Das liege an den kalten Temperaturen im April und Mai, teilte der Spreewaldverein am Donnerstag mit. Die Anbauer hatten demnach zu Beginn mit
Frostschäden zu kämpfen und deshalb nachpflanzen müssen, erläuterte die Sprecherin des Vereins, Silvia Jonas.
Unterdessen hat das Bundeskartellamt seine Zustimmung dafür gegeben, dass der Obst- und Gemüseverarbeiter Spreewaldkonserve in französische Hände kommt. Es gab den Verkauf des vor allem für seine «Spreewälder Gurken» bekannten Familienunternehmens an den französischen Wettbewerber Andros frei.
«Die Gurke wird immer wertvoller», sagte Anbauer Heinz-Peter Frehn. Die schlechte Gurkenernte im vergangenen Jahr und die gleichzeitig höhere Nachfrage der Kundinnen und Kunden in Corona-Zeiten hätten dafür gesorgt, dass die Verarbeiter in Zugzwang seien. «Die Menschen haben mehr zu Hause gegessen und damit kamen auch mehr Spreewälder Gurken auf den Tisch», so Frehn.
Mit Blick auf die Gurkenernte in dieser Saison zeigte sich der Anbauer optimistisch. Die aktuelle Wetterlage mit Nachttemperaturen um 15 Grad und Tageswerten im sommerlichen Bereich seien gut für das Gemüse. Tröpfchenbewässerung zur Wasser- und
Nährstoffversorgung sichere einen sparsamen Ressourceneinsatz. Mehrere «Gurkenflieger» zur Ernte seien bereits unterwegs.
Die Einlege- und Schälgurken werden in neun Konservenbetrieben veredelt - nach traditionellen Spreewald-Rezepturen. «Wir sind spät dran in diesem Jahr», sagte Konrad Linkenheil von der Obst- und Gemüseverarbeitung der Spreewaldkonserve Golßen GmbH. Die Lager seien aufgrund des gestiegenen Absatzes «restlos leer». Die Entwicklung der Gurkenpflanzen sei bislang schleppend gewesen und habe sich erst in den letzten Tagen beschleunigt.
Der Spreewälder
Betrieb hat künftig einen neuen Besitzer. Das französische Unternehmen Andros, welches unter anderem Konfitüren unter der Marke «Bonne Maman» herstellt, übernimmt das Familienunternehmen. Das Bundeskartellamt gab den Verkauf an den Wettbewerber frei. Die Behörde habe «keine durchgreifenden wettbewerblichen Bedenken», sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Donnerstag.
Der Markt für Obstkonserven im Glas beziehungsweise im Karton sei von Überkapazitäten geprägt. Zudem stünden den Herstellern mit den Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels sehr große Nachfrager gegenüber. «Der bisher intensive Wettbewerb wird also intensiv bleiben«, betonte Mundt.
Spreewaldkonserve hat nach Angaben des Kartellamts im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro ganz überwiegend in Deutschland erzielt. Andros, das ebenfalls ein Familienunternehmen ist, erzielte europaweit einen Umsatz von 2 Milliarden Euro und ist auch in Deutschland tätig.
Die Spreewälder Gurken sind als Markenname seit 1999 innerhalb der Europäischen Union geschützt: Lediglich die Gurken aus dem Anbaugebiet des Spreewaldes dürfen unter diesem Namen verkauft werden. In den vergangenen zehn Jahren sind in Brandenburg zwischen 24.000 und 35.000 Tonnen Spreewälder Gurken geerntet worden.
Das Gemüse wird in einem Sud, bestehend aus Wasser und unter Zugabe von Gährungsessig, Zucker und Salz pasteurisiert. Frische Zwiebeln, Dill,
Kräuter oder zum Teil auch Meerrettich werden beigegeben.
In diesem Jahr werden von den Spreewälder Anbaubetrieben Gurken auf einer Fläche von rund 550 Hektar angebaut, davon rund 50 Hektar im Bio-Anbau. Wie in den Jahren zuvor werden laut Spreewaldverein rund 3.000 Beschäftigte im Anbau und in der Verarbeitung eingesetzt.