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04.12.2022 | 08:02 | EU-Düngemittelversorgung 

Organischer Dünger kann mineralische Nährstoffe nur begrenzt ersetzen

Brüssel - Der Hoffnung einiger Akteure, dass Stickstoff und Phosphor aus mineralischem Dünger durch organische Quellen ersetzt werden könnten, wird von Seiten der EU-Düngemittelindustrie entgegengetreten.

Organischer Dünger
Fertilizers Europe beziffert die EU-weite Jahresmenge an Stickstoff aus wiederverwertbaren Quellen auf rund 7,8 Millionen Tonnen. (c) proplanta
Wie der Generaldirektor des Europäischen Düngemittelverbandes (Fertilizers Europe), Jacob Hansen, am Dienstag (29.11.) vor dem Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments feststellte, kommen in der EU jährlich rund 7,8 Mio. t Stickstoff aus wiederverwerteten und meist organischen Quellen als Pflanzennährstoff zum Einsatz. Dem stünden allerdings etwa 10,9 Mio. t Stickstoff aus mineralischen Quellen gegenüber, erklärte Hansen.

Etwas anders, so seine Darstellung, sieht dies mit dem Phosphor aus recycelten Quellen aus. Die betreffende Menge beläuft sich dem Dänen zufolge auf 1,9 Mio. t jährlich. Aus mineralischem Dünger stammen derweil etwa 1,4 Mio. t des in der Pflanzenproduktion eingesetzten Phosphors. Der Generaldirektor von Fertilizers Europe berief sich bei diesen Zahlen auf Schätzungen der Rise-Foundation aus dem Jahr 2016. Großes Potential für eine verbesserte Ausnutzung des Nährstoffeinsatzes sieht Hansen durch die gezielte Aufwertung organischer Düngemittel wie Stallmist und Gülle über mineralische Düngemittelkomponenten.

Hierdurch könne dem Bedarf der Pflanze am besten entsprochen werden. Grundsätzlich bestehe das Problem bei organischen Düngern darin, dass diese nur schwer zu standardisieren seien und daher auch weniger effizient ausgebracht werden könnten. Prof. Lars Stoumann Jensen von der Universität Kopenhagen gab zu bedenken, dass die Tierhaltung in der Europäischen Union „sehr ungleich“ verteilt sei.

Hohe Konzentration unterbinden

Dies mache es erforderlich, die anfallenden organischen Dünger auf tierarme Regionen umzuverteilen, stellte der dänische Wissenschaftler fest. Dies sei jedoch kein leichtes Unterfangen, da viele Düngersubstrate, wie beispielsweise Gülle, aufgrund des hohen Wassergehaltes nur zu relativ hohen Kosten transportiert werden könnten. Eine Aufbereitung der Gülle, beispielsweise durch eine Trocknung und Pelletierung, sei wiederum durch die hohen Energiekosten zumindest aktuell schwierig.

Silvia Michelini von der Generaldirektion für Landwirtschaft (DG AGRI) in der EU-Kommission konstatierte, dass sich die europäische Düngemittelindustrie aufgrund der hohen Energiepreise in ihrer schwersten Krise seit den 1970er-Jahren befinde. Auch vor diesem Hintergrund werde die Brüsseler Behörde Anfang 2023 einen Nährstoffmanagementplan vorlegen. Dieser werde unter anderem vorsehen, den Ersatz mineralischer Dünger durch die Aufbereitung von Klärschlamm oder Biogassubstrate zu forcieren.

Zugleich bekräftigte Michelini, dass die Kommission am Ziel der Farm-to-Fork-Strategie, bis 2030 die Nährstoffverluste zu halbieren, festhalten wolle. Derweil unterstrichen die Agrarsprecher der EVP und der Grünen/EFA, Herbert Dorfmann und Martin Häusling, unisono die Notwendigkeit, die Tierhaltung in der EU wieder weitflächiger zu ermöglichen und eine zu hohe Konzentration auf wenige Gebiete zu unterbinden.
AgE
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