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Terminweizen zur Abrechnung im Mai 2022 standen am Gründonnerstag zum Handelsschluss knapp 401 Euro/t auf dem Kurszettel. Zum Start in die wegen Karfreitag um einen Tag verkürzte Handelswoche hatte die gleiche Laufzeit „nur“ 375 Euro/t gekostet.
Maßgeblich für den Kurssprung sind Analysten zufolge Produktionsrisiken in den USA und der Ukraine, die an der Börse eingepreist worden sind. Anhaltende Trockenheit im Mittleren Westen und in den südlichen Plains setzt dem Winterweizen in diesen US-Produktionshochburgen zu.
Der jüngste Crop-Progress-Bericht aus dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) vom 11. April wies nur 32 % der Bestände als „gut“ oder „ausgezeichnet“ entwickelt aus, ein Rückgang um 21 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Dazu kommen die bekannten Probleme mit der Frühjahrsaussaat in der Ukraine, wo viele Felder vermint wurden. Schätzungen der Kiewer Regierung zufolge könnten auch deshalb bis zu 30 % der Landesfläche in diesem Jahr unbestellt bleiben.
Getreidehandel ausgebremst
Russlands Überfall auf die Ukraine hat nach Einschätzung des USDA die Unsicherheit an den Agrarmärkten in der Region und weltweit deutlich erhöht. Beim Weizen senkten die Experten ihre Prognose für das globale Handelsvolumen 2021/22 deshalb um weitere 3,0 Mio t auf 200,1 Mio t.
Die Weizenausfuhren der Ukraine werden nun wegen des Krieges auf nur noch 19,0 Mio t veranschlagt; im Februar, also vor der russischen Invasion, waren noch 5 Mio t mehr erwartet worden. In Washington geht man inzwischen davon aus, dass aufgrund der gesperrten Schwarzmeerhäfen über die bereits exportierten Mengen hinaus 2021/22 kaum noch Weizen die Ukraine verlassen wird.
EU-Export verliert an Schwung
Umgekehrt profitieren Russlands Exporteure vom anhaltenden Höhenflug der Weizenpreise, da sie ihre Ware auf Auslandsmärkten platzieren können - der Ächtung durch viele westliche Länder zum Trotz. Das USDA hat seine Exportprognose für Russland deshalb gegenüber März um 1,0 Mio t auf jetzt 33 Mio t angehoben. Dagegen korrigierte Washington seine Vorhersage der EU-Weizenausfuhren für 2021/22 aufgrund des niedriger als zuvor erwarteten Exporttempos deutlich nach unten, und zwar von 37,5 Mio t auf 34,0 Mio t
Mit Blick auf die weitere Versorgungslage geht man beim USDA unverändert davon aus, dass die globalen Weizenreserven bis zum Saisonende auf ein Fünfjahrestief fallen. Der konkreten Umfang wurde dabei von 281,5 Mio t auf 278,4 Mio t zurückgenommen und zur Begründung auf eine überraschend hohe Nachfrage nach dem weltweit wichtigsten Halmgetreide in Indien verwiesen
Quer über alle Verwertungskanäle - Nahrungsmittel, Industrierohstoff und Saatgut -, sollen auf dem Subkontinent trotz rekordhoher Preise fast 108 Mio t Weizen verbraucht werden, nachdem die US-Experten im März mit 103,5 Mio t gerechnet hatten.
Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9174 Euro
Aktuelle Weizenkurse an der MATIF