalen Markt für Äpfel und Birnen ist der Produktionsgigant China das Maß aller Dinge und beeinflusst das Ergebnis der weltweiten Erzeugung erheblich.

Apfelanbau
Weltweite Vermarktungsmenge an Äpfeln wird 2021/22 laut USDA mit 81,6 Millionen Tonnen so hoch sein wie nie. (c) proplanta
Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) geht in einer aktualisierten Marktprognose für die auslaufende Vermarktungssaison 2021/22 davon aus, dass die Apfelproduktion in der Volksrepublik gegenüber dem Vorjahr um fast 1 Mio. t oder gut 2 % auf eine neue Rekordmenge von 45,0 Mio. t gestiegen ist.

Dies sei auch der wesentliche Grund dafür, dass die globale Vermarktungsmenge voraussichtlich um 965.000 t oder 1,2 % auf den neuen historischen Höchstwert von 81,6 Mio. t zugenommen habe, so die Experten aus Washington.

Die höhere Erzeugung in China war vor allem auf die Inbetriebnahme neuer Anpflanzungen zurückzuführen. Allerdings haben regional ungünstige Witterungsbedingungen auch zu einem höheren Anteil qualitativ schlechterer Früchte geführt. Weiter ungebrochen ist die Lust der chinesischen Verbraucher auf Äpfel; die Nachfrage hat in der vergangenen Dekade stärker zugenommen als die Eigenerzeugung.

In der laufenden Saison dürfte der heimische Verbrauch frischer Äpfel gegenüber 2020/21 um 2,3 % auf ein Rekordniveau von gut 44 Mio. t gestiegen sein. Dennoch bleiben noch genügend Früchte übrig, um sich zusammen mit der Europäischen Union an der Spitze des weltweit wichtigsten Exporteurs abzuwechseln.

Laut USDA-Prognose hat 2021/22 die Volksrepublik mit 1,03 Mio. t ausgeführter Äpfel knapp das Ergebnis der EU mit 1,07 Mio t verfehlt. Die Corona-Probleme und Schließungen von Häfen in China haben zu einem Ausfuhrrückgang von etwa 72.000 t oder 6,5 % im Vorjahresvergleich geführt. Der bisherige Exportrekord der Volksrepublik datiert aus dem Jahr 2016/17 mit fast 1,4 Mio. t.

Mehr Verarbeitungsware in der EU

Für die EU, weltweit zweitgrößter Apfelproduzent, geht das USDA für 2021/22 im Vergleich zur Vorsaison von einem moderaten Anstieg der Erzeugung um 1,3 % auf 11,88 Mio. t aus; das wäre ein gut durchschnittliches Ergebnis. Dieses liegt im Bereich der Erwartungen der EU-Kommission, die im April in ihrer Frühjahrsprognose einen Produktionszuwachs von 2 % auf 12 Mio. t geschätzt hatte.

Insbesondere in Italien und Frankreich sorgte Frost für Ernteeinbußen im zweistelligen Prozentbereich und schränkte die Vermarktungsmengen spürbar ein. Dies konnte jedoch insbesondere durch das gute Pflückergebnis in Polen - aber auch in Spanien und Ungarn - mehr als ausgeglichen werden. Für Deutschland wurde von der Kommission ein Rückgang der Apfelerzeugung um 4,3 % auf 979.000 t gemeldet.

Den Brüssler Analysten zufolge dürften im laufenden Vermarktungsjahr mit 6,05 Mio. t gut 5 % weniger Äpfel für den Frischkonsum vermarktet worden sein, während der Verkauf von Verarbeitungsäpfeln um 12 % auf 5,30 Mio. t spürbar zugenommen haben soll. Hintergrund sind das Einfuhrembargo Weißrusslands, Abflauen der Verkäufe nach Ägypten sowie hohe Kosten und Logistikprobleme infolge der Corona-Pandemie.

Die EU-Kommission schätzt, dass die Drittlandsausfuhr von frischen Äpfeln gegenüber 2020/21 um 14 % auf 950.000 t sinken, der Apfelexport für die Verarbeitung dagegen um rund ein Drittel auf 1,35 Mio. t zunehmen wird. Beim USDA wird diese Unterscheidung nicht vorgenommen, es prognostiziert für die EU einen gesamten Ausfuhrrückgang von 1,3 % auf 1,07 Mio. t.

Weniger Äpfel auf der Südhalbkugel

In den USA selbst soll die Vermarktungsmenge von Äpfeln gegenüber 2020/21 um 170.000 t oder 3,8 % auf 4,34 Mio. t abnehmen und damit auf den niedrigsten Stand seit 2012/13 fallen. In einigen Anbaugebieten hatten Fröste, in anderen Dürren das Ernteergebnis geschmälert. Das geringere Angebot wird laut USDA den Export um gut 8 % auf 715.000 t sinken lassen, so wenig wie seit 2007/08 nicht mehr.

Auf der Südhalbkugel werden laut der Weltvereinigung für Äpfel und Birnen (WAPA) im Kalenderjahr 2022 in den sechs wichtigsten Produzentenländern voraussichtlich 4,86 Mio. t Äpfel geerntet; das wären 7 % weniger als im Vorjahr und 3 % weniger als im Mittel der Jahre 2019 bis 2021.

Verantwortlich dafür ist vor allem der prognostizierte Einbruch von 30 % auf nur noch 900.000 t in Brasilien. Zudem werden in Chile Argentinien, Australien zwischen 2 % und 11 % weniger Äpfel als 2021 erwartet, wobei Chile mit 1,46 Mio. t größter Erzeuger im Süden bleibt.

Für Neuseeland wird hingegen ein Anstieg des Aufkommens um 15 % auf 590.000 t und in Südafrika ein Plus von 4 % auf 1,16 Mio. t vorhergesagt. Das Land am Kap hat in den vergangenen Jahren seine Produktion durch Neuanpflanzungen sowie verbesserte Wasserversorgung stetig gesteigert. Der Apfelexport soll laut USDA 2021/22 die neue Rekordmarke von 625.000 t erreichen und damit ein Drittel größer als noch vor drei Jahren ausfallen.

Birnenrekord in China

Die weltweite Erzeugung von Birnen wird laut Schätzung des USDA 2021/22 gegenüber dem Vorjahr um 914.000 t oder 4,0 % auf 23,54 Mio. t zunehmen und damit ein historisch gutes Ergebnis erzielen. Maßgeblich dafür ist erneut China, wo nach einer witterungsbedingt schwachen Vorsaison eine Zunahme der Vermarktungsmenge um 1,50 Mio. t oder 9,1 % auf 18,0 Mio. t prognostiziert wird.

Weniger deutlich sollen hingegen die Exporte wegen der Corona-Probleme zunehmen, nämlich nur um rund 20.000 t auf 500.000 t. Dafür wird ein starker Zuwachs beim Inlandsverbrauch um 9,2 % auf 17,5 Mio. t erwartet. Ganz anders sieht das bei der EU als zweitwichtigstem globalen Birnenproduzenten aus. Hier haben ungünstige Witterungsbedingungen zu einem Ernteminus von 27,5 % auf 1,73 Mio. t geführt, was auch deutliche Spuren beim Verbrauch und dem Export hinterlässt, die jeweils um ein Viertel einbrechen sollen.

In den USA ist die Birnenernte nach schwachem Vorjahr laut USDA wieder um fast 7 % auf ein halbwegs normales Niveau von 633.000 t gestiegen. Für die wichtigsten Länder der Südhalbkugel prognostiziert die WAPA für 2022 insgesamt einen Rückgang der Birnenproduktion um 6 % auf 1,23 Mio. t. Vor allem im Hauptanbauland Argentinien - aber auch in Chile - dürfte das Aufkommen um jeweils mehr als 10 % zurückgehen und damit auch das Mehrjahresmittel deutlich verfehlen.

In Südafrika wird dagegen eine Zunahme der Erzeugung um 5 % auf ein neues Rekordniveau von 492.000 t erwartet. Für Russland, einst die größte globale Importnation für Birnen, prognostiziert das USDA gegenüber 2020/21 einen Einfuhrrückgang um mehr als 30 % auf 160.000 t, das wäre die geringste Menge seit 20 Jahren.
Globale Produktion von Äpfeln und BirnenBild vergrößern
Globale Produktion von Äpfeln und Birnen
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Obst- und Gemüseerzeuger: Äpfel bleiben auch künftig an erster Stelle

 Apfelanbau könnte unter milden Temperaturen leiden

 Apfelernte in Sachsen-Anhalt leicht rückläufig

 Deutlich geringere Apfelernte in 2023

 Apfelmus - Ein leckeres Dessert für Weihnachten

  Kommentierte Artikel

 Blaualgen bringen Ernährung des Ostdorsches durcheinander

 Ukrainisches Getreide macht EU-Märkte nicht kaputt

 Jedes vierte Ei in Deutschland aus Rheinland-Pfalz

 Hundesteuer steigt - Rekordeinnahmen bei Kommunen

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Milliardenschweres Wachstumspaket kommt, aber ohne Agrardiesel-Subventionen

 Wieder Bauernproteste in Berlin

 Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

 Deutsche Wasserspeicher noch immer unterhalb des Mittels

 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an