Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

12.03.2014 | 11:08 | Gentechnik-Pflanzen seit 18 Jahren 

Grüne Gentechnik in den USA zieht gemischte Zwischenbilanz

Aachen - Die Landwirte in den USA haben durch gentechnisch veränderte Nutzpflanzen wirtschaftlich profitiert, obwohl sie inzwischen deutlich mehr für das Saatgut zahlen müssen als zu Beginn der 2000er Jahre.

Grüne Gentechnik in den USA
(c) Shawn Hempel - fotolia.com
Der Verbrauch von Insektiziden konnte seitdem deutlich gesenkt werden, Herbizide werden dagegen verstärkt eingesetzt, weil Unkräuter resistent geworden sind. Das geht aus einem aktuellen Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) hervor, für den die Erfahrungen mit dem Anbau von gv-Pflanzen ausgewertet wurden.

Bei der Entwicklung neuer gv-Nutzpflanzen spielen agronomische Merkmale wie Trockentoleranz und Produkteigenschaften wie Nährstoffgehalt eine immer größere Rolle.

1996 wurden in den USA die weltweit ersten gv-Nutzpflanzen zugelassen. Bis heute sind die USA das Land mit der größten gv-Anbaufläche. Eine Studie vom Economic Research Service des United States Department of Agriculture, die im Februar 2014 erschienen ist, hat die Auswirkungen des fast achtzehnjährigen Anbaus von gv-Pflanzen auf die US-Landwirtschaft untersucht, also beispielsweise auf Saatgutpreise, Erträge und den Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln.

2013 wurden gv-Nutzpflanzen in den USA auf 68 Millionen Hektar angebaut, das ist ungefähr die Hälfte der Gesamtanbaufläche für Nutzpflanzen. Der Löwenanteil entfällt auf die drei cash crops Soja, Mais und Baumwolle; hier werden gentechnisch veränderte Sorten auf mindestens 90 Prozent der jeweiligen Gesamtfläche angebaut. Die wichtigsten Eigenschaften, die mit Hilfe der Gentechnik eingeführt wurden, sind Schädlingsresistenz durch Produktion von Bt‑Proteinen, die als Fraßgifte wirken, und Herbizidtoleranz. Andere Eigenschaften und Nutzpflanzen wie z.B. virusresistente Papaya und Squash spielen eine untergeordnete Rolle.

Die USDA-Studie zeigte, dass der Anbau von Bt-Pflanzen in der Regel höhere Erträge und höhere Nettogewinne für die Landwirte mit sich bringt, vor allem bei hohem Schädlingsdruck. Der Anbau herbizidtoleranter Pflanzen hingegen steigert nicht unbedingt die Erträge und Nettogewinne. Dennoch ist das Haushaltseinkommen der Landwirte, die herbizidtolerante Pflanzen anbauen, im Vergleich zu konventionellen Betrieben häufig höher. Durch die vereinfachte Unkrautbekämpfung sparen die Landwirte Zeit und können zusätzliche Jobs annehmen oder größere Flächen bewirtschaften.

Die größten Ertragssteigerungen erbringen Sorten mit so genannten stacked genes, die mehrere Schädlings- und/oder Herbizidresistenzen tragen. Sie haben sich in den letzten Jahren am Markt immer stärker durchgesetzt und wachsen im Fall von Mais und Baumwolle auf rund drei Viertel der jeweiligen Gesamt-Anbaufläche.

Gestiegen sind auch die Preise für gv-Saatgut: Von 2001 bis 2010 waren bei gv-Soja- und gv-Maissaatgut durchschnittliche inflationsbereinigte Preiserhöhungen von 50 Prozent zu verzeichnen, bei gv-Baumwollsaatgut stiegen die Preise sogar noch stärker. Diese Preissteigerungen sind nur teilweise auf die Lizenzgebühren zurückzuführen, die aufgrund von Patenten anfallen. Andere Faktoren, die den Saatgutpreis beeinflussen, sind die generelle genetische Verbesserung des Saatguts und der steigende Marktanteil von Sorten mit stacked genes.

Positive Auswirkungen hat der gv-Anbau auf den Verbrauch von Insektiziden zur Schädlingsbekämpfung. Die Menge der auf Maisfeldern pro Fläche eingesetzten Insektizide betrug 2010 nur noch ein Zehntel der Menge, die 1995 eingesetzt wurde. Auch Landwirte, die konventionellen Mais anbauen, kommen inzwischen mit deutlich weniger Insektiziden aus, weil die Populationen der Maisschädlinge durch den jahrelangen Einsatz von Bt-Pflanzen deutlich dezimiert sind. Die Entwicklung resistenter Schädlinge konnte bis auf wenige Ausnahmen durch Bereitstellung so genannter Refugienflächen verhindert werden.

Der Herbizidverbrauch pro Fläche hatte in den ersten Jahren nach Einführung der herbizidtoleranten gv-Pflanzen kurzzeitig abgenommen, stieg dann aber von 2001 bis 2010 wieder an. Fast alle herbizidtoleranten gv-Pflanzen, die bislang auf den Markt kamen, sind unempfindlich gegen das Breitbandherbizid Glyphosat. Ihr Anbau ermöglichte es den Landwirten, auf eine Reihe älterer und deutlich gesundheitsschädlicherer Herbizide zu verzichten. Der jahrelange einseitige Einsatz von Glyphosat hat jedoch dazu geführt, dass eine Reihe von Unkräutern ebenfalls tolerant geworden sind, weshalb viele Landwirte inzwischen größere Mengen des Herbizids ausbringen.

Zum Teil wird auch wieder auf ältere Herbizide zurückgegriffen, denn neue Wirkstoffe sind seit 25 Jahren nicht mehr entwickelt worden. Die Saatgutfirmen haben erste gv-Pflanzen entwickelt, die etwa gegen die älteren Wirkstoffe Dicamba und 2,4-D tolerant sind. Wissenschaftler fordern schon seit längerem, die Unkrautbekämpfung müsse wieder auf eine breitere Basis gestellt werden. Neben der dringend notwendigen Entwicklung neuer Wirkstoffe müsse der Einsatz von Herbiziden kombiniert werden mit anderen Maßnahmen wie z.B. vielseitigeren Fruchtfolgen.

Positive Auswirkungen haben herbizidtolerante Nutzpflanzen auf die Bodenbearbeitung: Landwirte, die HT-Pflanzen anbauen, pflügen deutlich weniger als konventionell anbauende Landwirte. Dadurch wird die Erosion des Bodens aufgehalten und der Ausstoß von Treibhausgasen durch Landmaschinen verringert.

Die Entwicklung neuer gv-Pflanzen geht in den USA unvermindert weiter. Die Zahl der genehmigten Freisetzungsanträge stieg von vier im Jahr 1985 auf fast 1200 im Jahr 2002 und pendelte sich danach um 800 pro Jahr ein. Die Anzahl der Standorte und Genkonstrukte pro Antrag ist jedoch seit 2005 deutlich gestiegen, ebenso die Anzahl freigesetzter gv-Pflanzen mit agronomischen Eigenschaften wie Trockentoleranz. Pflanzen mit veränderter Produktqualität, z.B. erhöhtem Nährstoffgehalt, spielen inzwischen ebenfalls eine große Rolle. (transgen)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken