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17.09.2010 | 13:45 | Nachhaltigkeitszertifizierung  

Ölmühlen besorgt um ausreichende Versorgung mit marktfähigen Ölsaaten

Hamburg/Berlin -      Die deutschen Ölmühlen sind zunehmend besorgt um eine rechtzeitige Versorgung mit zertifizierter Rapssaat.

Rapssaatgut
„Grund sind die auftretenden Verzögerungen im Zertifizierungsprozess und ungeklärte Fragen“, unterstreicht Dr. Jörg Eggers, stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID). Die Ölmühlen und Biodieselanlagen als Flaschenhalsbetriebe sind zwar nahezu vollständig zertifiziert und damit handlungsfähig, Hauptengpass ist jedoch die erforderliche Zertifizierung von ca. 1.500 Handelsfirmen. Die Zertifizierer benötigen ein bis zwei Tage pro Unternehmen, derzeit sind ca. 45 Ersterfasser zertifiziert.

Die deutsche Mineralölwirtschaft darf jedoch zum 1.1.2011 nur noch 100-prozentig zertifizierten Biodiesel vertreiben. Dies bedeutet, dass diese Ware möglichst bis Mitte Oktober in den Zolllägern der Mineralölindustrie sein muss. Spätestens zu diesem Zeitpunkt müssen alle Nachhaltigkeitsnachweise vorliegen. „Schon jetzt ist absehbar, dass es zum Jahresende ein großes Delta zwischen Nachfrage und Angebot an nachhaltig zertifizierter Ware geben wird“, betonte Eggers auf einer Pressekonferenz von OVID in Hamburg. Auch Landwirte sind verunsichert, eine notwendige Selbsterklärung hat bisher nur etwa die Hälfte der Landwirte unterzeichnet.

Um die Beimischung von Biodiesel in Deutschland zu gewährleisten, wäre eine nahezu vollständige Zertifizierung der deutschen Rapsernte in Höhe von 5,6 Mio. Tonnen erforderlich, da systembedingt keine zertifizierten Rapsimporte zu erwarten sind. Die Folgen für die Verarbeitung von Rapssaat in Deutschland und damit auch auf die Verfügbarkeit von Rapsschrot sind derzeit schwer abzuschätzen. Kurzfristige Engpässe auf dem Eiweißfuttermittelmarkt kann man nicht ausschließen. Dies unterstreicht auch Uwe Fischer, Vorsitzender des Futtermittelausschusses von OVID: „nichtzertifizierte Rapssaat dürfte in Deutschland situationsbedingt kaum noch Absatzmärkte finden“.

Auch der Sojamarkt ist immer noch von Versorgungsengpässen bedroht. Grund ist die GVO-Nulltolleranzregelung, die auch für solche Sorten gilt, die in den Anbauländern schon geprüft und zugelassen sind: kleinste Spuren oder Stäube von diesen GVOs haben zur Folge, das ganze Schiffsladungen Sojabohnen nicht verkehrsfähig sind, wenn die gefundenen Spuren nicht auch in der EU zugelassen sind - so geschehen in 2009 in Spanien. Aufgrund der Verzögerungen im Zulassungsverfahren der EU entsteht jedoch immer wieder eine enorme zeitliche Lücke zwischen der Zulassung in den Anbauländern und der EU.

Die derzeit in Brüssel diskutierte Option, nur für Futtermittel eine sogenannte „technische Lösung“ zu etablieren, löst jedoch das Problem der Ölmühlen in Deutschland und der EU nicht. Aus den 3 Mio. Tonnen nach Deutschland importierten Sojabohnen wird neben dem Schrot auch Sojaöl und hochwertiges Sojalecithin für die Ernährungsindustrie gewonnen. Eine technische Lösung allein für Futtermittel würde die Rechtsunsicherheit für die Verarbeiter erhalten und zu einem schleichenden Export der Wertschöpfung aus der inländischen Verarbeitung agrarischer Rohstoffe in Drittländer führen.
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