«Trotz
Düngeverordnung ist die Landwirtschaft in Deutschland teilweise weiterhin durch hohe Nährstoffüberschüsse gekennzeichnet, insbesondere in viehstarken Regionen», sagte Agrarökonomin Sandra Uthes, Co-Leiterin einer vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschergruppe für eine nachhaltigere Landwirtschaft.
Diese Überschüsse haben negative Wirkungen auf Grund- und Oberflächengewässer, die
Biodiversität und wegen der
Treibhausgasemissionen auch auf das Klima. Derzeit liegen die
Düngemittelpreise auf einem Rekordhoch. Unklar sei, ob mit Beginn der
Frühjahrsdüngung überhaupt ausreichende Mengen zur Verfügung stünden, sagte Uthes. Es sei zu erwarten, das Düngemittel unabhängig von der derzeitigen Situation dauerhaft teurer würden, da die Herstellung sehr energieintensiv sei.
«Damit erhöht sich die Attraktivität organischer Dünger für
Betriebe, die kein
Vieh halten, beispielsweise von Hühnertrockenkot und von Gärresten», sagte Uthes.
Tierhalter mit einem
Überschuss an
Wirtschaftsdünger könnten diesen überregional abgeben. Für eine konkurrenzfähige Alternative zu Mineraldüngern seien jedoch einige Voraussetzungen erforderlich: Messtechnik zur Bestimmung der Nährstoffe und eine umweltgerechte Lagerung. Eine Abwägung der Investitionen und laufenden Kosten sei erforderlich, sagte Uthes.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes werden in Deutschland jährlich 1,3 Millionen Tonnen Stickstoff, 0,2 Millionen Tonnen
Phosphat und 0,4 Millionen Tonnen
Kali ausgebracht. Dazu kommen knapp 200.000 Kubikmeter flüssiger Wirtschaftsdünger und etwa 22.000 Tonnen Festmist.
Aus Uthes' Sicht ist das Düngemanagement angesichts der ausgebrachten Mengen und der in vielen Regionen zu hohen Nitratwerte im
Grundwasser verbesserungswürdig. «Zur Einsparung tragen beispielsweise die
Präzisionslandwirtschaft in Kombination mit Robotik oder die Rückbesinnung auf agrarökologische Prinzipien bei», sagte die Wissenschaftlerin.
Dabei gehe es unter anderem um vielfältige Fruchtfolgen, den Anbau von Hülsenfrüchten zur natürlichen Stickstoffbindung und flächengebundene Tierhaltung. Güllebörsen und andere Kooperationen, etwa mit Futter- oder Düngemittelherstellern zur Produktion von Insektenmehl oder Recyclingdünger, könnten ebenfalls einen Beitrag leisten.
Uthes plädierte für finanzielle Hilfen für Betriebe, um die Tierbestände zu verringern. Zudem sollten Investitionsprogramme zum Umstieg auf umweltfreundliche Technologien anregen.