„Möglichst nur in die Nacht hinein oder früh morgens behandeln,“ so der aktuelle Rat der Karlsruher Obstbauexperten vom Amt in Bruchsal im Vorfeld ihres Warndienstes für Kern- und Steinobst sowie für Strauchbeeren.
KernobstApfelwickler: Der Falterflugbeginn der 2. Generation bewegt sich auf einem niedrigen Niveau. Wir empfehlen Befallskontrollen, z.B. bei der Handausdünnung durchzuführen. Bei mehr als 0,5% Befall empfehlen wir ein Granulosevirus-Präparat, wie z.B.
Madex Max/Madex Top 0,05 Liter, max. 10x,
Carpovirusine EVO 2 0,5 Liter, max. 10x, im Abstand von ca. 8-10 Tagen (kürzere Abstände nach hohen Regenmengen oder starker UV-Einstrahlung). Bei stärkerem Befall empfehlen wir Mimic 0,25 Liter, max. 3x, WZ 14 Tage im Abstand von ca. 14 Tagen.
Stippe: Die Stippebehandlungen in regelmäßigen Abständen durchführen. Bei anfälligen Sorten, wie z.B. Braeburn, Boskoop, Pinova empfehlen wir mit den Stippe-Behandlungen mit z.B. Calciumchlorid 2,0 bis 2,5 kg zu beginnen und diese im etwa 10 bis 14-tägigen Abstand fortzuführen. Der Zusatz eines Netzmittels, wie z.B. Break Thru S 301 mit 0,04%, bezogen auf die tatsächlich ausgebrachte Wassermenge, verbessert die Aufnahme. Vorsicht in der Hitzephase bzgl. der Verträglichkeit.
Praxistipp: Für die letzten Behandlungen vor der Ernte empfehlen wir den Umstieg auf einen flüssigen Calcium-Blattdünger, z.B. Düngal-Calcium mit 10 Liter/ha (dadurch weniger fettiger Belag auf den Früchten).
SteinobstPflaumenwickler: Wir erinnern bei spätreifenden Sorten an die Bekämpfung mit Insegar 0,2 kg* (max. 0,6 kg/ha, B1, max. 2x, WZ 28 Tage) spätestens 4 Wochen vor Erntebeginn.
Praxistipps: Nur, wenn die WZ von 28 Tagen nicht eingehalten werden kann, empfehlen wir den Einsatz von
Minecto One, 0,0625 kg*, max. 2 m Kronenhöhe, B1, max. 1x, WZ 7 Tage. Beachten Sie die Bienengefährlichkeit beider Präparate!
StrauchbeerenKirschessigfliege: Bei den hohen Temperaturen sind die Fliegen nicht aktiv und der Befallsdruck ist gering. Derzeit ist ein Befall nur noch bei Brombeeren zu beachten. Wir erinnern an unsere Empfehlung: wiederholt eigene Kontrollen durchführen, in möglich kurzen Abständen zu ernten und dabei alle nicht verkaufsfähigen Früchte mit abzuernten und aus der Anlage zu entfernen. Bei Befall Bekämpfung mit einem zugelassenen Insektizid (Warndienst Nr. 28 vom 17.06.22).
Himbeerrutenkrankheiten: Nach der Ernte der Sommerhimbeeren im mehrjährigen Anbau die Altruten bodeneben ausschneiden und möglichst Schlegelmulchen. Als Fungizidschutz für die verbleibenden Jungruten empfehlen wir bei feuchter Witterung eine Tankmischung aus Flint 0,2 kg/ha oder Malvin WG 1,8 kg/ha und Score 0,4 l/ha, mit gleichzeitiger Wirkung gegen Himbeerrost. Gegen die Himbeerrutengallmücke empfehlen wir nach der Ernte Mospilan SG 0,25 kg/ha, max. 2x pro Jahr.
Unkrautregulierung in Strauchbeeren: Das Herbizid Shark § 22 hat eine Genehmigung für den Einsatz im Freiland nach der Ernte gegen Stockausschläge bei Him- und Brombeeren, Johannis- und Stachelbeeren und Heidelbeeren erhalten (Landesverband Erwerbsobstbau, VSSE, OGM).
Praxistipps: Aufwandmenge 1,0 Liter/ha, Wasseraufwand 500 Liter/ha, max. 1 Anwendung, nur mit abdriftmindernder Düse und Abdriftschutz. Eine Behandlung macht nur Sinn auf grüne, wachsende Pflanzenteile. Die Wirksamkeit ist direkt vergleichbar mit Quickdown + Toil, das nur 2x pro Jahr eingesetzt werden darf. Neue Stockausschläge und Jungruten über 10-15 cm Wuchshöhe werden nicht ausreichend erfasst.
(Informationen des Landkreis Karlsruhe vom 21.07.2022)