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27.07.2011 | 09:45 | Obstbranche 

Obstanbaufläche in Brandenburg stark rückläufig

Potsdam - In Brandenburg geht jedes Jahr viel Fläche für den Obstanbau verloren. Pachtverträge laufen aus, Bauern ziehen sich aus Altersgründen zurück oder es wird auf lukrativen Getreide- und Maisanbau umgestellt.

Apfelbaum
In den vergangenen zehn Jahren sind auf diese Weise rund 900 Hektar weggefallen, sagt Manfred Kleinert, Vorsitzender der Fachgruppe Obst im Brandenburger Gartenbauverband.

Bis auf einige positive Einzelbeispiele im Erwerbsobstbau gebe es insgesamt eine schwierige Situation, erläutert Margarete Löffler vom Gartenbauverband. 2010 seien nur noch gut 2.800 Hektar bewirtschaftet worden, 2001 waren es 3.700 Hektar. Die rasante Abwärtsentwicklung zeigt laut Löffler am Beispiel Havelland. Dort gab es nach der Wende auf rund 10.000 Hektar Obstanbau, jetzt sind es noch 1.300 Hektar.

Als Problem wird in einer Analyse für den Verband genannt: «Sowohl im deutschlandweiten Vergleich wie auch zu den benachbarten Bundesländern liegt das Ertragsniveau bei nahezu allen Obstarten unter dem Durchschnitt.» Etwa 60 Prozent der Obstanlagen stammten aus der Zeit vor 1990.

Durch die Überalterung des Baumbestandes sei vor allem im Gebiet Werder/Havel mit weiteren massive Anbaurückgängen zu rechnen. Wegen fehlender Gelder könnten die Kosten für neue und ertragreichere Bestände nicht getragen werden. Kleinert meint: Anlass für einen neuen Schub zur Flächenaufgabe könnte der Frost von Anfang Mai sein.

«Das ist eine einmalige Chance, um aus dem Obstbau auszusteigen.» Vom 1. bis 6. Mai gab es an vier Nächten überraschend Bodenfrost. Nach Angaben des Agrarministeriums sind alle Fruchtarten betroffen. Der Schaden wird auf rund zwölf Millionen Euro geschätzt, sagt Löffler. Ostbrandenburg mit den Gebieten Frankfurt (Oder), Wesendahl/Werneuchen und auch Markendorf sei deutlich stärker betroffen gewesen als der Westen des Landes.

Bei den Hauptanbaukulturen Kern- und Steinobst seien teilweise mehr als 90 Prozent der Früchte und Blüten kaputt gegangen. Dies habe auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Einige Unternehmen hätten wegen der Ausfälle festangestelle Mitarbeiter entlassen. In den Jahren davor war Trockenheit ein Problem und zu viel Regen ist natürlich auch nicht gut für die Pflanzen und die Früchte. «Die Betriebe hatten in den letzten Jahren keine Chance, finanzielle Rücklagen zu bilden», beschreibt Löffler die Situation.

Für die ausfallende Erntezeit könnten Betriebe Kurzarbeitergeld beantragen. Zwei Unternehmen hätten bei dem Thema zwar vorgefühlt, sagte Uwe Menzerath von der Arbeitsagentur Potsdam. Die Mitarbeiter seien inzwischen aber entlassen worden. Damit hatten sich die Fälle erledigt. Wandern entlassen Fachkräfte erst einmal ab, dauert es eine längere Zeit, bis gleichwertiger Ersatz gefunden wird.

«Wenn wir in der Region den Obstanbau halten wollen als Kulturlandschaft, dann muss dies politisch und wirtschaftlich entschieden werden», sagt Kleinert. Es gebe einen starken Kampf zwischen der Produktion von Nahrungsgüter und der Energiegewinnung. Nach seiner Einschätzung bestimmt im Augenblick die Energiefrage den Flächenbedarf. Die Frostschäden könnten ein guter Anlass sein, sich nun umzustellen. (bb)
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