Davon geht zumindest der Internationale Getreiderat (IGC) in seinem aktuellen Bericht aus. Laut
IGC ist damit zu rechnen, dass in Russland in der laufenden Vermarktungssaison wegen eines enormen Getreideaufkommens zeitweilig Engpässe auf dem Schienenweg und in den Häfen auftreten werden. Deshalb gingen Marktakteure davon aus, dass der russische Weizenexport in dieser Saison auf 30 Mio. t bis 35 Mio. t begrenzt sei. Das wären allerdings immer noch Rekordmengen. Derweil prognostiziert der IGC für die Föderation Ausfuhren von 32,1 Mio. t Weizen; das sind 2,1 Mio. t mehr als noch im Juli erwartet worden war. Außerdem würde damit die geschätzte Vorjahresmenge um schätzungsweise 4 Mio. t Weizen übertroffen.
Unterdessen will sich das russische
Landwirtschaftsministerium einen Überblick über die logistischen Probleme im eigenen Land verschaffen. Das wurde bereits bei einer Ressortsitzung am 18. August unter Leitung des ersten stellvertretenden Agrarministers Dschambulat Chatuow beschlossen. Dabei werden Fachleute des Ministeriums sowie Vertreter der Getreidehandelsunternehmen und des Föderalen Aufsichtsdienstes für Tier- und Pflanzengesundheit (
Rosselkhoznadzor) in einer Expertengruppe zusammenarbeiten, die eine umfassende Analyse der Logistikinfrastruktur des russischen Getreidemarktes erstellen soll.
Internationaler Weizenhandel voraussichtlich rückläufigMit Blick auf die Weizenexporte der Europäischen Union 2017/18 sind die Londoner Experten nun etwas pessimistischer als noch vor Monatsfrist. So korrigierten sie, mit Verweis auf die wahrscheinlich scharfe russische Konkurrenz, ihre betreffende Voraussage um 900.000 t auf 29,9 Mio. t nach unten. Das wären aber trotzdem noch 1,6 Mio. t mehr als im Vorjahr exportiert worden waren. Damit wäre die Union in der aktuellen Saison der zweitgrößte Anbieter am internationalen
Weizenmarkt, gefolgt von den USA mit einer Ausfuhrmenge von voraussichtlich 26,5 Mio. t. Im Vorjahr hatten die Vereinigten Staaten noch mit 28,7 Mio. t Weizen die Weltrangliste der wichtigsten Exportländer bei dieser Getreideart angeführt.
Beim internationalen Weizenhandel 2017/18 sieht der IGC hier trotz der sehr guten Perspektiven für Russland einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 3 Mio. t auf insgesamt 172 Mio. t voraus.
Russische Ernte noch nicht beendetWie dem IGC-Bericht weiter zu entnehmen ist, zeichnet sich 2016/17 eine globale
Weizenernte von insgesamt 742,2 Mio. t ab. Im Juli waren die Londoner Experten noch von 10,3 Mio. t weniger ausgegangen. Allerdings würde damit trotzdem die Vorjahresernte von schätzungsweise 754,2 Mio. t nicht übertroffen. Als wichtigsten Grund für die jetzt optimistischere Einschätzung nennt der Getreiderat die besseren
Ernteaussichten in Russland. Deshalb korrigierten die Fachleute ihre betreffende Prognose für die Föderation um 9 Mio. t auf 80 Mio. t Weizen nach oben; damit würde das Vorjahresergebnis um 7,5 Mio. t überschritten.
Als Begründung nennen die Experten vor allem den diesmal deutlich höheren durchschnittlichen Hektarertrag. Allerdings dürfte in Russland noch viel Getreide auf dem Halm stehen, obwohl die Ernte recht gut vorankommt: Nach Angaben des russischen Landwirtschaftsministeriums vom Montag (28.8.) waren drei Tage zuvor insgesamt 62 Mio. t an Winter- und
Sommerweizen geerntet worden und damit 3,4 Mio. t mehr als zum Vorjahreszeitpunkt.
Französische Weizenqualität besser als 2016Für die EU, den weltgrößten Weizenproduzenten, ist der Getreiderat für die diesjährige Produktion nun etwas zuversichtlicher als noch im Juli. So erwarten die Londoner Experten hier jetzt 148,3 Mio. t Weizen; das sind 200.000 t mehr als bei der Vormonatsprognose und schätzungsweise 3,8 Mio. t mehr als 2016 gedroschen worden war. Dabei wurden pessimistischere Einschätzungen für Deutschland und Großbritannien durch Aufwärtskorrekturen der Voraussagen für Bulgarien und Frankreich, wo die Ernte bereits abgeschlossen ist, mehr als ausgeglichen.
m Einzelnen wird das Weizenaufkommen für Frankreich, den größten Erzeuger der Gemeinschaft bei dieser Getreideart, auf 38,7 Mio. t veranschlagt, was gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 9,4 Mio. t bedeuten würde. Der durchschnittliche
Ertrag fiel dort laut IGC leicht überdurchschnittlich aus. Auch die Qualität der französischen Ware soll sich im Vergleich zur enttäuschenden Saison 2016/17 verbessert haben.
US-Farmer bringen jetzt Sommerweizen einFür die USA rechnen die Londoner Fachleute wie im Vormonat mit einer diesjährigen
Weizenproduktion von 46,7 Mio. t. Den Winterweizen haben die Farmer laut amerikanischem Landwirtschaftsministerium (USDA) bereits vollständig eingebracht, wobei nach offiziellen Angaben ein Fünfzehnjahrestief von 35 Mio. t markiert wurde. Unterdessen ist die Sommerweizenernte noch im Gange. Laut
USDA waren mit Stand vom 27. August bereits 76 % der
Anbauflächen abgeerntet; das waren 10 Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre und 3 Prozentpunkte weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Indes fiel die IGC-Ernteprognose für Kanada pessimistischer aus. So passte der Getreiderat seine Voraussage für die dortige Weizenproduktion in diesem Jahr um 2,6 Mio. t auf ein Sechsjahrestief von 25 Mio. t nach unten an; das wären 6,7 Mio. t weniger als 2016 gedroschen wurden.
Globaler Weizenendbestand 2017/18 reicht für 123 Tage Dem IGC-Bericht zufolge dürfte die globale Versorgungslage bei Weizen 2017/18 noch etwas reichlicher als in der vergangenen Saison ausfallen. So wird der globale Endbestand bei dieser Getreideart im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um 3,8 Mio. t auf rund 247,8 Mio. t aufgestockt. Damit könnte der erwartete Verbrauch von weltweit 738,4 Mio. t etwa 123 Tage lang gedeckt werden. Die betreffende Kennzahl des Vorjahres würde dann nur um zwei Tage übertroffen und der entsprechende Durchschnitt der vergangenen vier Jahre sogar um 13 Tage.
Derweil gibt die
Rabobank zu bedenken, dass die globalen Lagermengen ohne Berücksichtigung Chinas wahrscheinlich abgestockt werden. Auf China entfallen zwar rund 40 % der weltweiten Lagermengen, aber den Bankern zufolge exportiert das „Reich der Mitte“ jährlich weniger als 1 Mio. t Weizen und belastet deshalb kaum den Weltmarktpreis. Mit den aktuellen IGC-Prognosedaten würde sich für die Lagerendbestände 2017/18 der „restlichen“ Länder im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt ein Rückgang um mehr als 8 Mio. t Weizen auf 139,8 Mio. t ergeben. Die Rabobank begründet diese Entwicklung mit unter dem Strich unterdurchschnittlichen Erträgen in wichtigen Erzeugungsregionen.