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25.04.2017 | 06:42 | Rapsölproduktion 
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Öl von deutschen Rapsfeldern

Berlin - Wenn in diesen Tagen der Raps blüht, befruchten Millionen Bienen und der Wind die Anlagen für die Rapsölproduktion. Für die „Ölproduktion“ sollten möglichst viele Rapskörner in einer Schote enthalten sein.

Rapsölproduktion
Biodiesel aus Rapsöl – Ressourcen- und Klimaschutz im Verkehr (c) proplanta
Der Raps wird in Ölmühlen gepresst, es entstehen Rapsöl und Rapsschrot, das als Eiweißfuttermittel Soja ersetzt. Rapsöl zeichnet sich durch eine Energiedichte aus, die etwa der von Dieselkraftstoff entspricht.

Der flüssige Rohstoff wird in nur einem Verfahrensschritt, der sogenannten Umesterung, zu Rapsölmethylester (RME) - Biodiesel - verarbeitet. Die Dieselkraftstoffnorm erlaubt die Beimischung von bis zu 7 Volumenprozent Biodiesel. Dieselfahrer erkennen dies an der Plakette an der Zapfsäule oder -pistole.

Warum ist Biodiesel aus Raps so wichtig?



1. Für den Ressourcenschutz



Etwa 2,2 Mio. Tonnen Biodiesel, nicht nur aus Rapsöl, wurden 2016 herkömmlichen Diesel hierzulande beigemischt und so die entsprechende Importmenge Erdöl und Devisenausgaben gespart. Die Beimischung von Biodiesel erübrigt Extrazapfsäulen und damit Investitionen in eine neue Infrastruktur.

Der Raps lockert nicht nur sichtbar die Fruchtfolgen auf, sondern trägt dazu bei für die Landwirtschaft bzw. für den ländlichen Raum Absatzmärkte und Wertschöpfung zu erschließen. Denn, noch mehr Getreide macht wenig Sinn angesichts der sehr guten Versorgungslage nicht nur in der Europäischen Union, sondern weltweit und folglich niedrigen Preise für die Landwirte. Raos lockert die getreidereichen Fruchtfolgen auf und ist nicht mit sich selbst verträglich, „Monokulturen“ – wiederholter Anbau auf derselben Ackerfläche ist somit nicht möglich.

Die blühenden Rapsfelder erwecken durchaus auch den Eindruck, dass sehr viel Raps angebaut wird. Das ist nicht der Fall. Der Anteil an der deutschen Ackerfläche beträgt etwa 11 Prozent an der Gesamtfläche Deutschlands nur 3,7 Prozent. Die Rapserntemenge ist bspw. mehr als ausreichend, um den gesamten Dieselkraftstoffbedarf der Landwirtschaft von etwa 1,6 Mio. t durch Biodiesel bzw. Rapsölkraftstoff zu decken (Grafik Haferprinzip heute).
Das Haferprinzip heuteBild vergrößern
Das Haferprinzip heute

2. Für den Klimaschutz



Für die Menschheit ist der Klimaschutz eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben. Ende 2015 wurde in Paris das völkerrechtlich verbindliche Klimaschutzabkommen unterzeichnet. Damit hat sich die Weltgemeinschaft verpflichtet das sogenannte 2-Grad-Ziel einzuhalten. Das bedeutet, dass von heute an nur noch maximal so viel Treibhausgas in die Atmosphäre gelangen darf, dass sich diese bis 2050 um maximal 2 Grad erwärmt. Angestrebt werden soll wenn möglich aber ein 1,5-Grad-Ziel.

Wir schreiben das Jahr 2017, es sind also nur noch 33 Jahre. In praktisch einer Generation soll global gesehen dieses Klimaschutzziel erreicht werden. Kurzum: vor allem die jüngere Generation wird dies nicht nur erleben, sondern auch persönlich ihren Beitrag leisten müssen.

Was ist zu tun?



Deutschland geht voran mit dem Klimaschutzaktionsplan 2020 und dem Klimaschutzplan 2050. Die nationalen Aktionspläne umfassen ein Maßnahmenpaket, um bis 2020 die Treibhausgasemissionen um 40 Prozent und bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 (Basisjahr) zu reduzieren. Der Klimaschutzplan 2050 sieht als Zielvorgabe die Treibhausgasminderung um etwa 90 Prozent vor. Dies bedeutet, dass der Verkehr 2050 praktisch „fossil“ frei ist. Viele Alternativen, wie die eMobilität befinden sich erst in der Entwicklung.

Die Infrastrukturen für diese und andere Alternativen sind entweder nicht vorhanden oder erst im Aufbau. Experten weisen darauf hin, dass aber bereits das Klimaschutzziel in 2020 verfehlt wird, wenn nicht noch mehr Anstrengungen unternommen werden.

Mit Biodiesel kann bereits heute flächendeckend mit der bestehenden Dieselfahrzeugflotte ein Beitrag zur Treibhausgaseinsparung geleistet werden. Die Klimaschutzziele und die ambitionierten Fristvorgaben im Blick kann auf diese Alternative nicht verzichtet werden. Biodiesel muss die Grundlage sein, über technologische Fortschritte weitere, aber nachhaltig erzeugte Rohstoffquellen aus der Landwirtschaft zu erschließen.

Es ist die Summe dieser und weitere Alternativen zu denen auch der vollelektrische Antrieb oder auch die Gewinnung von Kraftstoffen aus erneuerbaren Strom (Power-to-Gas, Power-to-Liquid) gehören, die kurz- bzw. langfristig einen spürbaren Beitrag zur Treibhausgasminderung im Verkehr beitragen müssen. Denn, was bereits heute an Klimagasen eingespart werden kann, entschärft den Handlungsdruck in späteren Jahren. Technologiegläubigkeit und „Hoffnung“ sind keine guten Ratgeber auf dem Weg zum Klimaschutzziel.

Woran ist diese Herausforderung messbar?



Der Batteriebetrieb auf Basis nachhaltig erneuerbarer Energien wird perspektivisch eine große Rolle spielen, jedoch erfolgt die Marktdurchdringung evolutionär und nicht „revolutionär“. Die Aufgabe ist gewaltig, denn es geht hierzulande darum grundsätzlich, Stand 2016, ca. 18 Mio. t Ottokraftstoff und ca. 37 Mio. t Dieselkraftstoff zu ersetzen.

Biokraftstoffe (Biodiesel und Bioethanol) ersetzen aktuell etwa 5% des Kraftstoffbedarfs in Deutschland. Diese Zahl scheint auf den ersten Blick wenig, aber um diese Menge bspw. durch erneuerbaren Strom aus Windkraftanlagen zu ersetzen, müssten von den etwa 26.800 Windkraftanlagen 9.500 allein für die Batterieversorgung „reserviert“ werden.
Energiebereitstellung aus erneuerbaren EnergieträgernBild vergrößern
Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energieträgern
Für das nationale Klimaschutzziel von 40% Treibhausgasminderung hat die Bundesregierung nach Wirtschaftssektoren unterteilt, bestimmte Ziele vorgegeben. Diese müssen bis 2030 erfüllt werden. Wie die Abbildung 2 (Tabelle THG-Minderungsziele nach Sektoren bis 2030) zeigt, hat der Verkehr seit 1990 praktisch keinen Beitrag zur Treibhausgasminderung geleistet.

Zwar wurden die Motoren im Kraftstoffverbrauch immer effizienter, jedoch die Fahrzeuge gleichzeitig immer schwerer und mit zunehmend mehr „Elektrik“ ausgestattet. Zudem wird zunehmend Kritik laut, dass neben den Stickoxidmessungen auch die Angaben der CO2-Werte je km für Pkw nicht korrekt gemessen wurden.

Pkw stoßen mehr CO2 je km aus, als angegeben, wenngleich der finale reale Wert selbstverständlich ohnehin vom jeweiligen Fahrverhalten abhängt. Es liegt somit vor allem auch an dem jeweiligen Umweltbewusstsein und folglich an dem erworbenen Fahrzeugtyp und Fahrverhalten die Treibhausgasbelastung als Teilnehmer im Straßenverkehr zu minimieren.

Zusammengefasst: die Treibhausgasminderung des Straßen- und besonders des Flugverkehrs ist eine komplexe Herausforderung, die selbstverständlich auch durch eine Verbesserung des Angebots öffentlicher Verkehrsmittel, Car-sharingkonzepte, die persönliche Bereitschaft verstärkt Busse und Bahnen zu nutzen und weiterer Optionen neben der Umstellung auf regenerative Kraftstoffe und Antriebe beinhalten muss. Allerdings, auf die „Vorleistung“ von nachhaltigen Biokraftstoffen wie Biodiesel und Bioethanol für den Klimaschutz kommt es schon jetzt an – warum? - ganz einfach: es gibt sie.

Biodiesel – Akzeptanz durch Zertifizierung und Effizienz



Biokraftstoffe wie Biodiesel dürfen in Deutschland oder in der Europäischen Union nicht so ohne weiteres Diesel zugemischt werden. Die Richtlinie zur Förderung der Verwendung von erneuerbaren Energien (2009/28/EG) sieht hier bestimmte Nachhaltigkeitsanforderungen an die Herkunft der Biomasse, soziale Standards und der Treibhausgasminderung vor. Ab 2018 muss die nachgewiesene Treibhausgasminderung gegenüber Diesel mindestens 50% betragen.

Für den Nachweis hat die EU-Kommission Zertifizierungssysteme zugelassen, die nicht nur in Deutschland, sondern in allen Ländern akzeptiert bzw. eingeführt werden müssen, die Biodiesel bzw. Biokraftstoffe nach Deutschland bzw. in die EU exportieren. Deutschland geht einen Schritt weiter, indem die Unternehmen der Mineralölwirtschaft eine bestimmte Treibhausgasminderung nachweisen müssen. Diese beträgt für den Zeitraum 2017 bis 2019 mindestens 4 % und ab 2020 mindestens 6%.

Die Rechnung ist eigentlich ganz einfach: ein Unternehmen verkauft Diesel und Benzin. Diese Menge wird multipliziert mit dem Emissionswert von 83,8 g CO2 je Megajoule (bezogen auf den Energiegehalt). Diese Menge CO2 muss im aktuellen Kalenderjahr um 4% reduziert werden. Diese Verpflichtung ist mit Biokraftstoffen einfach erfüllbar. Aber die Unternehmen sind natürlich daran interessiert mit möglichst wenig Biokraftstoff und kostengünstig diese Verpflichtung zu erfüllen. So entstand hierzulande ein technologie- und rohstoffoffener Wettbewerb um die beste Treibhausgaseffizienz.

Die Auswertung der in Deutschland zuständigen Stelle, die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) bestätigt, dass im Durchschnitt der Biokraftstoffe eine Treibhausgasminderung von 70 Prozent (!) erreicht wird. Nach Berechnungen der BLE wurden 2015 etwa 6,5 Mio. t CO2 durch Biokraftstoffe eingespart. Diese Form des Wettbewerbs ist international einmalig und sollte deshalb nicht nur in der EU, sondern auch für andere Sektoren eingeführt werden, die Biomasse aktuell und in Zukunft verstärkt als Rohstoffquelle für die energetische oder stoffliche Nutzung einsetzen.

…und die Tank-/Teller-Diskussion?



Deutschland und die Europäische Union zählen zu den Regionen in der Welt mit den höchsten Getreideerträgen. Trotz der Nachfrage von der Lebensmittelwirtschaft und der Futtermittelindustrie muss die EU Getreide exportieren. Defizitär ist dagegen die Versorgung mit Futterprotein.

Der Rapsanbau trägt in diesem Sinne marktausgleichend und preisstabilisierend dazu bei das Proteindefizit zu reduzieren, denn der Anteil Rapsschrot an der Erntemenge (durchschnittlich 5,5 Mio. t) beträgt etwa 60%. Raps ist damit in Deutschland und in der EU (Erntemenge ca. 21 Mio. t) die mit Abstand wichtigste gentechnikfreie Proteinquelle. Zunehmend mehr Milchprodukte, Eier und auch Rindfleischprodukte werden mit dem Label „ohne Gentechnik“ gekennzeichnet. Überdies werden Forschungsvorhaben gefördert Rapsprotein unmittelbar als Proteinquelle für den menschlichen Verzehr zu erschließen.

Schlussfolgerung: Ohne den Absatz von Rapsöl zur Herstellung von Biodiesel ist der Rapsanbau zukünftig in diesem Umfang wirtschaftlich nicht darstellbar. Die Koppelproduktion und Verwendung von Rapsöl und -protein ist das wirtschaftliche Fundament, damit auch in Zukunft blühende Rapsfelder das Landschaftsbild prägen.
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 25.04.2017 11:59 Uhrzustimmen(54) widersprechen(20)
EILMELDUNG in der heutigen top-agrar-Fachpresse / Wiederholung, Klappe die 3. oder 4. ....!?
Der kanadische Canola-Raps rettet jetzt den Weltmarkt, nachdem unser europäischer Binnenmarkt ggf. in Teilen in der aktuellen Vegetationsperiode versagen könnte! Gebe ich mich ausschließlich Halluzinationen hin, wenn ich mich dunkel erinnere, dass die zuletzt eingefahrene kanadische Rapsernte in der wichtigen Erntephase erheblich nasse Füße bekommen hat!? Ja nun, sicherlich der absolut einmalige Ausrutscher unseres Wettergottes. Die Ära Trump hat den nordamerikanischen Kontinent per Dekret vom Klimawandel befreit und somit sind Frostperioden, wie sie aktuell unsere deutschen/europäischen Äcker heimsuchen, für alle Zeiten gänzlich eliminiert, jedwede Wetterkapriolen auf weite Sicht hin dürfen vollkommen ausgeschlossen werden. Das Ertragsniveau der Kanadier kann demnach von 20 dt/ha auf sagenhafte 50 dt/ha problemlos gesteigert werden...!!!(?) - Wen jucken bei derart phänomenalen Aussichten die Wünsche der europäischen Verbraucher -UNSEREM KÖNIG KUNDE- die LibertyLink-Rapsöl auf dem eigenen Teller ablehnen, wenn doch die „Ölquellen“ unserer Rapsverarbeiter überreich sprudeln, ob angereichert mit gut fettlöslichen Wirkstoffen der Agrarchemiegiganten spielt dabei wirklich eine absolut untergeordnete Rolle. Hauptsache die deutschen/europäischen Bauern sind erst einmal bestens verschnürt in Ihrem CC-Korsett weggepackt...!!!
Die UFOP als Appendix des Bauernverbandes sollte mittlerweile vielleicht durchaus angebrachte Überlegungen anstellen, ob man künftig nicht die eigene Daseinsberechtigung über die kanadischen Bauern in Form von Mitgliedsbeiträgen finanzieren könnte...!?
agricola pro agricolas schrieb am 25.04.2017 09:38 Uhrzustimmen(48) widersprechen(6)
WERTSCHÄTZUNG für WEN versus absoluter WERTSCHRÖPFUNG durch WEN, gnadenlos gegen WESSEN INTERESSEN!? - Ja, werte UFOP, da mangelt es trotz der ellenlangen Darlegungen erheblich am geistigen Tiefgang. - Horizonterhellendes Nachsitzen ist angesagt!!! - Aus Sicht eines kleinen tumben Bäuerleins.
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