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19.08.2010 | 10:05 | Beregnung 

Klimawandel: Sorgsamer Umgang mit dem kostbaren Nass

Oldenburg - Kaum ein Wirtschaftszweig wird den Klimawandel so stark zu spüren bekommen wie die Landwirtschaft.

Beregnung
Um in Zukunft die Erträge auf den Feldern Nordost-Niedersachsens zu sichern, wird eine Beregnung, die noch sparsamer mit dem kostbaren Nass umgeht, unumgänglich sein. Nur so können die negativen Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft und die Wirtschaft des ländlichen Raumes aufgefangen werden. Damit zukünftig genug Wasser zur Verfügung steht, muss die Grundwasserneubildung gefördert werden. So lautet das Fazit einer Pressefahrt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zum Thema „Landwirtschaft und Klimawandel“, die am 17. August im Raum Uelzen stattfand.

„Dreh- und Angelpunkt des Problems ist das Wasser“, sagte Kammerpräsident Arendt Meyer zu Wehdel gleich zu Beginn der Veranstaltung. Es werde zukünftig mehr Niederschläge im Winter und deutlich trockenere Sommer geben. Trotz aller Anstrengungen und Strategien werde der Klimawandel kaum aufzuhalten sein. Die Folgen wären regional sehr unterschiedlich, sodass es keine globale Lösung für das Problem geben könne, sondern nur regionale Anpassungsstrategien. „Im Nordosten Niedersachsens wird die Beregnung dabei eine herausragende Rolle spielen“, sagte Meyer zu Wehdel. Ohne sie seien Ertragsverluste von bis zu 100 Prozent zu erwarten, im Schnitt lägen sie bei 30 bis 40 Prozent.

Wie eng das Wohlergehen von Landwirtschaft und ländlichem Raum zusammenhängen, zeigte Dr. Jürgen Grocholl, Leiter der Kammer-Bezirksstelle Uelzen, für die Region Nordost-Niedersachsen. Hier hat die Land- und Forstwirtschaft einen Anteil von rund sechs Prozent an der Bruttowertschöpfung. Zudem seien die landwirtschaftlichen Betriebe ein wichtiger Faktor für den Arbeitsmarkt. „Noch deutlicher wird der Einfluss der Landwirtschaft auf die Wirtschaftskraft der Region, wenn die vor- und nachgelagerten Bereiche, zum Beispiel Landhandel oder Lohnunternehmen, hinzugerechnet werden“, so Dr. Grocholl. Aufgrund der natürlichen regionalen Gegebenheiten - geringe Niederschläge und sandige Böden - seien die Betriebe auf die Beregnung angewiesen. Die Landwirtschaft und die daran gekoppelte Wirtschaftskraft des ländlichen Raumes hingen entscheidend davon ab.

Nach Aussagen von Monika von Haaren von der Kammer-Bezirksstelle Uelzen ist der Klimawandel bereits heute Realität. „Die Niederschlagsverteilung und die Verdunstung haben sich speziell in den Frühjahrsmonaten spürbar verändert.“ Außerdem seien zunehmend Wetterextreme wie Starkregen, Trockenperioden oder Dürren zu beobachten. In vielen Gebieten sei das Wasser schon jetzt begrenzender Produktionsfaktor in der Landwirtschaft - Tendenz steigend. Zukünftig werde es immer wichtiger, Wasser effizient und sparsam zu nutzen und die Ressource Grundwasser nachhaltig zu sichern. Dazu seien alle wirtschaftlich vertretbaren Verfahren einzusetzen.

Konkrete Beispiele dafür erläuterte Ekkehard Fricke auf dem Versuchsfeld Hamerstorf. „Hier wird nach technischen Möglichkeiten gesucht, die Gaben des Zusatzwassers exakt zu steuern und wassersparend an die Pflanzen zu bringen“, so der Beregnungsfachmann der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Im Feldversuch würden vier Modelle getestet, die die Beregnungsmenge und -zuteilung auf unterschiedliche Weise ermitteln. Basis für die Berechnungen sind Daten zum Bodenwasser und zum Wasserbedarf der Pflanzen. Am Ende geben Ernteertrag und -qualität Hinweise auf das sparsamste und wirtschaftlichste System. Außerdem werden in Hamerstorf der Einfluss von Bodenbearbeitung und Bestandesdichte auf die Wassereffizienz und die Auswirkungen von Stickstoffdepotdüngern (Cultan-Methode) auf Wassereffizienz und Nitrat-Auswaschung untersucht.

Dass auch der Wald für den Wasserhaushalt von großer Bedeutung ist, machte Forstamtmann Werner Küpker vom Forstamt Uelzen, Bezirksförsterei Polau, deutlich. Am Beispiel des Höhenzuges Drawehn zeigte er, wie mit Laubbäumen Bestandeslücken gefüllt werden, um die Grundwasserneubildung zu fördern. „In dieser Region ist bei Laubwald gegenüber reinen Nadelwäldern mit einem Zugewinn von 60 Millimetern je Jahr und Quadratmeter zu rechnen“, so der Bezirksförster. Diese umgerechnet 60 Liter je Quadratmeter wurden durch die Nordwestdeutsche Forstfachliche Versuchsanstalt in Göttingen bestätigt. Der Waldumbau von Nadelwald in Laubwald fördere langfristig die Grundwasserneubildung im Drawehn (derzeit etwa 3.750 Hektar Kiefernwald). Auf einer Fläche von 1.000 Hektar ergäbe sich ein Plus von etwa 600.000 Kubikmetern pro Jahr. (lwk-ns)
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