Paris / Chicago - Der Matif-Future auf Raps mit Fälligkeit im August 2023 hat in dieser Woche die Marke von 400 Euro/t deutlich nach unten durchbrochen, nachdem diese psychologisch wichtige Linie bereits in der Vorwoche mehrmals „getestet“ worden war.
Rapspreise Matif 2023 (c) proplanta
Am Mittwoch (31.5.) verzeichnete die Börse ein Wochentief von 378 Euro/t. Auf diesem Niveau hatte sich der Kurs zuletzt Mitte Juni 2021 bewegt. Bis Freitag gegen 13.30 Uhr erholte sich der Kontrakt auf neuerntige Ware zwar auf 398,25 Euro/t: das waren aber noch 13 Euro/t weniger als der Abrechnungskurs sieben Tage zuvor.
Der in der zweiten Maihälfte 2022 gestartete charttechnische Abwärtstrend ist damit weiterhin intakt. Marktfachleute begründeten den Preisdruck unter anderem mit den optimistischen Prognosen für das diesjährige Rapsaufkommen in der EU. Die Brüsseler Kommission bezifferte die anstehende Ernte zuletzt auf 20,22 Mio t Rapssaat; das wären 680.000 t mehr als im Vorjahr. Damit würde der Vierjahresdurchschnitt um 17,8 % übertroffen.
Die Union zur Förderung von Oel- und proteinpflanzen (UFOP) führte als Argument für die schwachen Rapskurse auch den Import von gebrauchten Abfallölen und Fetten aus China sowie daraus hergestelltem Biodiesel (UCOME - Used Cooking Oil Methylester) seit Ende 2022 an und bezifferte die betreffende Menge auf rund 500.000 t.
Ein weiterer Grund für den Abwärtstrend am Rapsmarkt waren die schwachen Vorgaben des Chicagoer Terminmarktes für Sojabohnen. Der betreffende Future auf Ware zur Lieferung im Juli 2023 pendelte dort um die Linie von 13 $/bu (445 Euro/t). Auf diesem Niveau hatte sich der Kurs zuletzt im Juli 2022 bewegt. Unterdessen kamen die US-Farmer mit der Sojabohnenaussaat sehr rasch voran.
Nach Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) waren am vergangenen Sonntag (28.5.) bereits 83 % der geplanten Flächen bestellt; das waren 19 Prozentpunkte mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Außerdem wurde damit der Fünfjahresdurchschnitt um 18 Prozentpunkte übertroffen.
Das USDA erwartet aktuell eine landeseigene Bohnenernte von 122,7 Mio t, nach nur 116,4 Mio t im vergangenen Jahr. Außerdem rechnen die Washingtoner Fachleute für Brasilen mit einem Spitzenaufkommen von 163 Mio t; das wären 8 Mio t mehr als im vergangenen Jahr. Für ein „bärisches“ Umfeld bei den Sojabohnen sorgten auch die zuletzt wieder deutlich rückläufigen Rohölpreise am Weltmarkt. In der Folge verbilligte sich auch Sojaöl.