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25.05.2023 | 09:47 | Aktueller Rat Pflanzenschutz 

Mais: Unkrautbekämpfung steht an

Karlsruhe - „Die Maisaussaat in diesem Jahr ist nicht ganz einfach und erstreckt sich mittlerweile über mehrere Wochen, so dass sich einzelne Bestände bereits im 2-3-Blattstadium befinden und anderer Mais noch im Sack lagert.“

Mechanische Unkrautbekämpfung Mais
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(c) B. Bundschuh_LTZ Augustenberg
So berichtet das renommierte Pflanzenschutz- und Anbauberatungstandem A. und M. Bäuerle vom Landwirtschaftsamt mit Blick auf den Rems-Murr-Kreis. Im Vorfeld ihrer Regionalexpertise für Mais berichten die Backnanger Experten auch darüber, dass aufgelaufener Mais zudem mit den kalten Nächten kämpft und oft blass ist.

Die Konkurrenzkraft der Maispflanze gegenüber Unkräutern/Ungräsern ist sehr gering. Im 3-8-Blattstadium sollte der Mais daher weitgehend unkrautfrei gehalten werden. Ist ausreichend Bodenfeuchte vorhanden, können je nach Verunkrautung im Vorlauflauf oder frühen Nachauflauf Mittel wie Activus SC, Adengo oder Spectrum + Stomp Aqua (Spectrum Aqua-Pack) zum Einsatz kommen.

Die Mittelwahl im Nachauflauf orientiert sich an den vorhandenen Leitunkräutern. Bei Nachauflaufbehandlungen auf die Witterungsbedingungen achten. Unmittelbar nach Regenperioden, kühl-feuchter Witterung oder bei starker Sonneneinstrahlung können Kulturschäden auftreten.

Vorsicht auch bei den kältegestressten, blassen Beständen. Diese erstmal nicht noch zusätzlich durch eine Herbizidbehandlung schwächen. Dies gilt besonders beim Einsatz von Sulfonylharnstoffen. Ist eine Untersaat geplant, ist auf die Mittelverträglichkeit zu achten.

Beachten Sie bitte zudem bei der Mittelplanung, dass bei vielen Mais-Herbiziden verschiedene Auflagen und Anwendungsbestimmungen einzuhalten sind:
  • In allen Wasserschutzgebieten in Baden-Württemberg, unabhängig von der Zone oder der Gebietseinstufung, ist der Einsatz von Terbuthylazin-haltigen Pflanzenschutzmitteln verboten. Die Einhaltung dieser Vorgabe wird im Rahmen des Fachrechtes kontrolliert. Auch außerhalb von Wasserschutzgebieten wird der Einsatz von Terbuthylazin-haltigen Pflanzenschutzmitteln nicht empfohlen, insbesondere auf karstigen und klüftigen Standorten.
  • Nicosulfuron-haltige Produkte, wie z.B. Arigo, Elumis, Motivell Forte, Diniro, Nicogan, Samson 4 SC unterliegen der Auflage NG326-1. Diese beinhaltet, dass pro Jahr Produktunabhängig die maximale Aufwandmenge von 45g Nicosulfuron/ha auf derselben Fläche nicht überschritten werden darf. Zudem gilt die Auflage NG327, was bedeutet, dass auf gleicher Fläche der Einsatz von Nicosulfuron im folgenden Kalenderjahr nicht erlaubt ist.
  • Wird der Wirkstoff Pendimethalin, z.B. in Stomp Aqua oder Activus SC enthalten, eingesetzt gelten die Auflagen NG145 (Wasseraufwand min. 300l/ha, Abdriftminderung von 90% auf der gesamten Fläche), NG146 (Fahrgeschwindigkeit max. 7,5 km/h) und NG170 (Windgeschwindigkeit bei der Ausbringung max. 3m/s).
Viele Maisherbizide unterliegen zudem zum Schutz angrenzender Oberflächengewässer einer Hangneigungsauflage. Soweit keine Mulch- oder Direktsaat durchgeführt wurde, muss bei einer Hangneigung >2% zwischen behandelter Fläche und Oberflächengewässer ein mit einer geschlossenen Pflanzendecke bewachsener Randstreifen von bis zu 20m (je nach Auflage) vorhanden sein. Betroffen von dieser Auflage sind viele Nachauflaufmittel, die Sulfonylharnstoff enthalten, aber auch Vorauflaufmittel.

Achtung: Die genannten Auflagen und Anwendungsbestimmungen sowie geeignete Herbizide im Abhängigkeit vom Leitunkraut können im gelben IP-Heft „Integrierter Pflanzenschutz 2023 – Ackerbau und Grünland“ ab S. 72 f nachgelesen werden. Im Rahmen von IPSplus ist in Schutzgebieten beim Einsatz von Herbiziden zur Erfolgskontrolle verpflichtend ein Spritzfenster anzulegen.

Praxistipps: Neben der chemischen Unkrautkontrolle bietet der Mais auch die Möglichkeit mechanisch gegen Beikräuter vorzugehen. Die Vorgehensweise ist von den Bodenverhältnissen sowie dem Stadium des Maises und des Unkrautes abhängig. Den besten Erfolg erreicht man, wenn der Mais noch vor dem Auflaufen blindgestriegelt werden kann und man die Unkräuter im Fädchen- bzw. Keimblattstadium erwischt. Dann kann im frühen Nachauflauf des Maises nochmals gestriegelt und anschließend gehackt werden. Achten Sie bitte darauf, dass der Maiskeimling kurz vor dem Durchstoßen bzw. beim Durchstoßen sehr empfindlich ist. Zu diesem Zeitpunkt dürfen keine mechanischen Maßnahmen durchgeführt werden. Deshalb insbesondere beim Blindstriegeln den Entwicklungsstand vorher gut kontrollieren.

Auf unserem Demobetrieb zur Pflanzenschutzmittelreduktion in Hegnach führen wir auch dieses Jahr wieder Demoversuche zur mechanischen Unkrautkontrolle im Mais durch. Betrachtet werden dabei die Varianten der rein mechanischen Unkrautkontrolle mit Striegel und Hacke, neben der kombinierten Vorgehensweise mit Bandspritzung und hacken zwischen den Reihen sowie der rein chemischen Behandlung.

(Informationen des Rems-Murr-Kreis vom 23.05.2023)
LTZ Augustenberg
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