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15.06.2012 | 14:18 | Getreidemarkt 

Mais macht Weizen bei Futtermitteln Konkurrenz

Bonn - Der Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft (BVA) empfiehlt den Landwirten, einen Teil ihres Getreides direkt aus der Ernte zu vermarkten.

Getreide
(c) proplanta
„Wir gehen mit einem relativ hohen Preisniveau in das neue Wirtschaftsjahr“, erklärte der Präsident des Verbandes, Bruno Fehse, am Dienstag beim Getreidehandelstag 2012 auf Burg Warberg. Die Läger in Deutschland seien weitgehend geräumt. Einen Preisknick in der Ernte erwarte er nicht, weil sich Mühlen, Mischfutterindustrie und Mälzereien mit Ware eindecken müssten. Weizen und Gerste seien in Norddeutschland zeitweilig ausverkauft gewesen, ergänzte Konrad Weiterer.

Restbestände an alterntiger Ware werden sich deshalb bis zum Beginn der neuen Kampagne problemlos vermarkten lassen, ist sich der Vorsitzende des BVA-Getreideausschusses sicher. Die Erzeuger sollten nicht darauf setzen, dass die Preise im Laufe des kommenden Wirtschaftsjahres weiter steigen.

Mit der beginnenden Körnermaisernte hätten die Mischfutterhersteller die Möglichkeit, Weizen durch preisgünstigeren Mais zu ersetzen. Ab Oktober könnten die Weizenpreise deshalb wieder nachgeben, dämpft Bruno Fehse allzu optimistische Erwartungen der Landwirte. Ratsam sei es deshalb, die guten Preise in der Ernte mitzunehmen und einen Teil der Ware zu verkaufen. „Die derzeitigen Preise decken die Produktionskosten und lassen Spielraum für eine angemessene Gewinnmarge“, ergänzt Konrad Weiterer. Landwirte sollten dies nutzen und nicht zu lange mit der Vermarktung von Brot- und Futtergetreide warten.

Die Ernteaussichten in Deutschland würden von Auswinterungsschäden bei Weizen und Gerste getrübt. „Wir werden vor der eigenen Haustür nicht aus dem Vollen schöpfen können“, befürchtet Konrad Weiterer. Geringere Erntemengen würden auch in Frankreich und Polen erwartet. Für die EU 27 könne dies im kommenden Wirtschaftsjahr einen Rückgang der Weizenexporte um rund fünf Mio. Tonnen auf 11,4 Mio. Tonnen bedeuten.

Die zurzeit für die EU 27 prognostizierte Getreideernte von 282 Mio. Tonnen werde aber ausreichen, um den Bedarf auf dem Binnenmarkt zu decken. Eine Schlüsselrolle für die weitere Preisentwicklung spiele Russland. Wie groß dort die Verluste durch Auswinterungsschäden tatsächlich sein werden, lasse sich noch nicht absehen. Einbußen in Europa und der Schwarzmeerregion würden aber durch höhere Erntemengen in Nordamerika ausgeglichen. Der internationale Getreiderat erwarte deshalb für das Wirtschaftsjahr 2012/13 nur einen geringen Rückgang der globalen Endbestände.

Kompensiert werden könnten diese Defizite durch eine große globale Maisernte. „Mais wird Weizen im Futter verdrängen“, erwartet Weiterer. In den USA sei die Anbaufläche auf eine Rekordfläche von 38,8 Mio. ha ausgedehnt worden. „Wenn in den USA eine gute Ernte eingefahren wird, können sich die weltweiten Endbestände erholen“, so Weiterer. Auch wenn US-Mais wegen der GVO-Problematik nicht in die EU fließt, werde das große Angebot auf den europäischen Markt ausstrahlen. Beim Export nach Nordafrika und in den Nahen Osten könnten die USA Lieferungen aus der EU verdrängen.

Eine deutliche Steigerung des Braugerstenangebotes erwartet der BVA nicht. Wegen des Umbruchs von Wintergetreideflächen sei zwar mehr Sommergerste im Anbau, allerdings würden die zusätzlichen Mengen ins Futter wandern. Gründe für diese Erwartung seien der hohe Bedarf der Mischfutterindustrie und der geringe Preisabstand von Brau- und Futtergerste. „15 Euro je Prämie je Tonne sind für die Erzeuger kein Anreiz, die produzierte Sommergerste als Braugerste zu vermarkten“, so Fehse. (bva)
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