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18.06.2021 | 12:57 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Laternenblütigkeit, Fusarium und Ramularia im Visier

Karlsruhe - H. Saddedine, amtliche Pflanzenschutzexpertin vom Landwirtschaftsamt Donaueschingen, berichtet über den Stand der Kulturen im Schwarzwald-Baar-Kreis und gibt Praxistipps zur Notwendigkeit der Durchführung wichtiger Feldarbeiten.

Pflanzenschutz
(c) proplanta
Wintergerste:

Die Wintergerste beginnt mit der Kornfüllung und in vielen Schlägen auf der Baar wird eine „Laternenblütigkeit“ sichtbar. Als Ursache kommen Spätfröste und/oder starke Temperaturschwankungen während der Schoßphase in Betracht.

Die Bestände sind unterschiedlich stark betroffen, je nach Entwicklungsstand zum Zeitpunkt des Ereignisses oder Lage des Schlags. Die hellscheinenden Ährchen sind am besten bei Gegenlicht zu erkennen. Der endgültige Schadensumfang kann nur bei genauer Betrachtung der anscheinend leeren Ährchen bestimmt werden, da die Gerste bei nicht erfolgter Selbstbefruchtung noch eine spätere Fremdbefruchtung herbeiführen kann.

Eine erfolgreiche Fremdbefruchtung ist an kleinen weißen Fruchtkörpern am Boden der Ährchen erkennbar, die sich noch zu vollen Körnern entwickeln können. Damit zur Ernte keine Überraschung wartet, sollten die eigenen Schläge überprüft und bei sehr starker Schädigung evtl. über eine andere Verwertung nachgedacht werden.

Winterweizen, Triticale, Dinkel – Fusarium:

Örtliche Regenschauer, besonders gewittrige Niederschläge und Temperaturen zwischen 15°C und 22°C während der Blüte können bei kritischen Vorbedingungen (Vorfrucht Mais, Getreide, Erbsen und reduzierte Bodenbearbeitung, anfällige Sorten) oder anhaltender Nässe der Ähren (mind. 12 Std.) eine Infektionsgefahr für Ährenfusarium darstellen. Optimaler Behandlungszeitpunkt ist 2 Tage vor bis 2 Tage nach einem möglichen Infektionstermin.

Gute Wirkungen zeigen die Mittel Input Classic (1,25), Proline/Curbatur (0,8), Prosaro/Sympara (1,0), Osiris (2,5) oder der neue Pack Osiris MP (Caramba 1,0 + Curbatur 0,5). DON-Q als Mischpartner zur Reduzierung des Toxingehalts kann nur noch dieses Jahr eingesetzt werden (Wirkstoff Thiophanat-methyl). Für Osiris (mit Wirkstoff Epoxiconazol) endet die Aufbrauchfrist ebenfalls dieses Jahr, die Reste müssen danach zur Schadstoffsammlung.

Sommergetreide:

Sommergerste ist im Grannenspitzen oder schiebt die Ähre (BBCH 49-51). Die Bestände sind noch gesund, es bestehen allerdings gute Bedingungen für Pilzinfektionen. Wird nach dem Ährenschieben eine Behandlung notwendig oder ist bei Braugerste eine Behandlung zur Qualitätssicherung vorgesehen, sollte beim Fungizid auf eine Ramularia-Wirkung geachtet werden.

In Baden-Württemberg und anderen Bundesländern stehen mit der Notfallzulassung von „Folpan 500 SC“ und „Amistar Max“ (Kontakt-Wirkstoff Folpet) vom 01.04. bis 29.07.2021 wieder ein wichtiger Resistenz-Baustein bei der Ramularia-Bekämpfung zur Verfügung. Beide Mittel dürfen nur in Tankmischung mit einem anderen Mittel, das den Wirkstoff Prothioconazol oder Mefentrifluconazol enthält angewandt werden.

Ramularia braucht zur Ausbreitung strahlungsreiche, feuchte Witterung. Sobald zum Ährenschieben eine Infektion erkennbar ist, empfehlen wir folgende Tankmischungen: Gigant + Folpan 500 SC (1,0 + 1,5), Elatus Era + Amistar Max (1,0 + 1,5), Revytrex + Folpan 500 SC (1,5 + 1,5) oder andere Mischungen mit den oben genannten Wirkstoffen. Weitere Mittel mit guter Wirkung gegen alle wichtigen Krankheiten sind: Ascra Xpro (1,2), Revytrex + Comet (1,5 + 0,5), Bontima (2,0) oder Jordi (1,5).

Hafer hat das Fahnenblatt geschoben und ist überwiegend gesund. Der Hafer kommt in der Regel ohne Fungizide aus. Falls aus Qualitätsgründen eine Behandlung vorgesehen ist, können Amistar (1 l/ha), Ascra Xpro (1,2 l/ha), Osiris (2,5 l/ha) oder Rubric (1,0 l/ha) gegen Kronenrost bis zur Blüte eingesetzt werden. Aufbrauchsfrist Osiris und Rubric: 30.10.2021!

(Informationen des Schwarzwald-Baar-Kreis vom 16.06.2021)
LTZ Augustenberg
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