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19.01.2007 | 08:26 | Kartoffeln 

Lindas Tage sind gezählt - Deutschland sucht neue Superkartoffel

Kiel - Deutschland sucht die Superknolle: Während der Kampf um das Auslaufmodell «Linda» inzwischen schon wieder auf etwas kleinerer Flamme kocht, bemühen sich die Landwirtschaftskammern um eine würdige Nachfolgerin der beliebtesten fest kochenden Kartoffel.

Kartoffel-Linda
(c) proplanta
«Die 'Belana', die 'Bernadette' und die 'Edelstein' sind besser als die Linda - alle fest kochende Sorten, gelb in der Fleischfarbe und wohlschmeckend», schwärmt der Kartoffelexperte Gert Tiedemann von der Landwirtschafts-kammer Schleswig-Holstein. Die norddeutschen Kammern organisieren zurzeit regelmäßig Testessen. Der Verbraucher soll mitentscheiden, welche neue Volksknolle er bald auf dem Teller hat.

Über die Sorte «Linda» wird seit Anfang 2005 leidenschaftlich gestritten. Zunächst mit einer Frist von sechs Monaten sollte die 1974 eingeführte Sorte vom Markt verschwinden, da ihr die Zulassung entzogen wurde. Auf Druck von Verbraucherverbänden und Landwirten entschied das Bundessortenamt dann eine Fristverlängerung um zwei Jahre bis 2007. «Eine rein politische Entscheidung», meint Tiedemann.

Der Experte ist auf «Linda» nicht sonderlich gut zu sprechen. Diese Knolle sei schon lange nicht mehr das, was sie mal war. «Wir haben heute statt gelber immer mehr weiße Kartoffeln und der Geschmack ist nicht mehr so schön buttrig.« Die nachlassende Qualität sei eine typische Entwicklung für Sorten, die ohne Weiterzüchtung alt würden.

Die vielen treuen Anhänger von «Linda» sehen das natürlich ganz anders: Sie machen mit Aktionen wie «Rettet Linda» und «Freiheit für Linda» seit rund zwei Jahren bundesweit mobil. «Linda» sei die «Königin der deutschen Kartoffeln», beharren die Verfechter etwa auf der Fanseite «
www.kartoffelvielfalt.de». Dort steht der Vorwurf zu lesen, dass die Linda-Entwickler in Wirklichkeit Neuzüchtungen mit Lizenzgebühren auf dem Markt vertreiben möchten, weil der Schutz der beliebten Knolle ausläuft. «Da steht 'Linda' in eigener Konkurrenz.» Und solle aus dem Weg geräumt werden, vermuten Fans und argumentieren mit einem bislang unübertroffenen Geschmack ihrer alten «Linda».

«Alles Tinnef», sagt Gert Tiedemann. «Uns ärgert das, weil wir uns viele Gedanken gemacht haben, wie man künftig den Einsatz von Chemie im Kartoffelanbau reduzieren kann. Das geht eben nur mit krankheits-resistenten Sorten.» Moderne Züchtungen seien wegen ihrer natürlichen Abwehr besser gegen Viren und Schädlinge gewappnet. Tiedemann wundert sich über Biobauern, die sich für den Klassiker einsetzen. «Die haben im Bioanbau immer Probleme mit dieser Sorte gehabt, weil sie so anfällig ist.» Für Agraringenieur Tiedemann ist die «Linda»-Ära unwiderruflich besiegelt: «Wenn das Bundessortenamt die 'Linda' wieder zulässt, wird es eine Klagewelle von allen Züchtern geben, die viel Geld in die Entwicklung resistenter Sorten gesteckt haben, pro Sorte sind das rund eine Million Euro.»

Nach Tiedemanns Erkenntnissen geben die Tester bei den Verkostungen im Geschmacksvergleich zur «Linda» den neuen Sorten den Vorzug. Dabei schneide vor allem die «Belana» gut ab. Der bisweilen schon grotesk anmutende Knollenkampf hat für den Kammervertreter auch eine gute Seite: «Es ist noch nie so viel über Kartoffeln gesprochen worden wie jetzt, das finde ich einfach klasse.» Der Verbraucher solle sich keinesfalls verrückt machen lassen und sich Neuem öffnen. Schließlich sei das Ganze eine reine Geschmackssache.

Quelle: dpa 19.01.2007
© dpa


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