Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

26.10.2017 | 05:03 | Glyphosat-Zulassung 
Diskutiere mit... 
   1   2

Glyphosat noch ohne Zulassung ab 2018

Brüssel - Der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat steht in Europa vor einer ungewissen Zukunft. Die EU-Länder vertagten am Mittwoch die weitere Zulassung, obwohl die Lizenz schon Mitte Dezember ausläuft.

Glyphosat Zulassung
Dürfen Bauern das umstrittene Unkrautgift auch nächstes Jahr auf ihren Feldern versprühen? Das ist immer noch nicht klar. Die EU ringt um eine klare Linie, denn viele Bürger begehren auf. (c) proplanta
Grund ist wachsender Widerstand, auch in Deutschland. Die Grünen wollen als mögliche Regierungspartei ein rasches Aus der Chemikalie. Die EU-Kommission sucht nun eine Lösung - womöglich eine Verlängerung der Lizenz um wenige Jahre.

Das Herbizid gilt als sehr wirksam und wird weltweit massenhaft auf Äckern eingesetzt. Es steht aber im Verdacht, Krebs zu erregen und die Umwelt zu belasten. Wird die Zulassung nicht erneuert, muss Glyphosat in Europa vom Markt genommen werden. Die EU-Kommission wollte ursprünglich eine Verlängerung um zehn Jahre, ging dann aber am Dienstag auf einen Vorschlag von fünf bis sieben Jahren zurück. Das Europaparlament fordert ein Verbot des Mittels bis 2022.

Im zuständigen Expertengremium der EU-Länder, dem sogenannten PAFF-Komitee, fehlten am Mittwoch klare Mehrheiten, auch weil sich Deutschland nicht festgelegt hat. Schon die große Koalition war sich nicht einig. Nun sind die Dinge während der Koalitionsbildung «im Fluss», wie Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin sagte. Man wolle die Haltung mit den möglichen Jamaika-Partnern FDP und Grünen besprechen.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter stellte klar: «Wir müssen so schnell wie möglich weg vom massenhaften Glyphosat-Einsatz, um unsere Umwelt und Gesundheit zu schützen.» Dafür würden die Grünen in Koalitionsgesprächen kämpfen. Bauernvertreter und die Union machen sich indes für die weitere Nutzung stark. Es gebe keinen Grund, Glyphosat die Zulassung zu versagen, erklärte Unions-Fraktionsvizechefin Gitta Connemann.

Über mögliche Risiken durch das Unkrautgift wird seit Jahren gestritten. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation stufte Glyphosat 2015 als «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen ein. Andere Agenturen wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA und das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung BfR sehen hingegen kein Risiko.

Der Wirkstoff wurde vom US-Konzern Monsanto entwickelt, den der deutsche Konkurrent Bayer übernehmen will. Dieses Milliardengeschäft wird derzeit von der EU-Kommission geprüft. Vertrieben werden Glyphosat-haltige Mittel aber auch von mehr als 40 weiteren Herstellern.

Umwelt- und Verbraucherorganisationen wie Greenpeace, BUND oder NABU werteten die Vertagung der Entscheidung als Zeichen, dass Glyphosat keinen Rückhalt mehr habe. «Die Entscheidung muss lauten: Keine Zulassung, keine Übergangsfristen», forderte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. Eine europäische Bürgerinitiative gegen das Mittel hatte mehr als eine Million Unterstützer gefunden.

Der Branchenverband ECPA zeigte sich enttäuscht. Wenn es nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ginge, hätte die Lizenz schon vergangenes Jahr um 15 Jahre verlängert werden müssen, erklärte Sprecher Graeme Taylor. Stattdessen lasse man sich auf «politisches Roulette» ein.
dpa
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
Bernhard Kletzenbauer schrieb am 26.10.2017 19:55 Uhrzustimmen(6) widersprechen(10)
Die Zulassung läuft Mitte Dezember aus.
Schnell noch ein paar Hamsterkäufe, und aus die Maus.
  Weitere Artikel zum Thema

 DHU geht gegen Glyphosat-Neuzulassung vor

  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich