Zu diesem Schluss kommt das Julius-Kühn-Institut (
JKI) nach einer ökonomischen Folgenabschätzung, die in dieser Woche vorgelegt wurde. Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass Glyphosat nicht von vorneherein als Standardmaßnahme in diesen Anbausystemen vorgesehen werden sollte. Vielmehr gelte es sorgfältig zu prüfen, ob Anwendungen des Breitbandherbizids vor allem auf der Stoppel oder gegebenenfalls auch vor der Saat durch mechanische Arbeitsgänge mit geeigneten Geräten ersetzt werden könnten. Dies ließe eine Einsparung der Glyphosatmenge erwarten.
Insbesondere sei auch der Pflugeinsatz wieder häufiger auf Böden, die eine entsprechende Bearbeitung zuließen und nicht erosionsgefährdet seien, in Betracht zu ziehen, so die Wissenschaftler. Falls dies nicht ganzflächig in Betracht komme, sollte zumindest in Erwägung gezogen werden, die Glyphosatanwendung auf kritische Teilbereiche der Schläge, beispielsweise mit Queckenbesatz, zu beschränken. Ferner gilt es nach Ansicht der Forscher zu prüfen, ob der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die den Wirkstoff enthalten, im jährlichen Wechsel mit mechanischen Arbeitsgängen nicht auch ausreichende Ergebnisse liefert.
Vorernteanwendungen mit Glyphosat sollten generell in Mähdruschfrüchten auf das notwendige Maß begrenzt werden. Gravierende ökonomische Folgen würde der Verzicht auf den Wirkstoff dem Institut zufolge allerdings bei Dauerkulturen haben. Im Apfelanbau erscheine ein solcher Schritt wirtschaftlich kaum vertretbar.
Ertragseinbußen nicht ausgeschlossenDie ökonomischen Folgen eines Verzichts auf die Anwendung des Wirkstoffs hängen laut Studie im Ackerbau stark davon ab, ob durch eine einmalige zusätzliche
Bodenbearbeitung eine Wirkungsäquivalenz zu Glyphosat erzielt werden kann. In diesem Fall könnte die mechanische Unkrautbekämpfung zu einem betriebswirtschaftlich identischen oder sogar besseren Ergebnis führen.
Als wichtige Einflussfaktoren für die ökonomischen Konsequenzen der Substitution machten die Forscher dabei den Standort, die Witterung und die Anbaupraxis aus. Wenn es unter ungünstigen Bedingungen jedoch trotz zwei bis drei zusätzlicher Bodenbearbeitungsgänge zu Ertragseinbußen aufgrund von Unkrautbefall komme, seien Mehrkosten zu erwarten.
Der Verzicht auf Glyphosat führe dann bei der Stoppelbearbeitung in winterungsbetonten Fruchtfolgen den Berechnungen zufolge zu Mehrausgaben von 55 Euro/ha bis 89 Euro/ha und Jahr; das Auslassen einer entsprechenden Vorsaatbehandlung könne Mehrkosten von jährlich bis zu 100 Euro/ha nach sich ziehen. Bei einem durchschnittlichen Deckungsbeitrag für Weizen von 600 Euro/ha bis 900 Euro/ha würden die zusätzlichen Kosten etwa 6 % bis 17 % des Deckungsbeitrags ausmachen.
Kaum Einsparpotential im KleingartenbereichDas größte theoretische Einsparpotential für Glyphosat machen die Forscher beim Winterweizen als der Ackerbaukultur mit der größten Anbaufläche aus. Rund ein Drittel der Gesamtmenge des Wirkstoffs werde in Deutschland in dem Bereich angewendet. Problematisch sei der Verzicht jedoch insbesondere in Kombination mit der pfluglosen Bodenbearbeitung.
Neben möglichen negativen Folgen hinsichtlich Erosion seien auch ökonomische Nachteile zu erwarten. Im Wein- und Apfelanbau ist das Einsparpotential laut Folgenabschätzung bei einer Anwendungsmenge entsprechend der Jahre 2011 und 2012 von 70 t beziehungsweise 90 t Glyphosat sehr gering. Im Haus- und Kleingartenbereich sei - ohne Einbeziehung der beruflichen Anwender - von einer ähnlichen Größenordnung auszugehen.
Insgesamt belaufe sich der jährliche Glyphosatabsatz in Deutschland auf rund 5.000 t Wirkstoff. Die Verfasser der Studie kommen außerdem zu dem Schluss, dass in einigen Anwendungsbereichen kein äquivalenter Ersatz für Glyphosat verfügbar ist. Dazu gehört die Bekämpfung sogenannter perennierender Unkräuter. Auch bei resistenzgefährdeten Arten sei der Einsatz des Wirkstoffes derzeit unverzichtbar.