«Die Menschen wollten raus ins Grüne und haben sich mehr für Parzellen in den Kleingartenanlagen interessiert», berichtet Fred Schenk, erster Vorsitzender des Landesverbands der Gartenfreunde in Brandenburg. Im Verband sind derzeit gut 62.000 Kleingärtner in insgesamt 1.250 Vereinen und 32 Mitgliedsverbänden organisiert. Die Zahlen seien konstant.
«Das jetzt wachsende Interesse vor allem junger Leute kann das Ausscheiden älterer Kleingärtner kompensieren», erklärt der Verbandschef. Vielerorts gebe es keine freien Parzellen mehr oder wenn, dann seien diese sehr schnell vergeben. So etwa beim Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde Potsdam, wo es derzeit 6.200 Parzellen in 125 Kleingartenanlagen gibt. «Ungenutzte Parzellen gibt es sehr wenige und nur dort, wo rechtliche Auseinandersetzungen vorliegend sind», sagt Kreisverbandsgeschäftsführer Christian Peschel.
Im Stadtgebiet Potsdam sei die Nachfrage unverändert hoch. «Insgesamt ist aber die Nachfrage auch unabhängig von Corona gestiegen», berichtet Peschel. In vielen Vereinen gebe es Wartelisten für Parzellen. Für das Kleingartenwesen in Brandenburg insgesamt sieht er, auch durch die Krise, eine große Chance.
«Das Frühjahr hat uns gezeigt, wie wichtig Rückzugsorte sein können. Zudem ist der enorme Beitrag für
Klimaschutz und
Artenvielfalt nicht unbeachtlich», sagt der Kreisverbandsgeschäftsführer.
Die steigende Nachfrage im berlinnahen Raum bekommen auch Kleingartenanlagen in der Fläche zu spüren. «Aktuell gibt es bei uns keine freien Parzellen mehr», sagt etwa Wolfgang Schönfeld, Vorsitzender des Ortsverbands der Gartenfreunde in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin). Im Verband sind zwölf Vereine mit 577 Parzellen organisiert. Mittlerweile hätten auch Berliner und Hamburger die Region für sich entdeckt und Kleingärten gepachtet.
Wie viele der «Neugärtner» allerdings noch im kommenden Jahr ihren Garten haben werden, ist laut Wolfgang Schönfeld schwer zu sagen. Denn einige von ihnen würden die Parzelle lediglich als Wochenendgrundstück sehen. Dabei muss laut Bundeskleingartengesetz mindestens ein Drittel der Fläche für Obst- und
Gemüseanbau genutzt werden. Das Gesetz sei Garant dafür, dass mit den Pachten kein Wucher betrieben werden darf und müsse deshalb auch befolgt werden.
Im Landesdurchschnitt liegt die Jahrespacht pro Quadratmeter bei 12,5 Cent, wie Fred Schenk informiert. Einige Grundstücksbesitzer würden es seiner Meinung nach sicher lieber sehen, wenn sie die Fläche als Bau- oder Wochenendgrundstücke zu lukrativeren Konditionen verkaufen oder verpachten könnten. Und da liege ein weiteres Problem für das Kleingartenwesen. Denn neue Anlagen könnten deshalb nur schwer entstehen. Not macht aber manchmal erfinderisch. «Alternativ können Beet-Partnerschaften in den Anlagen sein», sagt Christian Peschel.
Fred Schenk beurteilt das zurückliegende Jahr größtenteils positiv. Es habe ausreichend geregnet, die Ernte sei vielerorts gut ausgefallen. Auch die Lobby der Kleingärtner sieht er in Brandenburg wieder gestärkt. So könne der Landeskleingartenbeirat im Potsdamer
Landwirtschaftsministerium wieder ordentlich arbeiten.
Zudem habe das Land im Juni zugesichert, die Kleingartenvereine besser zu fördern. Für die Kommunikation mit den Orts- und Kreisverbänden rüstet der Landesverband technisch auf. «Wegen Corona konnten viele Treffen und Ausbildungsseminare nicht stattfinden», berichtet Fred Schenk. Da wolle man digitale Alternativen schaffen.