Grund ist wachsender Widerstand, auch in Deutschland.
Die Grünen wollen als mögliche Regierungspartei ein rasches Aus der Chemikalie. Die
EU-Kommission sucht nun eine Lösung - womöglich eine Verlängerung der Lizenz um wenige Jahre.
Das Herbizid gilt als sehr wirksam und wird weltweit massenhaft auf Äckern eingesetzt. Es steht aber im Verdacht, Krebs zu erregen und die Umwelt zu belasten. Wird die Zulassung nicht erneuert, muss
Glyphosat in Europa vom Markt genommen werden. Die EU-Kommission wollte ursprünglich eine Verlängerung um zehn Jahre, ging dann aber am Dienstag auf einen Vorschlag von fünf bis sieben Jahren zurück. Das Europaparlament fordert ein Verbot des Mittels bis 2022.
Im zuständigen Expertengremium der EU-Länder, dem sogenannten PAFF-Komitee, fehlten am Mittwoch klare Mehrheiten, auch weil sich Deutschland nicht festgelegt hat. Schon die große Koalition war sich nicht einig. Nun sind die Dinge während der Koalitionsbildung «im Fluss», wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin sagte. Man wolle die Haltung mit den möglichen Jamaika-Partnern FDP und Grünen besprechen.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter stellte klar: «Wir müssen so schnell wie möglich weg vom massenhaften Glyphosat-Einsatz, um unsere Umwelt und Gesundheit zu schützen.» Dafür würden die Grünen in Koalitionsgesprächen kämpfen. Bauernvertreter und die Union machen sich indes für die weitere Nutzung stark. Es gebe keinen Grund, Glyphosat die Zulassung zu versagen, erklärte Unions-Fraktionsvizechefin Gitta Connemann.
Über mögliche Risiken durch das Unkrautgift wird seit Jahren gestritten. Die Internationale Krebsforschungsagentur der
Weltgesundheitsorganisation stufte Glyphosat 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen ein. Andere Agenturen wie die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit EFSA und das deutsche Bundesinstitut für
Risikobewertung BfR sehen hingegen kein Risiko.
Der Wirkstoff wurde vom US-Konzern
Monsanto entwickelt, den der deutsche Konkurrent
Bayer übernehmen will. Dieses Milliardengeschäft wird derzeit von der EU-Kommission geprüft. Vertrieben werden Glyphosat-haltige Mittel aber auch von mehr als 40 weiteren Herstellern.
Umwelt- und Verbraucherorganisationen wie
Greenpeace,
BUND oder
NABU werteten die Vertagung der Entscheidung als Zeichen, dass Glyphosat keinen Rückhalt mehr habe. «Die Entscheidung muss lauten: Keine Zulassung, keine Übergangsfristen», forderte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. Eine europäische Bürgerinitiative gegen das Mittel hatte mehr als eine Million Unterstützer gefunden.
Der Branchenverband ECPA zeigte sich enttäuscht. Wenn es nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ginge, hätte die Lizenz schon vergangenes Jahr um 15 Jahre verlängert werden müssen, erklärte Sprecher Graeme Taylor. Stattdessen lasse man sich auf «politisches Roulette» ein.