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28.09.2020 | 13:46 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Herbizideinsatz in Wintergetreide: Wie wichtig ist eine klare Strategie?

Karlsruhe - Für N. Waldorf, Pflanzenschutzberaterin im Landwirtschaftsamt Buchen ist klar dass, insbesondere in der Wintergerste bei der Herbstbehandlung ein hoher Wirkungsgrad angestrebt werden muss, da die Nachspritzungen regelmäßig in der Wirkung enttäuschen.

Herbizideinsatz in Wintergetreide
(c) proplanta
Die Expertin weiß aber auch, dass der Praxis weiterhin keine neuen Wirkstoffe zur Verfügung stehen und bleibt daher bei ihren bewährten Empfehlungen. Aus ihrer Sicht liegt die Hauptlast der Gräserbekämpfung auf dem Wirkstoff Flufenacet.

Mittlerweile ist dieser Wirkstoff solo und in Kombination mit Unkrautpartner in vielen Produkten eingeschleust. Neben der Bodenfeuchte, die wir leider nicht beeinflussen können, spielt auch die Bodenbeschaffenheit eine wichtige Rolle, so dass ein Walzen der Flächen schon vor der Spritzung zu empfehlen ist.

Zudem sollte die Anwendung schon früh in den Auflauf des Ackerfuchsschwanzes erfolgen. Das heißt Anwendungen im Vorauflauf sind – auch aus Gründen der Verträglichkeit – zu bevorzugen. Die Kombinationen von Bodenherbiziden plus Axial ist eine Kompromisslösung, Splitting-Anwendungen sind sicherer in der Wirkung und werden den jeweiligen Ansprüchen der Mittel besser gerecht.

Insbesondere bei hohem Druck mit Ackerfuchsschwanz sollte die Wirkungsunterstützung von prosulfocarb-haltigen Produkten (Boxer) oder auch Chlortoluron genutzt werden. Beim Wirkstoff Chlortoluron sind aber die Auflagen zu beachten und bei Weizen zudem die Sortenverträglichkeit. Auch die Auflagen zur Anwendungstechnik bei Pendimethalin und Prosulfocarb sind einzuhalten.

Im Odenwald und auf leichten Böden konnte diese Jahr teilweise stärkerer Windhalmbesatz beobachtet werden. Windhalm kann i.d.R. sicher über die Herbstanwendung von flufenacet-haltigen Produkten kontrolliert werden.

Als Unkrautpartner im Herbst eignen sich v.a. die Wirkstoff Diflufenikan, Pendimethalin und speziell bei Storchschnabel auch Metsulfuron (z.B. Alliance). Diflufenikan ist sehr breit wirksam und leistungsstark in der Herbstanwendung. Als Bleacher kann er aber bei hohen Niederschlagsmengen und schlechter Saatgutablage zu Aufhellungen führen.

Für eine gute Herbizidwirkung im Herbst sind die Wirkstoffmengen auch aufgrund der Verträglichkeit auf ca. 80g/ha zu beschränken. In der vollen Aufwandmenge von Herold (oder Generika-Produkte), die für die Mindestmenge an 240g Flufenacet benötigt werden, sind aber 120 g Diflufenikan enthalten. Daher sind Eigenmischungen aus 0,4 Liter Herold + 0,2 Liter Fence oder 0,3 Herold + 2,0 Liter Malibu mit Begrenzung der Diflufenikan-Menge oft verträglicher.

Empfehlungen:

1. Sehr geringer Druck

Nur auf Standorten mit sehr geringem Ackerfuchsschwanzdruck sind Behandlungen ohne den Wirkstoff Flufenacet anzuraten. Mit mittlerer Gräserleistung kann preiswert mit Mischungen des Wirkstoffs Chlortoluron gearbeitet werden. Zwingend zu beachten Sie die Auflagen. Diese werden im Rahmen von Fachrechtskontrollen kontrolliert.

2. Mittlerer-hoher Druck

Auf diesen Standorten ist der Einsatz des Wirkstoffs Flufenacet dringend zu empfehlen. Auch wenn die Wirkungsgrade besonders bei Trockenheit nicht ausreichend und auch mal bei 60-70% Wirkung liegen können, sollte trotzdem ein Einsatz erfolgen, um den Ackerfuchsschwanz für eine mögliche Nachbehandlung im Frühjahr vorzuschädigen.

In den letzten Jahren waren aufgrund der oft fehlenden Vegetationsruhe die Gräser für die Frühjahrsbehandlung schon sehr weit entwickelt und damit schwerer bekämpfbar. Hinzu kommen die Auflagen, dass teilweise erst nach Mitte März einen Einsatz erlaubt ist oder die Anwendungsbedingungen, v.a. die Luftfeuchte für gute Wirkungsgrade zu gering sind. Vor dem Hintergrund der nachlassenden Wirkung der Frühjahrsprodukte und der schlechten Aussichten neuer herbizider Wirkstoffe ist daher eine Vorlage zu empfehlen.

Auflagen Pendimethalin (u.a. Stomp, Activus, Trinity, Addition) und Prosulfocarb (u.a. Boxer, Filon, Jura)

  • Wasseraufwand mind. 300 l
  • 90% abdriftmindernde Düse auf der gesamten Fläche
  • Windgeschwindigkeit max. 3 m/s
  • Fahrgeschwindigkeit höchstens bei 7,5 km/h

Auflagen Chlortoluron-Produkte

  • Keine Anwendung auf den Bodenarten: reiner Sand, schwach schluffiger Sand und schwach toniger Sand
  • Nur eine Anwendung auf derselben Flächen innerhalb eines Kalenderjahres
  • Keine Anwendung auf drainierten Flächen im ganzen Jahr (Ausnahme Trinity: Verbot zw. 1.11 und 15.03)

In Roggen kommt es regelmäßig zu Verträglichkeitsproblemen bei Flufenacet. Bei flacher Saatgutablage ist das Schadrisiko höher. Streben sie daher eine Aussaattiefe von 3 cm an. Auch frühe Maßnahmen (Spitzen des Roggens) und möglichst keine Anwendung vor stärkeren Niederschlägen senken das Verträglichkeitsrisiko.

In Dinkel ist die Zulassungssituation zu beachten. Nicht alle Herbizide haben eine Zulassung. Möglich im Herbst sind Boxer (im Vorauflauf), Herold, Carpatus, Broadcast und Stomp aqua.

(Informationen des Neckar-Odenwald-Kreis vom 25.09.2020)
LTZ Augustenberg
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