Gegenüber der vom Ministerium festgelegten „Baseline“, die als Gradmesser dienen soll, ergab sich im zugrundeliegenden Betriebsmessnetz ein Rückgang um 10 %. Nach Angaben des Ressortchefs betrug die Reduktion gemäß den herangezogenen Marktforschungsdaten sogar 17 %. Angestrebt wird vom Land, bis 2030 die Anwendung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 % bis 50 % zu senken.
Hauk stellte klar, dass der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln zur Erzeugung qualitativ hochwertiger
Lebensmittel und zur Sicherstellung der
Nahrungsmittelversorgung notwendig sei: „Der Pflanzenschutz ist dabei umfassender zu sehen als die bloße Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Leitbild für unsere
Betriebe ist der integrierte Pflanzenschutz, mit vorbeugenden Maßnahmen wie Fruchtfolgegestaltung, Sortenwahl und Bodenbearbeitung.“ Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sei immer die letzte Möglichkeit und werde auf das unabdingbar notwendige Maß reduziert, betonte der Minister.
Kooperativer AnsatzFür den Präsidenten des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV),
Joachim Rukwied, ist es richtig und wichtig, dass die Pflanzenschutzmittelreduktion mit der Landwirtschaft praxisnah in einem Betriebsmessnetz und einer umfassenden Evaluierung der Maßnahmen 2023 und 2027 stattfindet.
Das bilde den fach- und sachgerechten Pflanzenschutzmitteleinsatz ab. „Mit diesem kooperativen Ansatz ist Baden-Württemberg Vorreiter in Deutschland und Europa“, hob
Rukwied hervor. Der Berufsstand erwarte aber, dass die
EU-Kommission diesen baden-württembergischen Weg nicht gefährde und ihren eigenen Vorschlag zur Pflanzenschutzmittelreduktion zurückziehe.
Toller ErfolgErfreut über die ersten Schritte bei den Bemühungen um eine Pestizidreduktion zeigte sich der Landesverband Baden-Württemberg des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). „10 % weniger Pestizide in nur zwei Jahren. Das ist ein toller Erfolg und zeigt, dass allen Unkenrufen zum Trotz eine Halbierung des Pestizidaufwands bis 2030 durchaus möglich erscheint“, erklärte der Landesvorsitzende Johannes Enssle.
Zugleich warnte er vor zu schnellen Rückschlüssen: „Die Zahlen sind noch mit Vorsicht zu genießen, denn die ausgebrachte Pestizidmenge schwankt je nach Witterung und angebauten Kulturen von Jahr zu Jahr. Auch fehlt dem vorgelegten Bericht noch eine ordentliche Ursachen-Wirkungs-Analyse“.
Mittelwert ermitteltBasis des zweiten Pflanzenschutzmittelberichts sind Daten des neu im Land eingerichteten Betriebsmessnetzes, Marktforschungsdaten sowie weitere Statistiken. Aus diesen Daten wurde die „Baseline“ in Höhe von 2.100 t chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittelwirkstoffe pro Jahr als Mittelwert mehrerer Jahre hergeleitet.
Dies entspricht laut Ministerium einer Menge von 2,4 kg je Hektar beziehungsweise 0,24 g je Quadratmeter und Jahr der Fläche im Land, die regelmäßig mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wird. Die angepeilte Reduzierung um 40 % bis 50 % bis zum Jahr 2030 würde einer Abnahme um jährlich rund 900 t entsprechen.