In der Regierung gebe es ernsthafte Überlegungen darüber, zitiert ihn der Moskauer Informationsdienst Finmarket. Bevor es aber zu einer Entscheidung komme, werde das Kabinett die Situation am heimischen
Getreidemarkt gründlich analysieren.
Der in Russland Mitte August 2010 ursprünglich bis Jahreswechsel verhängte Ausfuhrstopp war schon einmal bis zum Ende des laufenden Wirtschaftsjahres 2011/12 verlängert worden. Eine weitere Verschiebung der Frist auf Oktober hatte schon Russlands Landwirtschaftsministerin Jelena Skrynnik angekündigt.
Unterdessen hat die Kommission der russisch-weißrussisch-kasachischen Zollunion beschlossen, den sich regulär auf 5 % belaufenden Importzoll auf Weizen, Roggen und Hafer bis Ende Juni 2011 auszusetzen. Den vorübergehenden Verzicht auf die Abgabe bei allen gängigen Getreidesorten hatte zuvor die Russische Getreideunion angesichts der im vergangenen Jahr hohen Ernteausfälle empfohlen.
Wie aus der Mitteilung der Zollunionskommission hervorgeht, ist jedoch diesem Vorschlag in Bezug auf Gerste und
Körnermais vorerst nicht entsprochen worden.
Besorgnis über steigende Lebensmittelpreise
Mittlerweile zeigt sich die Moskauer Regierung zunehmend besorgt über die Preissteigerungen am heimischen Nahrungsmittelmarkt. Staatspräsident Dmitrij Medwedew forderte die Provinzgouverneure und -regierungen auf, übermäßigen Preisaufschlägen bei wichtigen Agrargütern entgegenzuwirken.
Nach Angaben des Statistikamtes sind die
Verbraucherpreise in den ersten sieben Wochen des Jahres in Russland um 3,1 % gestiegen. Dabei verteuerten sich einzelne Nahrungsmittel überdurchschnittlich, beispielsweise Kartoffeln und Weißkohl um mehr als 20 %.
Eine
Umfrage des nationalen Forschungszentrums für die öffentliche Meinung spiegelt eine zunehmende Besorgnis der russischen Bevölkerung über das Inflationstempo wider. So hatten im Februar 80 % der Befragten dieses als sehr hoch beurteilt, gegenüber 35 % bis 37 % im Frühjahr und Sommer 2010.
Hohe Nachfrage nach staatlichem Futtergetreide Für die im vergangenen Jahr verzeichnete Inflation von 8,8 % sorgte laut Wirtschaftsministerin Elvira Nabiullina insbesondere die Verteuerung der Nahrungsmittelpreise. Da 2011 eine bessere Ernte, aber auch zumindest kurzfristig keine Senkung der Erdölpreise auf dem Weltmarkt zu erwarten sei, rechne sie mit einem Rückgang der Inflation auf 7 % bis 8 %, führte Nabiullina im Parlament aus. Hierzu sollten auch die bereits ergriffenen Maßnahmen beitragen wie das Ausfuhrverbot für Getreide, eine höhere Unterstützung der Landwirtschaft und eine Erleichterung der Importe ausgewählter Agrar- und Ernährungsgüter. (AgE)